Grundsätze sozialistischer Berichterstattung

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Wahrheitsgemäße Berichterstattung ist bei den bürgerlichen Medien alles andere als an der Tagesordnung. Selbst bei RT Deutsch, wo man aufgrund der Rivalität der russischen Bourgeoisie mit der deutschen Bourgeoisie tendenziell eher wahrheitsgemäße Berichte findet, so ist auch dort nicht alles Gold, was glänzt. Letztendlich ist das dahinterstehende Interesse gegeben, die deutsche Bourgeoisie dafür abzustrafen, dass sie auf der Seite der USA gegen die russische Bourgeoisie Partei ergreift. Wäre Deutschland noch immer auf Schröder-Kurs, so könnte man wohl kaum erwarten, dass sie im Leichenkeller der BRD herumwühlen. Wir brauchen zusätzlich dazu noch unsere eigene Berichterstattung, unseren eigenen Journalismus.

Es gibt derer einige Genossen, die meinen, man könnte sich der selben Methoden zur Erringung der ideologischen Hegemonie bedienen, wie die Bourgeoisie. Es mag sein, dass sich die Formen weitgehend gleichen, so die Benutzung von Medien, jedoch wäre es falsch zu meinen, dass man Demagogie benutzen könnte für unsere Zwecke. Unser Ziel ist die Aufklärung der Werktätigen und nicht die Erziehung zu blindem Gehorsam. Feliks Dzierzynski schrieb einst in einem Brief: „Man muß aus den Zeitungen Demagogie und Lügen verbannen.“1 Das müssen wir tun, denn wenn die Werktätigen nicht in der Lage sind ihre objektiven Klasseninteressen zu erkennen, die Welt wissenschaftlich zu erkennen, dann kann man sie vielleicht eine Weile mit demagogischen Phrasen gewinnen für eine bestimmte Sache, aber keineswegs langfristig auf unsere Seite ziehen und schon gar nicht sie zum herrschenden Subjekt der proletarischen Diktatur machen. Schon Lenin sagte: Dem Volke muß man die Wahrheit sagen. Nur dann werden ihm die Augen aufgehen, und es wird lernen, die Unwahrheit zu bekämpfen.“2 Demagogie mag eine Zeit lang funktionieren, um die Massen ideologisch zu benebeln, abzulenken, aber langfristig wird das Massiv der Realität durch den Dunstschleier durchschimmern. Alleine, wenn die Werktätigen das Gegenteil von dem erleben, was propagiert wird, werden sie zunehmend kritisch. Unsere Arbeitsmethoden in der Journalistik müssen also die Realität widerspiegeln und diese konzentriert analysieren. Maxim Gorki schrieb: „Alle unsere Gedanken, alle Ideen entstehen im Arbeitsprozeß.“3 Mao Tsetung erkannte diesen Gedanken auch, aber fasste ihn als die gesellschaftliche Praxis im Allgemeinen auf: „Woher kommen die richtigen Ideen der Menschen? Fallen sie vom Himmel? Nein. Sind sie dem eigenen Gehirn angeboren? Nein. Die richtigen Ideen der Menschen können nur aus der gesellschaftlichen Praxis herrühren, nur aus dem Produktionskampf, dem Klassenkampf und dem wissenschaftlichen Experiment – diesen drei Arten der gesellschaftlichen Praxis. Das gesellschaftliche Sein der Menschen bestimmt ihr Denken.“4 Das ist die dialektisch-materialistische Anschauung. Was heißt das für die sozialistische Journalistik? Dass man eben nicht Geschehnisse willkürlich interpretiert, wie es einem passt, sondern sie zurückführt auf ihren materiellen Boden. Dazu gehört auch eine gewisse Analysetätigkeit. Natürlich ist das Primäre, Fakten darzulegen, aber die sprichwörtlichen „nackten Fakten“ ohne Kontext sind für Leute ohne Hintergrundwissen nicht hilfreich. Das hängt stark vom Publikum ab. Wenn man in einer Zeitung Statistiken zur Ausbeutungsrate in Deutschland veröffentlicht – wer könnte das auf Anhieb verstehen? Nur diejenigen, die sich mit der politischen Ökonomie des Marxismus befasst haben. Deshalb gilt es, Informationen in einer für das Publikum verständlichen Weise aufzubereiten. Dimitroff machte unmissverständlich klar: „Wenn du schreibst und sprichst, so mußt du stets an den einfachen Arbeiter denken, der dich verstehen, deinem Ruf glauben und dir mit Bereitschaft folgen soll! Du mußt daran denken, für wen du schreibst und zu wem du sprichst.