100 Jahre Patrice Lumumba – Feuer, das nicht erlosch

Verehrte Leserschaft! Im folgenden ein Artikel des Genossen Henrique Pousão zum 100. Geburtstag von Patrice Lumumba:
Am 2. Juli 2025 jährt sich zum hundertsten Mal der Geburtstag von Patrice Émery Lumumba – einem Mann, der nicht nur für die Unabhängigkeit des Kongo kämpfte, sondern für die Befreiung eines ganzen Kontinents. Ein Revolutionär. Ein Pan-Afrikanist. Ein Sozialist. Ein Kämpfer gegen Kolonialismus, Rassismus und imperialistische Ausbeutung.
Viele rühmen sich heute seines Namens. Doch wenige tragen seinen Mut in der Brust. Denn Lumumbas Weg war kein bequemer Marsch in die Geschichtsbücher – es war ein Gang durch Feuer, durch Verrat, durch Blut. Und er ging ihn, aufrecht, wissend, dass man ihn töten würde.
Kolonialismus in seiner brutalsten Form: Belgien im Kongo
Die belgische Kolonialherrschaft war kein Kapitel der Entwicklung – sie war ein Jahrhundert des Terrors. Der Kongo wurde von 1885 an zum privaten Arbeitslager König Leopolds II. erklärt – euphemistisch „Kongo-Freistaat“ genannt, doch in Wahrheit ein Ort systematischer Versklavung.
Die Zwangsmaschine Kautschuk: Millionen Kongolesen wurden gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen Rohstoffe für den Weltmarkt zu ernten. Erfüllten sie ihre Quoten nicht, wurden sie ausgepeitscht, verschleppt – oder getötet.
Amputationen als Herrschaftszeichen: Die belgischen Milizen ließen Gliedmaßen abschneiden – nicht nur zur Strafe, sondern auch als makabre „Buchführung“ über verschwendete Kugeln.
10 Millionen Tote. Das ist die Bilanz dieser Hölle – eine halbe Nation ausgelöscht.
Kulturelle Auslöschung: Belgien verbot den Zugang zu Bildung, hielt die Bevölkerung bewusst unmündig. Die „Zivilisierungsmission“ war nichts als ein Vorwand für Raub und Kontrolle.
Das war das Erbe, gegen das Lumumba aufstand. Nicht mit Bitten. Nicht mit Reformen. Sondern mit der klaren Forderung: Freiheit. Jetzt. Ohne Kompromisse.
Der Aufstieg des Lumumba: Stimme eines wachen Kontinents
Patrice Lumumba wurde 1925 im Herzen des kolonial unterdrückten Kongo geboren. Doch seine Gedanken kannten keine Fesseln. Als Autodidakt, Redner und Organisator wurde er zum Wortführer einer neuen afrikanischen Generation – mutig, entschlossen, sozialistisch geprägt, über Stammesgrenzen hinausdenkend.
Mit dem Mouvement National Congolais (MNC) gründete er 1958 eine Partei, die nicht um Teilhabe bat – sie forderte die völlige Unabhängigkeit, die Souveränität des Volkes, die sozialistische Umverteilung der Reichtümer, die Einheit Afrikas.
„Afrika hat keinen Meister mehr zu akzeptieren. Afrika wird frei sein – mit oder ohne eure Zustimmung.“ – Patrice Lumumba
Bereits 1958 sagte Lumumba in einem Interview mit der „Tribune Africaine“:
„Wir kämpfen für die politische Unabhängigkeit, aber vor allem für wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Das ist die einzige Art, echte Freiheit zu erreichen.“
Am 30. Juni 1960 war es soweit: Der Kongo wurde unabhängig. Lumumba, gerade 35 Jahre alt, wurde Premierminister. Bei der Unabhängigkeitsfeier hielt er eine Rede, die die Welt erschütterte – weil sie die Wahrheit aussprach, ungefiltert, mutig, klar.
