Ansichten zur pädagogischen Arbeit unter den Massen

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Der Sozialismus braucht nicht nur die Herrschaft einer neuen Klasse, des Proletariats, sowie eine neue Ökonomie, ausgedrückt im gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln und der Wirtschaftsplanung, sondern auch eine geistige Umwälzung, die nicht bloß oberflächlich in der bloßen Zurkenntnisnahme von Wissen ausgedrückt ist, sondern in der Veränderung der zwischenmenschlichen Beziehungen und einer grundsätzlichen Veränderung des Menschenbildes. Che Guevara brachte dieses Problem auf den Punkt: „Der wirtschaftliche Sozialismus ohne kommunistische Moral interessiert interessiert mich nicht. Wir kämpfen gegen das Elend, aber gleichzeitig auch gegen die Entfremdung. Eines der grundlegenden Ziele des Marxismus ist die Abschaffung des Interesses, des Faktors ´persönliches Interesse´, und des Gewinnes als psychologischer Motivationsfaktor. Marx hat sich sowohl mit den wirtschaftlichen Faktoren beschäftigt als auch mit ihren Auswirkungen auf die Gedanken. Er nannte dies ´Bewußtsein´. Wenn der Kommunismus sich nicht mehr um das Bewußtsein kümmert, dann kann er eine Distributionsmethode, aber niemals eine revolutionäre Moral sein.“1 Der letzte Satz ist jedoch nicht richtig. Ohne Umwälzung des Bewusstseins, durch rein ökonomische Maßnahmen, endet man im Revisionismus und der kapitalistischen Restauration. Wenn es so läuft, wie unter Liu Schaotschis Regierungszeit in China, dass man den Arbeitern praktisch sagt „Halt die Klappe und mach deine Arbeit!“2, dann geschieht das. Unter solchen Umständen wird die Arbeiterklasse nicht zum Souverän und sich auch nicht dessen Rolle bewusst. Kurz gesagt: Ohne sozialistisches Bewusstsein gibt es keinen sozialistischen Aufbau. Nur über das bewußte Denken und Handeln der Menschen wird der umfassende Aufbau des Sozialismus verwirklicht.“3, wie Walter Ulbricht einst sagte. Aber die Bewusstseinsbildung braucht Zeit und vor allem einen Plan.

Was ich hier schreibe ist keineswegs neu, allein deshalb schon, weil es existierte, bevor ich mir über dessen Existenz bewusst geworden bin. Dennoch hoffe ich, eine gute Zusammenfassung des bürgerlichen und sozialistischen Menschenbildes darzulegen und wie wir das sozialistische Bewusstsein verbreiten können mit dem sozialistischen Humanismus als moralische Grundlage. Die nachfolgende Abhandlung sei nicht als ein Schema zu betrachten, sondern als eine Orientierung für die Praxis. Es ersetzt keine Konkretisierung aufgrund einer Analyse der vorhandenen lokal gegebenen Umstände. Wie Rosa Luxemburg einst in einem Brief schrieb: „Wir sind an geschichtliche Entwicklungsgesetze gebunden, und diese versagen nie, wenn sie auch manchmal nicht just nach Schema F gehen, das wir uns zurechtgelegt haben.“4 Betrachtet es als einen Leitfaden zur Anwendung.

Das kapitalistische Menschenbild

Der Kapitalismus hinterlässt generell ein Menschenbild, das zwar selten in Reinform existiert, aber mehr oder weniger die Menschen prägt, die unter ihm aufwachsen. Egoismus bzw. Individualismus, Chauvinismus, Kosmopolitismus, Rassismus, Karrierismus, unsolidarisches Verhalten „mit dem Ellenbogen“, Sexismus, Beschönigung von Ausbeutung, sowie weitere die Arbeiterklasse und die Werktätigen spaltenden Anschauungen. Dies soll die werktätigen Massen gegeneinander aufwiegeln, sie statt Klassen bloß andere, nebensächliche Kategorien sehen lassen an dessen Stelle, als rührten die antagonistischen gesellschaftlichen Widersprüche nicht aus dem Klassenkampf von Bourgeoisie und Proletariat, sondern Rassen, Männern gegen Frauen, „ich gegen den da“ auf dem Arbeitsplatz und so weiter.

Manche selbsternannte „Linke“ kämpfen lauthals bloß gegen patriarchalische Zustände, gegen Rassismus und Chauvinismus beispielsweise, aber sprechen nicht von deren Ursachen. Man versteigt sich so sehr in „gegen rechts“-Floskeln, dass man auf den Kern dieser Fragen keine konkrete Antwort weiß. Die oben genannten Bestandteile der bürgerlichen Ideologie, die das Menschenbild betreffen, rühren aus der Herrschaft der Bourgeoisie heraus und ihrer ökonomischen Grundlage: Privateigentum an den Produktionsmitteln und die (scheinbare) Isoliertheit des Einzelbetriebs gegenüber den anderen, trotz des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit in doppeltem Sinne: Zum einen sind die Betriebe generell von gesellschaftlicher Bedeutung, produzieren Gegenstände mit einem gewissen Gebrauchswert für die ganze Gesellschaft, der die Kommodifizierung überhaupt erst ermöglicht (ohne Gebrauchswert wird ein Produkt als Ware keine Nachfrage erzeugen, weil es niemand benötigt5; der Wert jedoch wird bestimmt durch die notwendige Arbeitszeit6), zum anderen aufgrund der Involvierung von Massen von Arbeitern in den Produktionsprozess, die somit keine isolierte Angelegenheit von kleinen Warenproduzenten mehr ist, sondern hauptsächlich von großen Massen an zusammengeballten Arbeitskräften. Jedenfalls gehört die bürgerliche Ideologie, wie erwähnt, aktiv dazu die Arbeiterklasse zu spalten, beispielsweise durch Indoktrination in Schule (Wirtschaftsesoterik a la Keynes und co unter anderem), sowie in den bürgerlichen Medien. Aber dies tritt natürlich auch durch die kapitalistische Praxis alleine auf, solange die Werktätigen nicht den antagonistischen Widerspruch allzu hart am eigenen Leibe spüren, was jedoch zunehmends der Fall ist mit der Fortentwicklung der kapitalistischen Reproduktion. Dies drückt sich am wohl krassesten dadurch aus, dass die bürgerlich gesinnten Menschen primär Beziehungen nach ihrem „goldenen Boden“ bemessen, nach Maßstab des Wertgesetzes. Che Guevara brachte diesen Sachverhalt so zum Ausdruck: „Das entfremdete Individuum ist mit der Gesellschaft durch eine unsichtbare Nabelschnur verbunden: das Wertgesetz. Dieses greift in sämtliche Bereiche seines Lebens ein und prägt seinen Weg sowie sein Schicksal.“7 Damit beschreibt Che den Warenfetischismus in einer einfacher begreifbaren Form. Der Warenfetischismus vermittelt den Eindruck, dass man mit Geld alles kaufen könne, weil ja scheinbar jedes Ding ein Preisschild hat, obwohl dies nur Waren betrifft und auch bloß ein gesellschaftliches Verhältnis ist, das auf dem Wertgesetz beruht8. Statt zu erkennen, dass man nur Waren kaufen kann, aber nicht „alles, das existiert“, versucht das bürgerliche Denken alles zu kommodifizieren, selbst zwischenmenschliche Beziehungen. Dazu gehört auch, jemanden nur aus dem Grund zu heiraten, weil der Partner ein Vermögen besitzt, auf das man Zugriff haben möchte, ganz zu schweigen von Prostitution, was kommodifizierter (nicht freiwilliger!) Sex ist. Die Geisteshaltung der Bourgeoisie ist wohl am besten beschrieben mit diesen Worten: „All die anderen haben so wenig, gebt mir auch das noch, sie brauchen´s eh nicht.“9 Es ist Kannibalismus auf höherer Stufe: Statt den Menschen selbst aufzufressen raubt man ihm mit dem Mehrwert das, was er zum Leben bräuchte. Für das Kapital bedeutet der Mensch nichts, das Geld alles!“10

Auch die Frauenfrage ist eine Klassenfrage. Die Gleichberechtigung der Frau ist trotz des nun 100 Jahre existierenden bürgerlichen Frauenwahlrechts weiterhin eine Formalie, nicht allein deswegen, weil dieses nicht mit Maßnahmen verbunden war, die die Gleichberechtigung in der Praxis gesichert hätte. Bis zum Jahre 1977 war es in der BRD für Frauen nicht möglich ohne Zustimmung ihres Mannes einen Beruf auszuüben, während dies in der DDR seit ihrer Gründung möglich war. Wohlgemerkt stand von Anfang an im Grundgesetz die formelle Gleichberechtigung von Mann und Frau, diese wurde also von Beginn an auf die offenste Weise missachtet und heutzutage in „versteckteren“ Formen. Allgemein gab es 2014 einen Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen von 6% bereinigt (in der jeweiligen Berufsgruppe, also relativ), sowie 21,6% (der Stundenlohnunterschied insgesamt, also absolut)11. Das veränderte sich auch bis 2017 nicht12. Der absolute Unterschied rührt daher, dass sogenannte „Frauenberufe“, welche hauptsächlich pädagogische und Pflegeberufe sind, trotz vergleichbarer Qualifikation schlechter bezahlt werden. Durch die geringere Bezahlung werden die sogenannten „Frauenberufe“ in dieser Gesellschaft als „minderwertig“ angesehen, obwohl die Qualifikation dafür auch ein Studium oder mindestens eine langjährige Ausbildung ist, es also eigentlich nicht sind. Diese Schieflage nützt der Bourgeoisie, sodass sie aus den Frauen mehr Mehrwert rausholt als aus den Männern und durch den Lohnunterschied auf dem Arbeitsmarkt versucht die Löhne zusätzlich zu drücken. Geschichtlich ist diese Schieflage daraus zu erklären, dass die Lohnarbeit der Frau nur als ein Zubrot zur Arbeit des (Ehe-)Mannes gesehen wurde. Clara Zetkin sagte schon im Juli 1889: „Die Frauenarbeit war von vornherein billiger als die männliche Arbeit. Der Lohn des Mannes war ursprünglich darauf berechnet, den Unterhalt einer ganzen Familie zu decken; der Lohn der Frau stellte von Anfang an nur die Kosten für den Unterhalt einer einzigen Person dar, und selbst diese nur zum Teil, weil man darauf rechnete, daß die Frau auch zu Hause weiterarbeitet außer ihrer Arbeit in der Fabrik.“13 Das bedeute Halbzeitarbeit und zusätzlich das Kümmern um den Haushalt, sowie Pflege und Erziehung von Familienangehörigen, Alte und Kinder. Das hat sich bis heute prinzipiell nicht geändert, wenn an anschaut, dass die meisten Frauen nicht in Vollzeit arbeiten, die meisten Männer dagegen schon14. Der Grund dahinter ist wohl, dass aufgrund des generell niedrigeren Verdienstes der Frauen ihr Einkommen als nebensächlich betrachtet wird und wenn innerhalb der Familie es zu Pflegefällen oder zur Geburt von Kindern kommt, sich der Partner darum kümmert, dessen Lohn am ehesten zu entbehren ist. Das ist eine ökonomische Entscheidung für die Familie. Strukturell konserviert das patriarchalische Verhältnisse. Auch wenn der Mann daheimbleiben würde, einer ideellen Gleichheit halber, so würde das einen ökonomischen Schaden der Familie hinzufügen in den meisten Fällen, den man sich erstmal leisten können muss. Wirkliche Gleichberechtigung wird erst der Sozialismus bringen können.