“5 Wenn man etwas verfasst für den einfachen Werktätigen, so sollte man auf ein Feuerwerk an Fachbegriffen verzichten, mag dies formal noch so richtig sein. Wenn das angesprochene Gegenüber einen nicht versteht, dann ist man seiner Aufgabe nicht gerecht geworden. Auf der anderen Seite sollte man vor einem Publikum, das sich mit der marxistischen Theorie befasst hat, schwammige Vulgärbegriffe vermeiden, denn undefinierte Begriffe geben die Grundlage für willkürliche Auslegungen. Es sei hier nur der Fall erwähnt, wo durch schwammige Begrifflichkeiten es von Seiten der Revisionisten zur Behauptung kam, alles im Sozialismus sei Warenproduktion, obwohl dies Marktwirtschaft bedeutet. Diese letzte Konsequenz wurde jedoch sophistisch bestritten. Das sind politische Orakelsprüche: Vage und willkürlich auslegbar, wenn man die Praxis nicht kennt. Ohne Verständlichkeit lassen sich keine Informationen übermitteln.

Zu einer verständlichen Weise gehört auch eine Stilform. Grundsätzlich ist dies eine sorgfältige und sachliche Berichterstattung über die angesprochenen Themen. Dafür benötigt es einer gründlichen Recherche und einem nüchternen Vokabular. Das ist die Basis, aber natürlich nicht alles. Man muss auch bei gegebenen Anlässen zu einer harten Sprache der Polemik greifen. Gerhart Eisler brachte es so auf den Punkt: „Klar denken, klar erkennen, klar die Pläne der Feinde durchschauen und eine klare Sprache über diese Pläne führen, das ist unsere Aufgabe, das ist unsere Pflicht.“6 Bei Feinden sind polemische Spitzen angebracht, also bei Revisionisten, den Lakaien der Bourgeoisie und anderen Reaktionären. „Harte Worte müssen knapp sein und sitzen.“7, sagte Gorki; aber gegenüber Genossen sollte man einen anderen Tonfall haben. Natürlich nicht so, dass ein Genosse, der Fehler gemacht hat, dies so durch die Blume mitgeteilt bekommt, dass vom eigentlichen Sachverhalt nichts übrigbleibt. Das wäre so in etwa „Du hast natürlich recht, mit einer kleinen Einschränkung: Du hast nämlich unrecht.“8 – man weiß dann nicht mehr, ob man gelobt wurde, oder kritisiert. Man sollte es bloß gegenüber Genossen in der Härte der Sprachgeschosse nicht übertreiben. Man muss dabei stets die Situation und die Umstände in Rechnung stellen, ob und wie die Fehler vermeidbar gewesen wären. Sollte sich herausstellen, dass Fehler vermeidbar gewesen wären, wenn die verantwortlichen Genossen mehr Nachforschung betrieben hätten, so handelt es sich um Fahrlässigkeit. Das ist eben Analysearbeit an einer konkreten Situation. Wenn die Fehler trotz Kritik nicht berichtigt werden, dann ist natürlich ein härterer Tonfall angebracht, dann wird nämlich aus einem Fehler Absicht. Es besteht dabei natürlich auch die Frage der Relevanz. Die Forderung nach Selbstkritik ist für unsere gesamte Bewegung lebenswichtig, aber sie darf auch nicht zu „plumpen Anrepeleien“ werden wegen Lappalien9. Auf der anderen Seite darf man nicht aufgrund persönlicher Befindlichkeiten die Reaktion auf Kritik fürchten, denn ohne Kritik an Missständen verschwinden diese nicht von selbst. Man kann selbstverständlich auch zur Satire greifen, um Probleme aufzuzeigen, eine falsche Tendenz konzentriert auf die Spitze zu treiben, zu überzeichnen, damit augenscheinlich wird, wohin sie letztendlich führt. Man kann sagen, das sei nicht sachlich-nüchtern, was richtig ist, jedoch gehört dies als eine Form in unser publizistisches Arsenal10. Das ist umrissen, was und wie man herangehen sollte.