„Wir haben das Unrecht, die Demütigungen, die Schläge, die Ausbeutung nicht vergessen. Unsere Wunden sind noch offen.“ – Aus Lumumbas Unabhängigkeitsrede, 1960
In jener Rede sagte er auch deutlich:
„Wir sind heute frei, aber unser Freiheitskampf ist noch nicht beendet. Wir verlangen nicht nur politische Unabhängigkeit, sondern soziale Gerechtigkeit und Würde für unser Volk.“
Der Preis der Wahrheit: Lumumbas Märtyrertod
Doch seine Ehrlichkeit war zu viel für die imperialen Mächte. Belgien, die USA, ihre Geheimdienste – sie alle wollten ihn weg. Als sich Lumumba weigerte, eine Marionette zu sein, und sich sogar an die Sowjetunion wandte, war sein Schicksal besiegelt.
Er wurde gestürzt, verschleppt, gefoltert – und am 17. Januar 1961 in Katanga ermordet. Sein Körper wurde aufgelöst in Säure. Doch sein Geist, seine Idee – die ließen sich nicht vernichten.
„Was wir Afrika bringen müssen, ist keine Kopie Europas – sondern die afrikanische Seele, befreit.“ – Patrice Lumumba
In seinen letzten öffentlichen Worten betonte Lumumba im Dezember 1960:
„Ich sterbe dem Glauben an ein freies, unabhängiges, sozial gerechtes Afrika. Die Kolonialmächte mögen meinen Körper zerstören, doch meine Idee wird nicht sterben.“
Wenn du willst, kann ich auch den zweiten Teil des Artikels – der den Bezug zur Gegenwart herstellt – mit authentischen Zitaten ergänzen und dabei den ursprünglichen Ton beibehalten. Möchtest du das?
Heute: Neue Flaggen, alte Ketten
100 Jahre später ist der Kongo wieder reich – an Kobalt, Lithium, Coltan. Rohstoffe, die die Welt braucht für Smartphones, Elektroautos, grüne Technologien. Doch wer profitiert?
Multinationale Konzerne fördern unter oft katastrophalen Bedingungen. Kinder schuften in Minen. Regierungen sind abhängig von Auslandskrediten, westlichen Investitionen oder chinesischer Infrastruktur.
Die Formen haben sich verändert – die Logik nicht.
Der Kolonialismus trägt heute Anzug statt Uniform. Statt Missionaren kommen Berater. Statt Bajonetten wirken Schulden, Handelsabkommen, geostrategische Abhängigkeiten.
Und wieder: Der Kongo ist Spielball globaler Mächte. Wieder einmal geschieht der Ausverkauf unter dem Deckmantel von Entwicklung und Partnerschaft – doch wer stellt die Systemfrage?
Ein Erbe für die Mutigen
Patrice Lumumba bleibt nicht nur ein Name. Er ist ein Prüfstein. Ein Ruf. Ein Maßstab für alle, die vom „Pan-Afrikanismus“ sprechen, ohne bereit zu sein, imperiale Strukturen wirklich zu bekämpfen. Für alle, die „Freiheit“ sagen, aber vor der Konsequenz zurückschrecken.
Lumumba wollte mehr als Flaggen und Hymnen. Er wollte Gerechtigkeit. Bodenreform. Bildung. Einheit. Würde.
„Die Geschichte wird sagen, dass wir auf der Seite der Freiheit standen. Auch wenn wir gefallen sind.“
Der Funke in der Gegenwart
Lumumba lebt – in jedem Menschen, der sich nicht beugt. In jeder Bewegung, die sich gegen Landgrabbing, Extraktivismus, Polizeigewalt oder Korruption auflehnt. In jeder Stimme, die sagt: Unabhängigkeit ist mehr als Symbolik – sie ist Handlung, Risiko, Systemwandel.
Afrika wird sich vereinen – oder untergehen.
Patrice Lumumba war mehr als ein Politiker – er war der Aufschrei eines Kontinents nach Würde. Sein Leben wurde ausgelöscht, doch seine Idee überlebte Kugeln, Säure und Schweigen. Heute, hundert Jahre nach seiner Geburt, bleibt seine Vision ein Prüfstein für Afrikas Zukunft.
Wer Freiheit sagt, muss auch den Mut haben, sie zu fordern – auch gegen die Strukturen von heute. Lumumba erinnerte uns daran, dass echte Unabhängigkeit mit Gerechtigkeit beginnt, nicht mit Verträgen. Sein Vermächtnis ist kein Denkmal aus Stein, sondern ein Funke, der in uns weiterleben kann. Es liegt an uns, diesen Funken zum Feuer zu machen.