Das sozialistische Menschenbild

Der Sozialismus benötigt ein dem Kapitalismus diametral entgegengesetzt denkenden Menschen. Der Sozialismus erfordert einen neuen Menschen mit den besten menschlichen Eigenschaften.“15, schrieb einst Otto Grotewohl. Worin bestehen diese im Gegensatz zu den Eigenschaften der bürgerlichen Ideologie? Anstelle von Egoismus und Individualismus tritt der Kollektivismus, der nicht die Existenz des Individuums an sich verneint, sondern das Individuum als Teil eines Kollektivs sieht bzw. der Gesellschaft als Ganzes; Patriotismus, die Liebe zum Vaterland, statt Chauvinismus und Rassismus, der die eigene Nation überhöht und andere als „minderwertig“ ansieht; Internationalismus, der die Existenz und Gleichberechtigung der anderen Nationen akzeptiert, statt Kosmopolitismus, der das Ablehnt um eine „weltbürgerliche“ imperialistische Herrschaft zu legitimieren; statt sich einander „mit dem Ellenbogen“ zu bekämpfen, um ein Scheibchen vom Brot zu kriegen, gemeinsam kämpfen, Solidarität üben und das ganze Brot erkämpfen; statt Sexismus, die Gleichberechtigung der Frau und ihre aktive Mitarbeit an der Erhaltung und der Verwaltung der sozialistischen Gesellschaft; statt der Beschönigung von Ausbeutung, Hass und Kampf gegen sie, bis zum Sturz der Ausbeuterklassen.

Dies sind die Grundlagen einer sozialistischen Moral. Nur weil wir als Marxisten uns auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht auch eine gesellschaftliche Moralvorstellung hätten16. Unsere Sichtweise wird wohl am besten mit diesen Worten Maos ausgedrückt: „Unter allen Dingen in der Welt sind die Menschen das Wertvollste.“17 Dafür liefern Feliks Dzierzynski, der sonst für seine Härte gegenüber den konterrevolutionären Kräften bekannt war, und Ernst Thälmann einige Beispiele, wie sich diese Anschauung ausdrückte. Dzierzynski hatte großes Mitleid mit einer jungen Genossin, welche mit ihm im Gefängnis X. Pavillon in Warschau einsaß und grade einmal 18 Jahre alt war. Er sah ein, dass sie durch „diese entsetzliche Gesellschaftsordnung“ zur „aktiven Beteiligung an der Revolution“ gezwungen worden sei und man sich dafür an ihr „rächt“, dass sie zu einer „erbarmungswürdigen, unmenschlichen Existenz“ verdammt worden war18. Sein Mitgefühl zeigte Dzierzynski auch, als er sich darüber beschwerte, dass man zu wenig gegen die Kinderverwahrlosung, die aufgrund der Überreste des Kapitalismus und des Bürgerkriegs auftrat, unternommen hat. Er sah, dass die Kinder die Zukunft sind: „Denn blickt man auf die Kinder, dann muß man sich sagen – alles für sie! Die Früchte der Revolution sind nicht für uns, sondern für sie.“19 Und über die Dringlichkeit sagte er: „Hier muß man sofort und ohne Zögern zu Hilfe eilen, so, als ob wir Kinder vor unseren Augen ertrinken sähen.“20 Steht das nicht im Widerspruch zu seinen Taten während der Niederschlagung der offenen Konterrevolution? Natürlich war diese hart und erbarmungslos, der sogenannte „Rote Terror“, das gab man von sowjetischer Seite auch offen zu21. Aber die harte Gewaltanwendung gegenüber den Konterrevolutionären hatte keineswegs einen „Selbstzweck“, sondern bestimmte Grundlagen gehabt, welche natürlich nur eine relativ kurze Zeit betraf. Der Rote Terror, der im August 1918 als eine Reaktion auf den Weißen Terror anfing, wurde im Januar 1920 für beendet erklärt. Dzierzynski erklärte, dass die größten konterrevolutionären Organisationen zerschlagen worden seien und das deshalb die Möglichkeit gebe, auf die (im Prinzip unmittelbare) Erschießung der Feinde der Sowjetmacht zu verzichten und dass die Eroberung Rostows und die Gefangennahme Koltschaks die Möglichkeit gebe, den Terror einzustellen22. Dennoch machte Dzierzynski klar, dass auch diese Entscheidung nicht unter allen Umständen unumkehrbar wäre. Er schrieb: „Nur die Wiederaufnahme von Versuchen seitens der Entente, durch bewaffnete Intervention oder durch materielle Unterstützung der aufrührerischen zaristischen Generale die stabile Lage der Sowjetmacht und das friedliche Werk der Arbeiter und Bauern am Aufbau der sozialistischen Wirtschaft erneut zu stören, würde unweigerlich die Rückkehr zu den Methoden des Terrors zur Folge haben. Somit liegt von nun ab die Verantwortung dafür, ob die Sowjetmacht in Zukunft wieder auf die harte Methode des roten Terrors zurückgreift, ausschließlich und ganz und gar bei den Regierungen und regierenden Klassen der Ententeländer und bei den mit ihnen verbündeten russischen Kapitalisten.“23 Es war also bloß ein, wenn auch hartes, Mittel, um die Ausbeuterklassen, die die Werktätigen über Jahrhunderte brutalst unterdrückt hat, zurückzuschlagen und niederzuhalten, um eine neue Gesellschaft aufzubauen, in der es keine Ausbeuter mehr gibt und in der die Werktätigen Freiheit genießen, während die Ausbeuter unterdrückt werden, bis sie nicht mehr existieren als Klasse. Darin ebwahrheitete sich auch Engels´ These, dass sich die öffentliche Gewalt sich in dem Maße verstärkt, wie die Klassengegensätze innerhalb eines Staates sich verschärfen24. Letzten Endes ist die Diktatur des Proletariats nur ein Mittel zur Selbstverteidigung gegen die Ausbeuterklassen25. Dies war auch Dzierzynskis politisches und moralisches Kredo, das er schon in seinem Gefängnistagebuch festhielt. Er betonte, dass er im Gefängnis gelernt habe, wie wichtig ein Mensch dem anderen ist26. Zum Jahreswechsel 1908/1909 brachte Dzierzynski seinen Stolz zum Ausdruck, auf der Seite der werktätigen Massen zu stehen: „Ich sehe gewaltige Massen, die bereits in Bewegung gebracht wurden und die alte Ordnung erschüttern. Massen, in deren Mitte bereits neue Kräfte zu neuem Kampf heranwachsen… Ich bin stolz darauf, daß ich mit ihnen bin, daß ich sie sehe, fühle, verstehe und daß ich selbst, zusammen mit ihnen, vieles erlitten habe.“27 Er sah sich als einen Teil des Massen und nicht als jemanden über ihn stehenden. Sein Kredo drückt sich noch komprimierter wohl in seinem Bekenntnis zur sozialistischen Sache aus: „Es lohnte sich nicht, zu leben, leuchtete nicht der Menschheit Stern des Sozialismus, der Stern der Zukunft. Denn das ´Ich´ kann nicht leben, wenn es nicht alle übrige Welt mit einschließt.“28 Dem blieb er treu bis zu seinem Tode. Es ist ein Kredo, aus dem wir was lernen können und sollten. Ernst Thälmann äußerte sich auch voller Nächstenliebe in seinen Gefängnisbriefen, besonders in dieser einfühlsamen Stelle: „Was der Mensch im Innersten sein Leben lang empfindet, wahrnimmt, fühlt, denkt, begehrt – das erlebt ihm keiner nach; was er in seiner Einsamkeit zu beschließen, zu leisten, unter Opfern durchzusetzen, in Sorge und Glück zu ertragen hat – trägt er allein. Jedes bedeutsame Lebensereignis, von der ersten Liebe an bis zum Tode seiner Eltern, jeder wichtige Entschluß, jede von ihm zu tragende Verantwortung, jeder große Schmerz und Kummer – alles läßt ihn seine Einsamkeit spüren. Nur ganz weniger Menschen haben das äußerste Alleinsein in höchster Not erlebt – ein Alleinsein wie im brausenden Meer, im tiefen Schacht, in der Vergessenheit des Schlachtfeldes oder in der Kerkerzelle. In dieser Einsamkeit sucht und findet der Mensch sich selbst, findet er auch seinen Freund, seine leidenden Mitmenschen, seine ihm in Treue Nächststehenden und versucht ihnen zu helfen – und sei es auch nur durch Briefe.“29 Man muss stets an seine Klassengenossen denken, sich um sie so gut kümmern, wie man nur kann, sich mit ihnen zusammenschließen. Natürlich darf dies keineswegs durch „Einheit ohne Klarheit“ geschehen, sondern „Einheit durch Klarheit“. „Die Wahrheit läßt sich auf die Dauer nicht verfälschen, es gibt nichts Unerbittlicheres als die Tatsachen.“30, lehrt Thälmann. In ehrlichen Debatten wird sich die Wahrheit durchsetzen, also in den Debatten, wo es beiden Seiten wirklich um die gemeinsame Findung der Wahrheit geht und nicht eine Seite das Monopol über die Wahrheit allein seinen eigenen Anschauungen vorbehält. Jedenfalls ist es wichtig, dass man sich nicht als Person über andere stellt, sondern lediglich die objektive Realität über allem sieht. Es gibt nur eine Wahrheit. Bruno Leuschner brachte es mal so auf den Punkt: „Man muß aus gegensätzlichen Meinungen durch eine sachliche Diskussion den richtigen Standpunkt herausschälen und kann so manch strittige Frage lösen.“31 Das müssen wir anwenden.

