Zur Frage des Selbststudiums

Wer Mangel an Zeit zum Studium vorschützt, der vernachlässigt es, auch wenn er Zeit dazu hat.”1 – Kim Jong Il

Die Wege zum Marxismus sind in der heutigen Welt relativ vielfältig, vor allem durch das Nichtbestehen einer marxistisch-leninistischen Avantgardepartei von bedeutender Größe.

Aus diesem Grund gibt es eine ganze Reihe an jungen Leuten, die meinen, sie könnten sich als “Kommunisten” bezeichnen, ohne die qualitativen Anforderungen dafür zu erfüllen. Dazu bedürfte es vor allem Anstrengungen im marxistischen Selbststudium. Dieses findet aber nur sehr unzureichend statt.

Ein großes Problem dabei ist der Konsum von vor allem Kurzvideos2. Es gibt natürlich auch politische YouTuber mit längeren Videos, aber auch diese können kein Theorietextstudium ersetzen, nicht einmal ansatzweise. Diese werden aber gerne konsumiert, weil die Konzentrationsspanne abgenommen hat – und diese hat abgenommen, weil diese kurzweiligen (und kleingeistigen) Inhalte zu Unterhaltungszwecken konsumiert werden. Ein Teufelskreis, den man nur dadurch durchbrochen bekommt, indem man TikTok löscht und seine Konzentrationsfähigkeit langsam trainiert, z. B. durch das Lesen erst kürzerer, leichter verständlicher Lektüre, um die Grundlagen zu legen für längere, fortgeschrittenere Werke.

Ein anderes Problem ist der angebliche Mangel an Zeit. Dieser trifft vor allem zu, wenn jemand im Berufsleben steht und Vollzeit arbeitet. Dennoch ist Zeitmangel keine Erklärung dafür, sich nicht einmal mit Grundlagen zu beschäftigen. Man sagt so schön, dass man immer mal in der Lage ist, Zeiträume zu schaffen, wenn einem etwas wichtig ist. Dies betrifft in der Regel das Zeitnehmen für andere Personen, in diesem Fall aber für das eigene Theoriestudium.

Kim Jong Il sagte einmal:

Es ist nichts weiter als ein Vorwand, dass die Funktionäre meinen, sie könnten nicht studieren, weil sie zu viel Arbeit und keine Zeit dazu hätten. Die antijapanischen Partisanen hatten auch in den Tagen des harten Kampfes gegen den Feind und des schweren Marsches die Bücher nicht aus der Hand gelegt und täglich ohne Unterbrechung gelernt, auch wenn sie Mahlzeiten auslassen mussten.”3

Die materiellen Bedingungen zum Selbststudium waren früher härter als heute. Deutschland ist nicht Korea, das ist offensichtlich. Aber dennoch kann man zu Kim Jong Ils koreanischem Beispiel das der deutschen kommunistischen Widerstandskämpfer gegen den Hitlerfaschismus anführen. Und selbst in der Nachkriegszeit in der DDR waren die Bedingungen schwieriger, vor allem im Hinblick auf den Zugriff auf Informationen.

Das eigentliche Problem liegt in einem Mangel an Selbstdisziplin. Auch eine Organisation lebt nicht primär von Belohnungsanreizen in Form von Auszeichnungen und Disziplinarmaßnahmen, also Strafen. Wenn die Basis überwiegend undiszipliniert ist, nützt es nichts, wenn die leitenden Organe es mit Zuckerbrot und Peitsche versuchen. Sie fällt trotzdem auseinander, weil man durch äußeren Druck erhalten will, was in sich nicht zusammenhält.

Bisher war nur die Rede von jungen Genossen, die noch nicht zur Partei gefunden haben. Wie soll das erst einmal in der Partei aussehen? Das ist auch nicht viel anders als wie Kim Jong Il bereits sagte. Der Altbolschewik Jemeljan Michailowitsch Jaroslawskij schrieb in “Was die Partei vom Kommunisten fordert”:

Kann ein Mitglied einer Partei, die die Leninsche Partei genannt wird, an diesen Fragen vorbeigehen, ohne sich damit bekannt zu machen, wie Lenin diese Fragen stellte und löste? Geht es an, dass er das alles nicht weiß? Er muss es wissen und muss es studieren. Er kann sich nicht damit herausreden, dass er absolut keine Zeit habe. Er muss die Zeit dazu finden,—und wenn er eine oder zwei Stunden von seiner Ruhezeit dazu hergeben muss, um Lenin zu studieren.”4

Ist das ohne Selbstdisziplin möglich? Definitiv nicht!

Woher bekommt man Selbstdisziplin? Durch einen starken Willen, sich für die gemeinsame Sache einzusetzen. Dann findet man auch noch ein paar Zeiträume und Kapazitäten, sich für die sozialistische Sache einzusetzen – und sei es nur im kleinen Rahmen.

Lasst uns unsere Potenziale vollständig ausschöpfen und uns für die gemeinsame Sache vorarbeiten!

1“Die Parteifunktionäre müssen sich zu politischen und fachlich hochqualifizierten Menschen entwickeln” (18. Mai 1971) In: Kim Jong Il “Ausgewählte Werke”, Bd. 2, Verlag für fremdsprachige Literatur, Pyongyang 1995, S. 249 (E-Book).

3“Die Parteifunktionäre müssen sich zu politischen und fachlich hochqualifizierten Menschen entwickeln” (18. Mai 1971) In: Kim Jong Il “Ausgewählte Werke”, Bd. 2, Verlag für fremdsprachige Literatur, Pyongyang 1995, S. 247 (E-Book).

4J. M. Jaroslawski “Was die Partei vom Kommunisten fordert”, Fortschrittsverlag, Berlin 2024, S. 61.

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