In der Geschichte lief es nicht immer geradlinig auf dem richtigen Pfad. Unter Erich Honecker gab es eine schönfärberische Berichterstattung11, um hinter einer Wand an Demagogie den Revisionismus zu verbergen. Das war die Medienpolitik eines Joachim Herrmann. Natürlich fiel den Massen in der Praxis auf, dass etwas nicht stimmte. Beim Revisionismus in den anderen sozialistischen Staaten war es ähnlich, führte auch dort zu zunehmender Unzufriedenheit, auf die nicht problemlösend eingegangen wurde. In der Informationskette sind die oberen Leitungen die letzten, die etwas erfahren, denn die unteren Leitungen, die Basis, sind diejenigen, die unmittelbar am Geschehen teilnehmen. Deshalb bringt Demagogie nichts, täuscht nicht über die Nacktheit des Kaisers hinweg. Das heißt aber nicht, dass erst nach der Übernahme einer revisionistischen Clique solche Erscheinungen möglich wären. Auch unter Walter Ulbricht gab es solche Erscheinungen, als die Revisionisten in der Hand des Zentralorgans waren. Rudolf Herrnstadt wurde im Sommer 1953 nicht ohne Grund abgelöst als Chefredakteur des Neuen Deutschland und aus der Partei ausgeschlossen. Kurt Gossweiler monierte im Juli 1953 in einem Brief an Hermann Matern, den Vorsitzenden der Zentralen Partei-Kontroll-Kommission der SED, unter anderem, dass Hans Jendretzky eine „Musterhausgemeinschaftsversammlung“ besucht habe und damit die Kampagne zur Unterstützung dieser Organe ad absurdum geführt habe, weil so die Realität eben nicht aussieht und auch einen Leitartikel im Neuen Deutschland, das damals noch von Herrnstadt redigiert wurde, in dem gesagt wurde „Kein Funktionär soll sich also in Zukunft mehr mit der angeblichen Rückständigkeit unserer Werktätigen herausreden!“12. Das dürfte auch der Grund gewesen sein, warum Hans Jendretzky bestraft worden ist mit einer Rüge13. Kurt Gossweiler sagte über diesen Leitartikel, dass er den Parteifunktionären „in gröblichster Weise Unrecht getan“ habe und es falsch war, Maßnahmen, die die Massen gebilligt haben so darzustellen, als seien sie „stürmisch verlangt“ worden14. Gossweiler kritisierte deshalb: „Wir haben zu gut organisiert und zu wenig organisch wachsen lassen!“15 Im Kern ist das eine Kritik daran, dass man zu viel von oben bestimmt hat, ohne die Massen aus eigenen Erfahrungen lernen zu lassen. Man kam also beim Aufbau zwar voran, aber die Massen verstanden noch nicht recht die Hintergründe, machten, was man ihnen sagte und verstanden nicht, warum. Hermann Matern sah Gossweilers Kritik als korrekt an16. Wozu so ein langes Beispiel? Man propagierte monatelang eine falsche Linie und ließ Kritik im Zentralorgan nicht an sich rankommen, machte Berichte über Schaubesuche vor ausgewähltem Publikum und bezeichnete sogar noch die Funktionäre an der Basis als Lügner, die über Probleme berichteten. Das ist für unsere Sache das Schlimmste, was man machen kann und der Bourgeoisie dienlich, denn es erodiert das Vertrauen der Massen in ihre Avantgarde. Die Frage ist primär, was dem Klasseninteresse der Arbeiterklasse und den von ihr angeführten werktätigen Massen entspricht, was die Partei daraus ableitet ist ein Sekundärwiderspruch. Erst kommen