Nun genug von diesen beiden großen Vorbildgenossen. Jetzt zu etwas Allgemeinerem. Wir Kommunisten sind keine besonderen Menschen, sondern kamen unter gewissen Bedingungen zu Klassenbewusstsein. Wir mögen den meisten unserer Klassengenossen noch geistig voraus sein in dieser Hinsicht, dürfen aber keinesfalls übermütig werden und uns als „Übermenschen“ ansehen und die Massen bloß als „grau und passiv“. Kim Il Sung sagte einst: „Ein Kommunist ist keine besondere Persönlichkeit. Jeder kann zum Kommunisten werden, wenn er sich selbstlos dafür einsetzt, die Menschen von allen Formen der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien und dem ganzen Volk ein gutes Leben zu sichern.“32 Fiete Schulze schrieb in einem Brief aus dem Gefängnis: „Der Kommunist ist darum der wahre Volksfreund, weil er für die Besserung der Verhältnisse der Mehrheit des Volkes eintritt. Niemals ist es richtig, den einen Volksfreund zu nennen, der für die Erhaltung der Privilegien einer kleinen Minderheit auf Kosten des Volkes eintritt.“33 Es ist unsere Aufgabe die Massen zu Sozialisten, zu Kommunisten zu erziehen. Dazu muss man den Warenfetischismus, dem Nachhecheln nach Geld und der Bereicherung des Selbst, aus den Köpfen der Massen verbannen und an dessen Stelle die bewusste kollektive Tat setzen. Kim Il Sung dazu: „Man kann nicht zum Kommunismus schreiten, wenn man es so macht, daß die Menschen nur Geld kennen. Um zum Kommunismus zu schreiten, muß die Wirtschaft entwickelt werden, aber man muß auch bei den Menschen das alte Bewußtsein verändern. Wichtig ist vor allem, zu erreichen, daß die Menschen bewußt, nach ihrem eigenen Willen arbeiten, das heißt, daß sie kommunistisch arbeiten.“34 Das wird natürlich erst im Sozialismus vollständig möglich werden von der materiellen Grundlage her, aber dennoch muss unsere erzieherische Linie schon jetzt in diese Richtung gehen. Wir können kein sozialistisches Bewusstseins schaffen, indem wir die bankrotten bürgerlichen Denkmuster heranzüchten. Der Warenfetischismus tritt doch überhaupt erst auf, weil im Kapitalismus man für Geld scheinbar alles kaufen kann und natürlich im Allgemeinen für seine Grundbedürfnisse einen relativ hohen Anteil an seinem Einkommen zahlen muss. Deshalb nutzen die meisten so ziemlich jede Gelegenheit, um an gewisse Dinge heranzukommen, für die sie normalerweise zu zahlen hätten, gucken nicht primär auf den Gebrauchswert, sondern auf den Geldwert, suchen sich den Nutzen gewissermaßen im Nachhinein. Im Kommunismus, wo man jederzeit auf das Zugriff hat, was man braucht, wird man sich nicht mehr nehmen, als man braucht, auch wenn man es könnte, denn es bringt einem keinen Vorteil. Stattdessen würde man sich etwas nehmen, was bei einem selbst verrottet oder verstaubt, weil man es nicht braucht. Man kann sich ja jederzeit nachholen, wenn man z. B. eine Tüte voll Zucker bräuchte, statt sich 100 auf einmal zu nehmen, die sich mit Luftfeuchtigkeit vollsaugen und unbrauchbar werden. Im Sozialismus mag zwar noch das Prinzip gelten „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinem Leisten“, aber durch die Planung steht bereits die Bedürfnisbefriedigung im Mittelpunkt, lediglich ist der Zugriff noch rationiert. Spätestens dort muss man anfangen den Warenfetischismus auszumerzen. Was nicht im Sozialismus begonnen wird, das wird im Kommunismus auch nicht seinen Abschluss finden können. Unter unseren Kadern muss man damit schon heute aufräumen, denn sonst können sie nicht wirklich revolutionär gegen Markt und Kapital kämpfen, wenn sie unter einer dünnen Oberfläche diesen Kategorien doch noch anhängen. Eine Avantgarde muss stets dem Entwicklungsstand ihrer Zeit voraus sein, denn sonst hat sie keine Perspektive. Massencharakter wird es materiell bedingt erst im Sozialismus annehmen können. Ich bin mir dieser Worte von Marx bewusst: Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“35 Das heißt jedoch nicht, dass man jetzt noch nicht anfangen sollte, dieses Bewusstsein zu schaffen unter unseren Anhängern. Bilde das Menschliche im Menschen!“36, wie Theodor Neubauer es zum Ausdruck brachte. Das braucht aber Zeit und dazu sind wohl einige Zwischenschritte nötig, um das Bewusstsein auf diesen Stand anzuheben. Beginnt man niemals damit, dann erreicht man auch nie dieses Ziel.

Zum Schluss dieser Thematik noch ein Zitat von Fidel Castro: „Das physische Leben ist begrenzt, es vergeht unweigerlich, und so, wie das Leben so vieler und vieler Generationen von Menschen vergangen ist, so wird auch das unsere bald vergehen. Diese Wahrheit sollte alle Menschen lehren, daß wichtiger als das eigene Leben die unsterblichen geistigen Werte sind. Und welchen Sinn hätte das Leben ohne diese Werte? Was hieße dann leben?“37 Unserem Leben einen Sinn geben – das können wir nur selbst tun, indem wir uns entscheiden: Entweder als Kettenhunde der Ausbeuter Schandtaten am werktätigen Volk verrichten, bei deren Unterdrückung helfen, in der Hoffnung für sich selbst ein paar Privilegien zu erhalten oder sich für die Seite der werktätigen Massen zu entscheiden, ein Teil von ihnen zu sein und gemeinsam eine Zukunft zu erkämpfen, in der alle gleichberechtigt ein würdiges Leben haben. Es ist wie Mao sagte: „Stirbt man für die Interessen des Volkes, so ist der Tod gewichtiger als der Tai-Berg; steht man im Sold der Faschisten und stirbt für die Ausbeuter und Unterdrücker des Volkes, so hat der Tod weniger Gewicht als Schwanenflaum.“38 Das ist die Entscheidung, die wir im Leben zu treffen haben. Mit Klassenbewusstsein wird man sich für die Interessen des werktätigen Volkes entscheiden, ohne Klassenbewusstsein wird man versuchen „Karriere zu machen“ innerhalb des bürgerlichen Systems.

Unsere Aufgabe ist es, dass möglichst alle unserer Klassengenossen sich für den sozialistischen Weg entscheiden, den Sold der Ausbeuter ablehnen und mit uns gemeinsam ein kämpferisches Leben für die Interessen des werktätigen Volkes führen. Das letzte Hemd hat ohnehin keine Taschen und in engem Kontakt zu den Massen zu stehen, das Gefühl gebraucht und gefordert zu werden und mit ihnen gemeinsam Leiden durchzustehen, wie auch Spaß zu haben, das macht ein erfülltes Leben aus.

Wie bringt man das sozialistische Menschenbild unter die Massen?

Diese Frage ist keineswegs einfach, das sollte klar sein. Deshalb werde ich dazu wohl keinen en Detail ausgearbeiteten Plan vorlegen können. Aber einige Grundprinzipien, die einige in früherer Praxis gemachte Fehler berücksichtigt, werden hier ihren Eingang finden. Worauf ich eingehen werde ist, was wir tun können, um das sozialistisch-humanistische Menschenbild innerhalb unseres politischen Einflussbereiches zu verbreiten. Diese Form der Bildung ist nicht wie eine bürgerliche Bildungsarbeit, die danach trachtet sich eine neue Nische im Kapitalismus zu suchen, auch wenn sich diese ziemlich bald in Luft auflöst. Damit verhält es sich, wie der berühmte schweizerdeutsche Pädagoge Pestalozzi schrieb: „Der Arme kann so tief arm und die Lage, durch die sich seine Kräfte entwickeln sollten, so widernatürlich und zerstörend auf das Ganze seiner Bildung werden, daß die Vorteile, die er davon ziehen könnte, sich vor seinen Augen in einen Nebel auflösen wie die Vorteile, die ein an Ketten liegender Dürstender von einem Glas Wasser ziehen könnte, das vor seinen Augen über glühendes Feuer gesetzt, sich in einen Nebel auflöst.”39 Das bürgerliche Geschwätz darüber, dass man mit genügend Bildung garantiert ein gutes Auskommen haben würde, war schon vor 200 Jahren nicht wahr und heute noch weniger. Unsere Bildungsarbeit jedoch ist politisch-weltanschaulichen Charakters, dient der Bewusstseinsbildung der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen, damit sie ihre Lage erkennen und wissen, wie man gegen das kapitalistische System kämpft. Eine Emanzipation der Ausgebeuteten ist unmöglich, solange die Ausbeutung besteht, es Ausbeuter gibt.

Wenn man das sozialistische Menschenbild also verwirklichen will, so muss man die Werktätigen in diesem Geiste erziehen. Nun gut. Wie stellt man das am besten an?

Wichtig ist, dass die Werktätigen aus ihren Erfahrungen die geistige Grundlage für die Aufnahme dieser Ideologie erhalten. Natürlich gibt es kein „absolutes Mindestmaß an Praxiserfahrung“, das überschritten werden müsste zum Verständnis, sondern die Notwendigkeit diese Theorie anhand ihrer Praktikabilität darzulegen. Auch wenn ihnen die sozialistische theoretische Bildung fehlt, so heißt das keineswegs, dass sie gar nichts wüssten und wir hingegen alles. Auch dort gilt, was Joseph Dietzgen einst schrieb: „Ihre Nebenmenschen wissen und können noch unendlich viel, was die einzelnen großen Geister nicht können und wissen.“40 Es ist gut einen großen theoretischen Wissensschatz zu besitzen, aber diese Theorie muss in der Praxis angewandt werden und anhand von Analysen umfassender Praxiserfahrungen weiterentwickelt werden. Der Klassenkampf ist der beste Lehrer des Klassenbewusstseins und somit auch der sozialistischen Moralvorstellung. Die kapitalistische Realität lehrt den Massen das, was der rumänische bürgerliche Revolutionär Nicolae Balcescu einst zu Papier brachte: „Wo das Volk nicht frei ist, wo keine Gleichheit herrscht, dort läßt sich´s nicht leben.“41 Um die sozialistische Moral zu verbreiten, ist die Massenlinie notwendig. Das bedeutet, dass man Erfahrungen der Massen sich anhört und daraus verallgemeinernde Schlussfolgerungen zieht42. So kann man die Massen anhand ihrer gemachten Erfahrungen erziehen und ihr Bewusstsein vorwärts entwickeln. „Ein Grundprinzip des Marxismus-Leninismus besagt, daß man die Massen veranlassen muß, ihre Interessen zu erkennen, sich zusammenzuschließen und für die eigenen Interessen zu kämpfen.“43, lehrt Mao Tsetung. Wir müssen uns dafür in den Massen verwurzeln, im Betrieb, im Wohnort, im Verein, in der Gewerkschaft und wo auch immer Werktätige zusammenkommen. Nur dann können wir das verwirklichen, was Grotewohl auf die Tagesordnung unserer Arbeit gesetzt hat: „Die tägliche geduldige und beharrliche Überzeugungsarbeit mit dem Menschen ist die beste Tat aller Staats-, Wirtschafts- und Kulturfunktionäre für die gemeinsame sozialistische Sache. Diese Arbeit muß einen klaren, sozialistischen Inhalt haben. Sie muß lebendig und interessant gestaltet sein. Sie muß zündend und begeisternd auf die Menschen wirken, und zünden kann nur, wer selbst für die große Sache des Sozialismus brennt.“44 Dafür brauchen wir mit den Massen verbundene Kader, die das bewerkstelligen. Diese Kader verwirklichen idealerweise dies: „Die im Zentralpunkt der sozialistischen Idee stehende Sorge um den Menschen kann nur dann die Massen ergreifen und in ihnen und durch sie materieller Gewalt werden, wenn die Wegbereiter des Sozialismus sie persönlich täglich und stündlich vorleben und bestätigen.“45 Die Massen merken, wenn man ihnen etwas vorgaukelt, etwas vorheuchelt. Unsere Kader müssen also wirklich hinter dem stehen, was sie vertreten, sie müssen davon selbst durchdrungen sein, wenn sie andere von unserer Sache überzeugen wollen. Darüber hinaus brauchen wir aber auch Organe, die einen Wissensaustausch ermöglichen.

Die Publizistik. Wenn man den Massen konzentriert Wissen und unsere Weltanschauung vermitteln wollen, so benötigen wir dazu Publikationen, seien es gedruckte Zeitungen und Magazine oder Webseiten im Internet. Ein Grundprinzip dabei muss dieses Wort von Lenin sein: Dem Volke muß man die Wahrheit sagen. Nur dann werden ihm die Augen aufgehen, und es wird lernen, die Unwahrheit zu bekämpfen.“46 Das gilt natürlich allgemein und nicht nur hier. Der Marxismus ist eine wissenschaftliche Ideologie. Demagogie lässt sich widerlegen und dient nicht den Interessen der Werktätigen. Man muss wahrheitsgemäß berichten, sei es über tagespolitische Themen oder ein Blick in die Geschichte, denn Falschberichte schaden dem Vertrauen durch die Massen und werden früher oder später ohnehin als solche erkannt. Die Aufgabe von Zeitungen ist Kim Il Sung zufolge, dass sie mit „antidemokratischen und unwissenschaftlichen ideologischen und kulturellen Überbleibseln aller Art aufräumen“ und die Volksmassen zur aktiven Teilnahme an der Schaffung einer neuen Welt heranzuziehen47, sie also zur Erkämpfung des Sozialismus zu mobilisieren. Das gilt für Publikationen aller Art, nicht nur für Zeitungen allein. Für die Auseinandersetzung mit unwissenschaftlichen Ideologien gibt innerhalb unserer Reihen ein gutes Beispiel: Der Blog „Internet-Evoluzzer“ von Michael Kubi48. Er fokussiert sich dabei, wie der Name des Blogs schon erahnen lässt, primär auf Fragen der Biologie, betreibt auf diesem Feld wissenschaftliche Aufklärungsarbeit von unschätzbarem Wert. Dennoch ist er nur eine Person und es ist lediglich ein großes Themenfeld. Wir bräuchten mehr solcher Inhalte auch für andere Bereiche. Die Rote Front49 zum Beispiel ist der Versuch ein digitales marxistisches Theorieorgan zu schaffen. Bisher hielten sich aber der Autorenkreis und dementsprechend die Inhalte in einem relativ engen Rahmen. Das müsste man ausweiten und Genossen, ob innerhalb oder außerhalb der Partei, dazu animieren, Beiträge dafür zu verfassen. Das könnte einen Wissensaustausch ankurbeln. Dabei kann man nicht verlangen, dass von Anfang an alles perfekt laufen würde. Es ist, wie Mao sagte: „Hat man keine Erfahrungen, dann sind Fehler schwerlich zu vermeiden. Um von Unerfahrenheit zu Erfahrenheit zu gelangen, muß man einen Prozeß durchmachen.“50 Dagegen hilft es, praktische Erfahrungen zu sammeln, wie Mao betont: „Auch die Genossen, die an den Zeitungen arbeiten, müssen ständig einschlägiges Material studieren, das von unten nach oben geliefert wird; sie müssen allmählich ihr praktisches Wisse bereichern, damit sie Menschen mit Erfahrung werden. Nur auf diese Weise kann eure Arbeit gut ausgeführt werden, könnt ihr eurer Aufgabe, die Massen zu erziehen, gerecht werden.“51 Nur auf diese Weise wird unsere publizistische Tätigkeit ihren Zweck erfüllen.

Zur Jugend. Wir müssen die Jugend auf ihre Rolle als Zukunft der Gesellschaft vorbereiten, ohne ihnen durch Bevormundungen und Herumkommandieren Kadavergehorsam abzuverlangen, wie in einer preußischen Kaserne. Das Preußentum verdirbt ja bekanntlich systematisch den Charakter52. Stattdessen müssen wir die Jugend nicht uns unterwerfen, sondern die als unser Fleisch und Blut ansehen, ihnen unsere Erfahrungen mitteilen, aber genauso sie selbst Erfahrungen sammeln lassen und vor allem beibringen, konsequent das Prinzip der Kritik und Selbstkritik anzuwenden. Ja, auch gegen uns, wenn wir Älteren etwas falsch gemacht haben. Vor der objektiven Realität ist jeder gleichberechtigt diese herauszufinden. Theodor Neubauer schrieb einst: „Die proletarische Jugendbewegung hat sich bisher immer zwischen zwei Gefahren hindurchwinden müssen. Die eine bestand darin, daß sich die Jugendgenossen und -genossinnen zu sehr auf bestimmte Personen und zu wenig auf die gemeinsame Sache einstellten; daß die Jugendgruppen infolgedessen klein blieben, matt wurden und ihre großen Aufgaben: Ergreifen der proletarischen Jugend, nicht erfüllten. Auch in den jugendlichen Genossen ist eben der alte bürgerliche Adam immer noch stark; diesen zu vernichten in sich selbst eine schwere, aber unerläßliche Arbeit. Die andere Gefahr aber drohte der Jugend durch die älteren parteilich organisierten Genossen, die oft recht tölpelhaft hineinschulmeisterten. Wer von unseren Parteigenossen in der Jugend und mit der Jugend arbeiten will, der lasse zuallererst den Dünkel des Älteren, des Mehr- und Besserwissenden fahren.“53 Kurzgefasst heißt das: Man muss sich vor dem Sektierertum hüten, dass der kommunistische Jugendverband ebene keine Klitsche von ein paar spezifischen Jugendlichen ist, sondern eine Massenorganisation aller proletarischen Jugendlichen und zum anderen, dass sich aus dessen Arbeit alte Parteikader herauszuhalten haben, wenn sie meinen, sie könnten den von außen her steuern. Ist das nicht zu hart? Keinesfalls! Lenin war der selben Meinung. Er schrieb dazu: Es kommt oft vor, daß Vertreter der Generation der Erwachsenen und Alten es nicht verstehen, in richtiger Weise an die Jugend heranzutreten, die sich zwangsläufig auf anderen Wegen dem Sozialismus nähert, nicht auf dem Wege, nicht in der Form, nicht in der Situation, wie ihre Väter. Das ist einer der Gründe, warum wir unbedingt für die organisatorische Selbständigkeit des Jugendverbandes eintreten, nicht nur deshalb, weil die Opportunisten diese Selbständigkeit fürchten, sondern auch dem Wesen der Sache nach. Denn ohne vollständige Selbständigkeit wird die Jugend nicht imstande sein, sich zu guten Sozialisten zu entwickeln und sich darauf vorzubereiten, den Sozialismus vorwärtszuführen.“54 Wir müssen also versuchen die werktätige Jugend in einer Massenorganisation, einem Jugendverband, zu organisieren. Um diesen mit Kadern zu füllen müssen wir mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen, sei es in der Schule, in der Universität, im Betrieb oder gar im Internet, ob in Chats oder durch Bekanntschaften vom Zocken. Besonders auf die Jugend ist sich zu konzentrieren, da sie zum einen die Zukunft unserer Klasse ist und zum anderen, weil sie aufgrund ihres jungen Alters noch am wenigsten von der alten Gesellschaft geprägt sind und somit am wenigsten ideologisch borniert. Letzteres hat natürlich auch eine negative Kehrseite, und zwar den Mangel an Erfahrungen, sowohl in der marxistischen Theorie, sowie im aktiven Klassenkampf. Dieser Makel lässt sich aber vergleichsweise schnell beseitigen, wenn man sie in die politische Arbeit miteinbezieht und ihnen beim Studium des Marxismus unterstützt, mit dem Fokus auf aktuelle Fragen und natürlich den Grundlagen. Das ist unsere Aufgabe.