die materiellen Verhältnisse, dann folgt daraus die geistige Erkenntnis. Walter Ulbricht zog daraus wichtige Lehren und achtete besser auf die Kritik von unten. Im Mai 1957 machte Walter Ulbricht unmissverständlich klar: „Die bisherigen Berichte über die Rechenschaftslegungen waren vielfach Hofberichte. Das alles kann auf Dauer niemand lesen und auch nicht verdauen. Das muß geändert werden. Weg mit den Hofberichten aus der Presse! Schildern wir unsere Erfolge, das, was wir leisten können, aber berichten wir auch über die Kritik.“17 Walter Ulbricht war für eine „offene, grundsätzliche Diskussion“ und nannte es „Selbsttäuschung“, wenn man in der Presse es so darstellen wollte, als seien „alle Menschen einer Meinung“18. Im November 1957 sagte Walter Ulbricht auf der Festveranstaltung zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution in Moskau: „Wir führen einen breiten Meinungsaustausch über die Probleme des sozialistischen Aufbaus und des geistigen Lebens beim Aufbau des Sozialismus. Wir führen einen entschiedenen Kampf gegen die bürgerlichen Einflüsse, gegen den Revisionismus, der stets der Wegbereiter der Konterrevolution ist.“19 Im Jahre 1963 sprach Walter Ulbricht über einen Artikel aus der Neuen Deutschen Bauernzeitung, in der ein 70jähriger Genossenschaftsbauer aus dem Landkreis Döbeln seine Probleme schilderte bei der Organisation der LPG und wie der Vorsitzende der LPG Kritik von unten unterdrückte, welche darauf abzielte, die Probleme zu lösen. Walter Ulbricht fragte dazu in die Runde des Zentralkomitees: „Was ist denn das für eine Missachtung der Demokratie bei uns, die hier passiert?“20 Es wurde also unter Walter Ulbricht auf die Kritik von unten eingegangen und sie wurde wertgeschätzt. Und dazu brauchte es auch der Medien, hier einer Zeitung, die eine Plattform für diese Kritik und Selbstkritik bietet.

Man darf also eigene Medien nicht so gestalten, dass man bloß eigene Berichte aus einem erlesenen Redaktionskomitee oder höheren Leitungen veröffentlicht. Dann wäre man genau bei den Hofberichterstattungen angelangt, die Walter Ulbricht mit Schärfe kritisierte. Man muss die Massen miteinbeziehen, indem man ihnen Gehör verschafft und offen diskutiert. Bert Brecht, der selbst kein Parteimitglied war, unterstützte die SED nicht nur durch eine schriftstellerische Arbeit und der Anleitung von Theaterschülern, sondern auch durch die Weitergabe von Informationen von unten nach oben. So schlug Brecht im Juli 1953 Otto Grotewohl vor, den Neuen Kurs im Rundfunk und DEFA-Filmen zu thematisieren und machte darauf aufmerksam, dass es Probleme bei der Heringsfischerei gab, von denen er mitbekommen hat21. Das war zum Beispiel ein wertvoller Initiativbeitrag von unten. Natürlich kann man es nicht so machen, dass eine ganze Zeitung nur aus Beiträgen von unten besteht und sogar irrelevante qualitativ schlecht verfasste Beiträge mit aufnimmt. Man muss sowohl von einer Redaktion Informationen und Materialien sammeln, darlegen und analysieren. Das wird natürlich die meisten Seiten füllen, wenn es sich zum Beispiel um eine Zeitung handelt. Dennoch braucht man auch eine Beilage von ausreichendem Umfang, um Beiträge