Die wirkliche Gleichstellung der Frau ist eine Notwendigkeit. Die dem Sozialismus misstrauisch55 gegenüberstehende Feministin Simone de Beauvoir schrieb in ihrem bekannten Buch „Das andere Geschlecht“: Es ist Aufgabe des Menschen, dem Reich der Freiheit inmitten der gegebenen Welt zum Durchbruch zu verhelfen. Damit dieser höchste Sieg errungen werden kann, ist es unter anderem notwendig, daß Männer und Frauen über ihre natürlichen Unterschiede hinaus unmißverständlich ihre Brüderlichkeit behaupten.“56 Exzellent. Aber wie soll das konkret aussehen? Man kann damit anfangen, wie es die DDR auch tat, in dem man gleiche Arbeit für gleiche Leistung, egal ob Mann oder Frau, egal ob jung oder alt, einführt57, womit man die ökonomische Gleichstellung erreichen würde. Aber daraus folgt nicht unbedingt gleichzeitig die familiäre Gleichstellung. Auch dafür hatte die DDR-Verfassung 1949 einen Artikel zu58. Wenn die Frauen nicht selbst für ihre Befreiung kämpfen, dann werden auch die bestgemeinten Gesetzestexte bloß Papier bleiben. Clara Zetkin schrieb dazu einst: „Die proletarische, die soziale Revolution, die die Produktionsmittel aus Privateigentum in Gemeinschaftsbesitz überführt, kann nur und muß das Werk erdrückender Massen Proletarier, Werktätiger, Hand- und Kopfarbeiter jeder Art sein, die der Kapitalismus knechtet und ausbeutet. Die Frauen sind die Hälfte dieser Massen, in manchen Ländern sogar die große Hälfte. Die Proletarische Revolution kann daher nicht siegen ohne die Frauen, und ihr Ziel – die Verwirklichung des Sozialismus, des Kommunismus – kann nicht erreicht, gesichert werden gegen die Frauen. Auch die Befreiung der Frauen durch den Sozialismus muß, wie die ihrer Brüder, ihr eigenes Werk sein. Keine volle Freiheit und Gleichberechtigung für sie, ohne daß auch sie selbst in Massen, mit klarem Blick, zu Kampf und Opfer bereit, auf dem Weg der proletarischen Revolution vorwärtsstürmen, in fester Verbundenheit mit ihren revolutionär ringenden Klassengenossen.“59 Dafür brauchen die Frauen eine politisch-gesellschaftliche Organisation, um eine öffentlichkeitswirksame Stimme zu erhalten. Die DDR hatte den Demokratischen Frauenbund Deutschlands, die KPD in der Weimarer Ära hatte den Roten Frauen- und Mädchenbund. Der Name spielt eine nebensächliche Rolle, wichtig ist, dass diese Organisation ihre Aufgabe erfüllt. Clara Zetkin schrieb zur Aufgabenstellung: „Wichtig ist daher, daß Ihr die Frauen ermutigt und gewöhnt, selbstständig zu denken und ihre Gefühle, Gedanken, Forderungen ungescheut auszusprechen.“60 Das ist das Primäre, dass die Frauen ein „eigenes Rückgrat“ erhalten und ihre spezifischen Interessen formulieren und aufzeigen, wie das mit dem Klassenkampf zusammenhängt. Aber das alleine ist natürlich noch nicht alles. Die Frauen leben ja nicht in einer abgesonderten, eigenen Welt, sondern zusammen in der Gesellschaft mit den Männern. Lenin sagte gegenüber Clara Zetkin darüber: „Unsere kommunistische Arbeit unter den Frauenmassen, unsere politische Arbeit unter ihnen, schließt ein großes Stück Erziehungsarbeit unter den Männern in sich ein. Wir müssen den alten Herrenstandpunkt bis zur letzten, feinsten Wurzel ausrotten – in der Partei und bei den Massen.“61 Das bedeutet, dass wir den Paschastandpunkt, das Machotum bekämpfen müssen, dass die Frauen nicht als vollständig gleichberechtigt in der Gesellschaft betrachtet. Ein Vorbild für die Forderungen der Frauen dürften die „Richtlinien für die kommunistische Frauenbewegung“62 liefern, die Clara Zetkin verfasste. Einige Teilfragen mögen in die Jahre gekommen sein, aber die Kernforderungen sind erschreckend aktuell. Es zeigt sich, dass die bürgerliche Gesellschaft unfähig ist sich prinzipiell weiterzuentwickeln. Zum anderen gibt es einige Pseudofeministen, die Prostitution unterstützen und dies auch auf die Liebe an sich übertragen. Thomas Sankara sagte zur Prostitution einst: „Die Prostitution ist schließlich die Quintessenz einer Gesellschaft, in der die Ausbeutung zur Regel geworden ist. Sie symbolisiert die Verachtung, die der Mann für die Frau übrig hat. Für die Frau, die nichts anderes ist als das schmerzliche Angesicht der Mutter, der Schwester oder der Ehefrau eines anderen Mannes, also das eines jeden von uns. Hier zeigt sich letztendlich die unbewusste Verachtung, die wir für uns selbst hegen. Prostitution gibt es nur dort, wo es sich Prostituierende und Zuhälter gibt.“63 Die Prostitution ist die sexuelle und ökonomische Ausbeutung der Frau, Lohnarbeit basierend auf bezahlter Vergewaltigung. Es ist nicht „bloß Sex“, sondern kommodifizierter Sex, unfreiwillig, um nicht völlig zu verelenden als Frau, also aus ökonomischen Zwang heraus. Wenn manche bürgerliche Pseudofeministen die Prostitution als „Arbeit wie jede andere“ abstempeln, so zeigt sich, wie weit entfernt sie von den Massen der werktätigen Frauen sind, was für Apologeten des Kapitalismus sie sind, wie wenig sie sich wirklich um die Interessen der Frauen kümmern. Es ist klar, dass wir die Prostitution beseitigen wollen, sowohl durch Entziehung der ökonomischen Grundlage, als auch der moralischen. Das wird aber ohne Beseitigung des Kapitalismus unmöglich sein, wie Sankara richtigerweise sagt. Diese Frauen prostituieren sich ja überhaupt nur, weil sie keinen besseren Job finden können. Zum anderen wird dies in Verbindung mit der „freien Liebe“ gebracht, die oftmals durch den Spruch „Lieb doch wen du willst!“ propagiert wird. Es ist in soweit richtig, dass man die gesellschaftlichen und ökonomischen Zwänge beseitigen muss, die dem im Wege stünden64. Zum anderen bedeutet das nicht, dass man eine „Freiheit des Ehebruchs“ unterstützen sollte, wie sie sich besonders in der Prostitution wiederum ausdrückt, keine „Freiheit vom Kinderkriegen“65, denn es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, dass sie sich reproduziert, auch wenn einige sich als „links“ Verstehende scheinbar die Verneinung dessen als besonders „radikal“ ansehen. Eine solche Haltung ist eine von bürgerlichen Libertins, aber nicht von Marxisten. Was diese vertreten, ist im Prinzip die Verwirklichung der „Glas-Wasser-Theorie“, die Lenin so sehr ablehnte66. Dennoch müssen wir die berechtigten Forderungen der werktätigen Frauen unterstützen. Die Frauen werden darum kämpfen müssen, an der Spitze stehen, wo es um ihre Interessen geht, und die fortschrittlichen Männer werden ihnen dabei zur Seite stehen und mehr Gewicht verleihen.

Der sozialistische Humanismus betrifft nicht nur uns Marxisten, wir handeln primär aus wissenschaftlicher Überzeugung, aber wir leiten daraus auch moralische Grundsätze ab zur Erziehung der Werktätigen und auch werden wir uns mit kleinbürgerlichen pro-sozialistischen Kräften verbünden, die auf ihre (unvollständige) Weise zum sozialistischen Humanismus beitragen können. Auch wenn wir Marxisten es letzten Endes sind, die den sozialistischen Humanismus wissenschaftlich unterfüttern, so können beispielsweise Christ-Sozialisten, Patrioten, die aus Liebe zu ihrem Volk und gegen dessen Ausbeutung dem Sozialismus positiv gestimmt sind und bekennende Humanisten, die das Wohl und den Fortschritt der Menschheit im Auge haben, ebenfalls ihre Beiträge dazu leisten. Diese sind Bündnispartner für eine Volksfront, die sich den Sozialismus auf die Fahnen geschrieben hat. Eine solche Volksfront kann natürlich nicht von allen ihren Mitgliedern abverlangen dem Marxismus anzugehören, sonst bräuchte man sie auch nicht, sondern nur die Kommunistische Partei an für sich. Und dennoch wird es einen gemeinsamen Nenner geben, eine „ideologisch-politische Einheit des Volkes unter Führung der Arbeiterklasse“67, wie Walter Ulbricht das nennt. Dieser gemeinsame Nenner wird der sozialistische Humanismus sein. Heißt das etwa, dass wir Marxisten den Marxismus „hinten anstellen“ müssten? Nein, das heißt das nicht. Der Marxismus beruht auf der Erkenntnismethode der objektiven Realität und den Schlussfolgerungen daraus. Er wird als konsequentester Vertreter der Wahrheit und der Sache der Werktätigen einen wachsenden Einfluss auch auf die (noch) nicht marxistischen Teile der Werktätigen ausüben, allein dadurch, weil er sich in der Praxis bestätigt.

Nehmen wir das Christentum als Beispiel. Die Kirchen mögen im Dienste der Ausbeuterklassen stehen, erst den Sklavenhaltern, dann den Feudalherren und heute der Bourgeoisie und somit die öffentliche Deutungshoheit über das besitzen, was man unter Christentum versteht. Schaut man hingegen in die Bibel, so wird man verstehen, warum das Urchristentum eine utopisch-sozialistische Ausrichtung besaß. Etwas aus dem Matthäusevangelium: Als Jesus einen reichen Jüngling traf, sagte er ihm, dass er seine ganzen Besitztümer aufgeben solle und den Armen geben solle. Dort entstand das Gleichnis: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“68 Im Lukasevangelium sagt Jesus: „Weh euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost schon gehabt.“69 Laut dem Johannesevangelium vertrieb Jesus die Händler aus dem Tempel in Jerusalem mit einer Geißel aus Stricken70. In der Bergpredigt sagte Jesus: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.“71 Und dort sagte er auch: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“72 Heute würde man wohl statt Mammon den Begriff Kapital verwenden. Dies sind ein paar Beispiele von vielen und darunter ist nicht mal, dass man das Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ auf die Ausbeutung anwendet, da diese im Prinzip nichts anderes als systematischer Diebstahl des Mehrproduktes ist. Dem würde auch ein Vers aus Psalm 128 entsprechen: „Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit.“73 Die Bourgeoisie nährt sich bekanntlicherweise nicht von der eigenen Hände Arbeit. Das Gebot der Nächstenliebe widerspricht ausbeuterischen Bestrebungen genauso. Aus marxistischer Sicht mag das zwar nicht aufgrund wissenschaftlicher Fundierung geschehen, was aber nichts daran ändert, dass diese Lehren pro-sozialistisch sind und dazu dienlich sind, ein sozialistisches Menschenbild und Bewusstsein zu schaffen. Thomas Sankara hatte recht, als er sagte: „Kein Altar, keine Religion, kein heiliges Buch, weder Koran noch Bibel oder andere Schriften, haben jemals die Reichen und die Armen miteinander versöhnt, die Ausbeuter und die Ausgebeuteten. Und wenn Jesus zur Peitsche greifen musste, um sie aus seinem Tempel zu jagen, dann nur deshalb, weil sie wirklich nur diese Sprache verstehen.“74 Der Kirchenapparat steht als eine gesellschaftliche Organisation im Dienste der Bourgeoisie, nicht minder wie der bürgerliche Staatsapparat oder die bürgerlichen Parteien. Deshalb wird die Kirche uns auch unter keinen Umständen im Kampfe für den Sozialismus unterstützen und die ehrlichen Gläubigen uns trotz der Kirche unterstützen, nicht wegen ihr. Karl Liebknecht hatte schon 1913 die Idee des politischen Kirchenboykotts, um den Kampf gegen die bürgerliche Kirchenbürokratie als Teil des Klassenkampfes zu nutzen. Er schrieb: „Religion und Kirche sind zweierlei. Sie sind nicht nur zweierlei, sondern oft schroffe Gegensätze. Das gilt besonders von der christlichen Religion und der christlichen Kirche, sofern man es mit den grundlegenden christlichen Lehren halbwegs ernst nimmt.“75 Über den Charakter der Kirche sagte er: „Kirche und Staat sind versippt und verschwistert. Beide erblicken ihre Hauptaufgabe in der Aufrechterhaltung der bestehenden politischen und sozialen Zustände.“76 Das machte Liebknecht bereits in einer Rede vom 28. Oktober 1913 klar, in welcher er sagte, dass die Kirche ein „Instrument der herrschenden Klasse zur Unterdrückung der breiten Masse des Volkes“77 sei. Liebknecht lehnte es ab, dass die Partei den Kampf gegen die Kirche als einen Glaubenskampf führt: „Geht man von diesen, jedem Sozialdemokraten geläufigen Gemeinplätzen aus, so ergibt sich, daß der Kampf gegen die Kirche kein Kampf gegen die Religion ist und gerade das Gegenteil sein kann. Gewiß kann der Kampf gegen die Kirche auch als Religionskampf, als Weltanschauungskampf geführt werden. Das gilt von dem freireligiösen und freidenkerischen Kampf. Nichts aber leichter, als die Kirche rein politisch zu bekämpfen. Dazu ist nur nötig, die Glaubensfragen gänzlich unberührt zu lassen und ausschließlich den politischen Charakter der Kirche zu betonen, der für jeden offen zutage liegt.“78 Über den reaktionären politischen Charakter der Kirche schrieb Liebknecht im Januar 1914 in einem Artikel dazu: „Und gerade der Haß gegen den politisch-reaktionären und antisozialen Charakter dieser Kirchen ist es, der gegenwärtig den stärksten Impuls für die Kirchenaustrittsbewegung gibt.“79 Es ging Liebknecht um darum, den Kampf gegen die Kirche für den Klassenkampf zu nutzen. Aber er sprach natürlich Atheisten nicht ab weiterhin sich von sich aus gegen die Religion an sich auszusprechen. Er schrieb: „Den Freidenkern und ähnlichen Organisationen bleibt es unbenommen, auf eigene Faust ihre Propaganda weiterzutreiben. Für mich handelt es sich hier um eine von diesen Weltanschauungsbewegungen wesensverschiedene, um eine durchaus und rein politische Bewegung mit einem rein politischen Ziel.“80 Karl Liebknecht war also keineswegs ein Freidenker, der die christlich gesinnten Massen dadurch verprellt, indem er sie wegen ihrer Religiosität attackiert und von ihnen verlangt, erst Atheisten zu werden, statt zu sehen, dass man mit ihnen den Sozialismus erkämpfen kann. Und wie sah Lenin diese Frage? Nicht viel anders als Liebknecht: „Die Einheit dieses wirklich revolutionären Kampfes der unterdrückten Klasse für ein Paradies auf Erden ist uns wichtiger als die Einheit der Meinungen der Proletarier über das Paradies im Himmel.“81 Lenin war zwar für eine Propagierung des Atheismus, aber zugleich gegen die Diskriminierung von Gläubigen, da er die Revolution als das Primäre ansah, nicht die Religionsfrage. Theodor Neubauer kritisierte diese Versteifung auf die Religionsfrage ebenso, als es um die „weltliche Schule“ ging im Gegensatz zur Schule, die Religionsunterricht anbietet. Er schrieb: „Die Anhänger der ´weltlichen Schule´ sind in ihrer großen Masse beherrscht von einer einseitig antireligiösen Einstellung, die sie gegen alles andere blind macht; ihr kleinbürgerlicher Radikalismus ist befriedigt, wenn der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach aus der Schule verschwindet. Über die Schulforderungen des Proletariats haben sie meist verflucht wenig nachgedacht; sie sehen in der üblichen bürgerlichen Schule nicht so sehr eine Einrichtung der herrschenden Klasse zur Knebelung des Proletariats als viel mehr ein Instrument der Kirche.“82 Und das sagte er als jemand, der doch selbst meinte, Christentum und Sozialismus seien unvereinbar83! Ich führte das Beispiel an, um zu zeigen, dass man vor Glaubenskampf nicht so verblendet werden darf, dass man das politische Ziel aus den Augen verliert. Wie ich schon anhand von Bibelzitaten dargelegt habe, hat Neubauer unrecht, dass das Christentum mit dem Sozialismus unvereinbar wäre. Wir können uns sehr wohl zu einem politischen Ziel vereinigen, wobei die Glaubensfrage auf einem anderen Blatt steht, ein Widerspruch im Volke ist und nicht zwischen dem Volke und dem Klassenfeind. Womit Neubauer jedoch recht hatte, ist, dass die Kirche eine Organisation der Ausbeuterklassen ist und somit nicht anpassungsfähig an den Sozialismus ist, dass solche Bestrebungen zum Scheitern verurteilt sein müssen84. Trotzdem gab es auch christliche Sozialisten, die beim Aufbau des Sozialismus in der DDR halfen. Zwei von ihnen waren Otto Nuschke, der Vorsitzender der CDU bis zu seinem Tode im Jahre 1957 gewesen ist, und Johannes Dieckmann, der bis zu seinem Tode im Jahre 1969 Präsident der Volkskammer gewesen ist und ein hochrangiges Mitglied der LDPD war. Ginge es nach Fred Oelßner, so würde man sie der Demagogie bezichtigen, denn er sagte, dass das „wahre Gesicht“ des christlichen Sozialismus sei, das „Eigentum des Monopolkapitals zu verteidigen“85, weil ein bürgerlicher Demagoge namens Otto Heinrich von der Gablentz genau das tat. Oelßner schlägt aber nicht in der Bibel nach, um die Primärquellen des Ganzen zu sichten, weist also bloß die falschen Standpunkte von Gablentz zurück, ohne sachliche Tiefe. Wie oben anhand von Bibelzitaten ersichtlich, ist am christlichen Sozialismus mehr dran als bloß eine bürgerliche Bauernfängerphrase. Nuschke und Dieckmann standen ehrlich auf Grundlage des Sozialismus, auch wenn sie nicht aus marxistischer, wissenschaftlicher Richtung zu diesem gelangten. Nuschke schrieb in einem Artikel zum Evangelischen Kirchentag des Jahres 1951: „Wo denn je vertritt die Bibel den Gedanken, daß Christ und Kapitalist identisch sein müßten? Wohl aber kann man aus hundert Stellen der Heiligen Schrift das Gegenteil herauslesen. Der Sozialismus ist der Bergpredigt verwandter als alle anderen Wirtschaftsformen. Christus ging unter die armen Fischer und suchte sich aus ihnen seine Jünger. Er war der Freund der Zöllner und Samariter, also der Geächteten seiner Zeit. Der Christ von heute muß zu den Armen und Verstoßenen finden, er muß aber auch dem großartigen Problem der Arbeit und des Arbeiters aufgeschlossen gegenüberstehen.“86 Über das Verhältnis von Christen und Marxisten sagte Nuschke in seiner Rede auf dem VI. Parteitag der CDU im Oktober 1952: Aus der christlichen Wurzel heraus kommen wir zu einer vollen Bejahung dieses Ringens unserer arbeitenden Menschen. Wir sprechen vom Segen der Arbeit und berühren uns in den Ergebnissen mit den Marxisten, die aus einer anderen Weltanschauung heraus die gleichen Ziele und Erkenntnisse bekunden.“87 Sein Nachfolger als Vorsitzender der CDU, August Bach, brachte in einem Interview zum Ausdruck, dass „die sozialistische Gesellschaftsordnung wie keine andere Gesellschaft zuvor der Verwirklichung der christlichen Glaubensforderung nach Frieden und dem Dienst am Nächsten umfassende Möglichkeiten erschließt.“88. Ähnlich sah es auch Johannes Dieckmann. Er sagte in einer Rede vor dem Präsidium der Nationalen Front des demokratischen Deutschland, als er einen kurzen Rückblick über sein Leben gab: „Ich bin ein Sproß einer alten Theologenfamilie. Nicht darum, aber auch darum bin ich zeitlebens bemüht gewesen, als ein Christ zu handeln: Nächsten- und Menschenliebe zu üben und in allem nach der Gerechtigkeit zu trachten. Dazu habe ich im sozialistischen Staat bessere Möglichkeiten als im Kapitalismus.“89 Das stimmt. Um zwischen den reaktionären Heuchlern und denen dem Sozialismus bejahend gegenüberstehenden Christen müssen wir differenzieren nach dem Prinzip „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“90, um zu sehen, wer Freund und wer Feind ist, wer eine Reserve der Werktätigen und wer eine Reserve der Bourgeoisie ist. Dies war nun ein längeres Beispiel für eine Gruppe an potenziellen Verbündeten für eine Volksfront. Nun wieder etwas allgemeineres. Dieckmann hat des weiteren recht, wenn er sagt, dass man nicht Marxist sein muss, um den Sozialismus mit aufzubauen91. Es genügt, wenn man ein sozialistisches Bewusstsein besitzt, auch wenn es noch unvollkommen ist. Dem sollten wir uns bewusst sein und bedenken, dass kleinbürgerliche Unterstützer des Sozialismus zwar nicht auf einem vollständig wissenschaftlichen Standpunkt stehen, wie wir Marxisten, aber wir gemeinsam kämpfen können und sicherlich sie davon Stück um Stück überzeugen können von der Richtigkeit des Marxismus. Die Alternative dazu wäre Sektierertum und vollständige Ablehnung von ihnen, nur weil sie unvollständigen Weltanschauungen anhängen, die sich aber zum Sozialismus bekennen und mithelfen, diesen zu erringen (ich schließe dabei natürlich Demagogen vom Schlage der Sozialdemokraten, sowie der Nationalbolschewisten und andere mit Feigenblättern getarnter Faschisten, aus). Dennoch müssen wir uns davor hüten, diese als „auf einer Stufe mit uns“ zu sehen im ideologischen Sinne. Wenn wir das täten, so würden wir wiederum in Opportunismus verfallen, die Umwälzung der Gesellschaft nach dem Vorbild der Arbeiterklasse nicht durchführen können. Dessen sollten wir bei unserer Bündnisarbeit stets bewusst sein.

Hier sei noch eine Binsenweisheit zitiert: „Wenn die Revolution sich nicht eigene Streitkräfte schafft, erreicht sie nichts.“92 Das ist natürlich völlig richtig, aber für uns noch nicht auf der unmittelbaren Tagesordnung. Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ gründete sich im Juli 1943 und musste dennoch sich erst eine Massenbasis in den Exildeutschen und den kriegsgefangenen deutschen Soldaten schaffen, um sich eine eigene Streitmacht zu schaffen. Dies geschah gegen Ende 194493 und den ersten Feindkontakt hatten sie im Frühjahr 1945 in der Schlacht um Breslau94. Ein Kapitän ohne Schiff kann nicht in See stechen und ein General ohne Armee kann keine Schlacht führen. Wir müssen die Massen gewinnen und zu Sozialisten erziehen, um einen solchen Schritt realisieren zu können.

Das tun wir am besten, indem wir aus Worten Taten machen und Massenarbeit betreiben!

1„Wir sind die revolutionäre Hefe für ganz Lateinamerika“ (Juli 1963) In: Ernesto Che Guevara „Ausgewählte Werke in Einzelausgaben“, Bd. 4: Schriften zum Internationalismus, Pahl-Rugenstein Verlag Nachfolger, Bonn 2003, S. 144/145.

2Die interviewten Arbeiter im Film „Wie Yü Gung Berge versetzte“ („How Yu Kong moved the Mountains“), der von einem französischen Filmteam Anfang der 70er Jahre gedreht wurde, berichten das aus ihren Erfahrungen der Zeit vor der Großen Proletarischen Kulturrevolution in der Essenz (im Teil über die Maschinenfabrik hauptsächlich). Den kompletten Film kann man hier finden: https://www.youtube.com/playlist?list=PLMt0ncvnKoz3ar_f78qBeA29-0kwrsXvT

3Walter Ulbricht „Probleme des Perspektivplanes bis 1970“ (15. bis 18. Dezember 1965), Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 88.

4Brief an Marta Rosenbaum (zwischen dem 4. und 9. Februar 1917) In: Rosa Luxemburg „Gesammelte Briefe“, Bd. 5, Dietz Verlag, Berlin 1987, S. 168.

5Vgl. Karl Marx „Das Kapital“, Bd. I In: Karl Marx/Friedrich Engels „Werke“, Bd. 23, Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 53.

6Vgl. Ebenda, S. 201.

7„Der Sozialismus und der Mensch in Kuba“ (März 1965) In: Ernesto Che Guevara „Der neue Mensch“, Weltkreis Verlags-GmbH, Dortmund 1984, S. 18.

8Vgl. „Politische Ökonomie – Lehrbuch“, Dietz Verlag, Berlin 1955, S. 95 f.

9Aus dem Lied „Mehr“ von Rammstein, Album „Liebe ist für alle da“ (2009).

10„An den Redakteur des ´Workingman´s Advocate´“ (8. Juni 1871) In: Wilhelm Liebknecht „Briefe an den Chicagoer ´Workingman´s Advocate´“, Dietz Verlag, Berlin 1981, S. 144.

13„Für die Befreiung der Frau!“ (19. Juli 1889) In: Clara Zetkin „Ausgewählte Reden und Schriften“, Bd. I, Dietz Verlag, Berlin 1957, S. 7.

15„Für Frieden, Verständigung und Sozialismus“ (8. Dezember 1958) In: Otto Grotewohl „Im Kampf um die einige Deutsche Demokratische Republik“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 150.

16Siehe: „Die Aufgaben der Jugendverbände“ (2. Oktober 1920) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 31, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 280.

17„Der Bankrott der idealistischen Geschichtsauffassung“ (16. September 1949) In: Mao Tse-tung „Ausgewählte Werke“, Bd. IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 484.

18Vgl. Eintrag vom 10. Mai 1908 in das Gefängnistagebuch In: F. E. Dzierzynski „Ausgewählte Artikel und Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1953, S. 23/24.

19„Die Kinderverwahrlosung und die Allrussische Tscheka“ (1921) In: Ebenda, S. 143.

20Ebenda.

21Siehe bspw.: „Über die Tätigkeit der Allrussischen Tscheka“ (17. Februar 1919) In: Ebenda, S. 119 ff. Dzierzynski sagte dort u.a.: „Um die Masse der Konterrevolutionäre zu zerschlagen, mußten wir in der Tat erbarmungslos sein.“

22Vgl. „Die neuen Bedingungen des Kampfes gegen die Konterrevolution“ (15. Januar 1920) In: Ebenda, S. 128.

23Ebenda, S. 128/129.

24Vgl. Friedrich Engels „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ In: Karl Marx/Friedrich Engels „Ausgewählte Werke“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1974, S. 189.

25Siehe: „Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution“ (1922) In: Clara Zetkin „Ausgewählte Reden und Schriften“, Bd. II, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 401.

26Siehe: Eintrag vom 8. August 1909 in das Gefängnistagebuch In: F. E. Dzierzynski „Ausgewählte Artikel und Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1953, S. 102.

27Eintrag vom 31. Dezember 1908 in das Gefängnistagebuch In: Ebenda, S. 70.

28Eintrag vom 10. Mai 1908 in das Gefängnistagebuch In: Ebenda, S. 24.

29„An Rosa Thälmann“ (21. Oktober 1935) In: Ernst Thälmann „Briefe aus dem Gefängnis an seine Angehörigen“, Dietz Verlag, Berlin 1965, S. 112.

30Ernst Thälmann „Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen in Bautzen“ (Januar 1944) In: „Ernst Thälmann – Vorbild der deutschen Jugend“, Volk und Wissen Verlag, Berlin/Leipzig 1951, S. 26.

31„Bazillus gefährdet Zweijahrplan“ (März 1949) In: Bruno Leuschner „Ökonomie und Klassenkampf“, Dietz Verlag, Berlin 1984, S. 90.

32Die Aufgaben der Pädagogen bei der Erziehung der Schüler und Studenten“ (25. April 1961) In: Kim Il Sung „Werke“, Bd. 15, Verlag für fremdsprachige Literatur, Pyongyang 1983, S.73/74. Seitenangaben nach dem PDF von http://www.naenara.com.kp/de/politics/?leader1+3

33Brief vom 30. Juli 1933 In: Fiete Schulze „Briefe und Aufzeichnungen aus dem Gestapo-Gefängnis in Hamburg“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 63.

34„Über die Weiterentwicklung des Däaner Arbeitssystems“ (9. November 1962) In: Kim Il Sung „Reden und Aufsätze“, Bd. I, Verlag Roter Stern, Frankfurt (Main) 1971, S. 319.

35Karl Marx „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ In: Karl Marx/Friedrich Engels „Ausgewählte Werke“, Bd. II, Dietz Verlag, Berlin 1974, S. 308.

36„Die neue Erziehung der sozialistischen Gesellschaft“ (1920) In: Theodor Neubauer „Die neue Erziehung der sozialistischen Gesellschaft“, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1973, S. 75.

37Brief an René Guitart (16. Dezember 1954) In: Fidel Castro „Briefe 1953 – 1955“, Dietz Verlag, Berlin 1984, S. 131/132.

38„Dem Volk dienen“ (8. September 1944) In: Mao Tse-tung „Ausgewählte Werke“, Bd. III, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 205.

39„Zweck und Plan einer Armen-Erziehungsanstalt“ (1805) In: Johann Heinrich Pestalozzi „Ausgewählte Werke“, Bd. III, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1964, S. 124.

40„Es gibt kein Universalgenie“ (3. April 1886) In: Joseph Dietzgen „Schriften in drei Bänden“, Bd. II, Akademie-Verlag, Berlin 1962, S. 439.

41„Vergangenheit und Gegenwart“ (1851) In: N. Balcescu „Ausgewählte Schriften“, Staatsverlag für Kunst und Literatur, Bukarest 1953, S. 58.

42Siehe: „Einige Fragen der Führungsmethoden“ (1. Juni 1943) In: Mao Tse-tung „Ausgewählte Werke“, Bd. III, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 137 ff.

43„Ansprache an die Redaktionsmitglieder der Zeitung Djin-sui Jibao“ (2. April 1948) In: Ebenda, Bd. IV, S. 257.

44„Für Frieden, Verständigung und Sozialismus“ (8. Dezember 1958) In: Otto Grotewohl „Im Kampf um die einige Deutsche Demokratische Republik“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 150.

45„Vater des Vaterlandes des Volkes – Zum 80. Geburtstag des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck“ (3. Januar 1956) In: Johannes Dieckmann „Dokumente – Reden – Aufsätze“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1982, S. 153.

46„Ein trauriges Dokument“ (16. Mai 1917) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 24, Dietz Verlag, Berlin 1989, S. 338.

47Vgl. „Die Zeitung – Schrittmacher der Epoche und Organisator einer wahren öffentlichen Meinung“ (25. April 1946) In: Kim Il Sung „Werke“, Bd. 2, Verlag für fremdsprachige Literatur, Pjongjang 1980, S. 196/197.

50„Ansprache an die Redaktionsmitglieder der Zeitung Djin-sui Jibao“ (2. April 1948) In: Mao Tse-tung „Ausgewählte Werke“, Bd. IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 261.

51Ebenda, S. 260.

52Siehe: Walter Ulbrichts Brief an Fritz (zwischen 1915 und 1918) In: „Walter Ulbricht – ein Leben für Deutschland“, VEB E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1968, S. 25.

53„Aus der Jugendbewegung – Partei und Jugend“ (3. Januar 1921) In: Theodor Neubauer „Die neue Erziehung der sozialistischen Gesellschaft“, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1973, S. 92/93.

54„Jugend-Internationale“ (Dezember 1916) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 23, Dietz Verlag, Berlin 1975, S. 164.

55Siehe bspw.: Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht – Sitte und Sexus der Frau“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, S. 84. Sie spricht dort davon, dass die Sowjetunion „alte Zwangsmaßnahmen des Patriarchats“ wiedereingeführt habe, womit sie das Verbot von Verhütung und Abtreibungen meint und dabei deren Notwendigkeit der Sowjetunion, sowie den veränderten sozioökonomischen Charakter des Sozialismus ignoriert. Stattdessen hält sie auf der gleichen Seite dem Sozialismus den „demokratischen Sozialismus“ entgegen, also bürgerlichen Pseudosozialismus.

56Ebenda, S. 900.

57Die DDR tat dies von Anfang ihres Bestehens an. Artikel 18 der 1949er Verfassung besagt dazu: „Mann und Frau, Erwachsener und Jugendlicher haben bei gleicher Arbeit das Recht auf gleichen Lohn.“ („Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik“, Kongreß-Verlag, Berlin 1951, S. 11). Der entsprechende Artikel der 1968 angenommenen sozialistischen Verfassung ist Artikel 24 und hier zu finden: „Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968“, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1969, S. 29.

58In Artikel 30 steht: „Gesetze und Bestimmungen, die die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Familie beeinträchtigen, sind aufgehoben.“ („Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik“, Kongreß-Verlag, Berlin 1951, S. 14).

59„Lenins Vermächtnis für die Frauen der Welt“ (1933) In: Clara Zetkin „Ausgewählte Reden und Schriften“, Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 473/474.

60„Alles muß erlernt werden!“ (1. November 1927) In: Ebenda, S. 350.

61Zit. nach: „Erinnerungen an Lenin“ (1924/1925) In: Ebenda, S. 150.

62Siehe: „Richtlinien für die kommunistische Frauenbewegung“ (1920) In: Ebenda, Bd. II, S. 260 ff.

63„Die Befreiung der Frau: eine Herausforderung an die Zukunft” (8. März 1987) In: Thomas Sankara „Die Ideen sterben nicht”, AfricAvenir International e. V., Berlin 2016, S. 186/187.

64Siehe dazu: „An Ines Armand“ (17. Januar 1915) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 35, Dietz Verlag, Berlin 1979, S. 155. Ich beziehe mich auf die Punkte 1 bis 7.

65Siehe dazu: Ebenda. Ich beziehe mich auf die Punkte 8 bis 10.

66Siehe: „Erinnerungen an Lenin“ (1924/1925) In: Clara Zetkin „Ausgewählte Reden und Schriften“, Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 139 ff.

67Vgl. „Die geeinte Arbeiterklasse führte das Volk aus der Katastrophe“ (12. Mai 1960) In: Walter Ulbricht „Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, Bd. II 1. Zusatzband, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 222.

68Matthäus 19, 24 In: Bibel – Neues Testament mit Psalmen und Sprüchen“, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1999, S. 52.

69Lukas 6, 24 In: Ebenda, S. 139.

70Siehe: Johannes 2, 14 ff In: Ebenda, S. 199.

71Matthäus 6, 19 In: Ebenda, S. 21.

72Matthäus 6, 24 In: Ebenda.

73Psalm 128, 2 In: Ebenda, S. 644.

74„Verbaler Schlagabtausch mit Francois Mitterand“ (17. November 1986) In: Thomas Sankara „Die Ideen sterben nicht“, AfricAvenir International e. V., Berlin 2016, S. 163.

75„Politischer Kirchenboykott“ (Oktober/November 1913) In: Karl Liebknecht „Gesammelte Reden und Schriften“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 399.

76Ebenda, S. 399/400.

77Vgl. „Heraus aus der preußischen Staatskirche!“ (28. Oktober 1913) In: Ebenda, S. 397.

78„Politischer Kirchenboykott“ (Oktober/November 1913) In: Ebenda, S. 400.

79„Kirchenaustrittsbewegung und Sozialdemokratie“ (16. Januar 1914) In: Ebenda, Bd. VII, Dietz Verlag, Berlin 1985, S. 37.

80„Politischer Kirchenboykott“ (Oktober/November 1913) In: Ebenda, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 401.

81„Sozialismus und Religion“ (3. Dezember 1905) In: W. I. Lenin „Ausgewählte Werke in sechs Bänden“, Bd. II, Dietz Verlag, Berlin 1974, S. 203.

82„Unsere Taktik in der Frage der ´weltlichen Schule´“ (1927) In: Theodor Neubauer „Die neue Erziehung der sozialistischen Gesellschaft“, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1973, S. 196.

83Siehe: „Kirche und Sozialismus“ (24. November 1920) In: Ebenda, S. 68.

84Vgl. Ebenda.

85Vgl. Fred Oelßner „Vorwort“ (1. Juni 1947) In: Franz Mehring „Über den historischen Materialismus“, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. 22.

86„Dem Evangelischen Kirchtag zum Gruß“ (9. September 1951) In: Otto Nuschke „Mahnung und Beispiel“, Union Verlag, Berlin 1958, S. 32/33.

87„Christen, kämpft mit der CDU für Frieden, Einheit und Sozialismus!“ (17. Oktober 1952) In: Ebenda, S. 79.

88„Dem Gründungsaufruf treu geblieben“ (26. Juni 1965) In: August Bach „Aus Reden und Aufsätzen 1946 – 1966“, Union Verlag, Berlin 1977, S. 85.

89„Die Folgerungen aus den Lehren beider Weltkriege muß jeder einzelne Deutsche selbst ziehen“ (31. Juli 1964) In: Johannes Dieckmann „Dokumente – Reden – Aufsätze“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1982, S. 208.

90Matthäus 7, 16 In: Bibel – Neues Testament mit Psalmen und Sprüchen“, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1999, S. 23.

91Vgl. „Aus dem Protokoll des Vortrages und der Diskussion in Marburg (BRD)“ (13. Januar 1961) In: Johannes Dieckmann „Dokumente – Reden – Aufsätze“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1982, S. 190.

92Mjau Tschu-hwang „Kurze Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas“, Verlag Kommunistische Texte, Münster 1971, S. 78.

93Siehe dazu u.a.: „Zur Geschichte der deutschen antifaschistischen Widerstandsbewegung 1933 – 1945“, Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, Berlin 1958, S. 312. Dort ist ein Eid der Truppen des NKFD abgedruckt, der aus dem Jahre 1944 stammt.

94Siehe: Hans Jacobus „Die erste deutsche antifaschistische Kampfgruppe vor Breslau“ In: Ebenda, S. 309 ff.

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