aus den Massen zu veröffentlichen und zur Diskussion zu stellen. Das weckt Interesse von unten und regt den Erfahrungsaustausch an. Natürlich gehört zu einer Diskussion auch dazu, dass man Gegenwind kriegt und sich mit Meinungen und Themen befassen muss, die einem persönlich nicht liegen oder nicht gefallen. Wenn sie aber Relevanz besitzen, so muss das auf den Tisch kommen. Ansonsten ist es wie eine unbehandelte Krankheit: Man hat Angst vor der Behandlung durch den Arzt und bedenkt nicht, dass noch schlimmer ist, an der Krankheit zu sterben. Der dialektische Materialismus lehrt doch, den objektiven Tatsachen entsprechend zu handeln und dass diese eben über falsche Anschauungen siegen werden – wozu sollte man also eine offene Debatte fürchten? Nur Revisionisten und andere bürgerlich gesinnte Konterrevolutionäre können die Unterdrückung von Debatten wollen, denn sie sind wie Vampire, die sich vor dem Tageslicht scheuen. Sie fürchten sich vor ihrer Entlarvung. „Die Unsensiblen sind meist die Empfindlichsten.“22 – Diese Personen sind unsensibel gegenüber realen Problem, aber fühlen sich bei der leisesten Kritik an ihren falschen Anschauungen am empfindlichsten persönlich beleidigt. Wir können nicht Tatsachen irgendwelchen persönlichen Befindlichkeiten opfern, sondern die persönlichen Befindlichkeiten müssen den Tatsachen weichen, ihnen entsprechend angepasst werden. Wenn man dem nicht entsprechend handelt, dann endet man in idealistischen Anschauungen oder mal mindestens im Agnostizismus, der den Versuch darstellt, Materialismus und Idealismus zu „versöhnen“.

Es gibt neben dem Problem von Form und Inhalt noch das Rahmenproblem: Die Veröffentlichung und ihre Finanzierung. Uns ist als Marxisten natürlich bewusst: „Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein.“23 Unsere Pressearbeit besteht nicht darin, wie die Boulevardblätter der Bourgeoisie, mit reißerischen Überschriften und Titelbildern möglichst hohen Umsatz zu machen, sondern die Massen aufzuklären. Dennoch bedarf es keiner Tiefenkenntnis des Marxismus, um zu verstehen, dass man eben ein gewisses Vermögen benötigt, um zu publizieren. Deshalb nannte schon der bürgerliche Revolutionär Ludwig Börne die Pressefreiheit ein „trügerisches Wort“24, weil sie eben im Kapitalismus bloß an die Freiheit des Kapitals gefesselt ist, die Presse nur als Gewerbe geführt wird, das nebenbei dazu benutzt wird, das Denken der Massen im Sinne der Bourgeoisie zu prägen. Die Finanzierung ist schwierig, wenn man ein kleines Publikum hat, das ist offensichtlich. Ein Betrieb auf Spendenbasis, wie es die Offen-siv macht, trägt sich erst ab einer bestimmten Größe, ein Betrieb auf Einnahmen durch Verkäufe, wie etwa eine Zeitung, ist besonders in der heutigen Zeit schwierig, besonders, weil das allgemeine Interesse an Printausgaben sinkt. Das zweckmäßigste ist der Betrieb einer Webseite, aufgrund der vergleichsweise niedrigen Kosten, sowie der leichten Verfügbarkeit und Erreichbarkeit. Auch dort kann man die oben genannten Prinzipien anwenden. Problematisch ist jedoch, dass die Gefahr besteht, dass dies zu einer reinen Quasselbude im Internet wird, ohne Praxis. Aus diesem Grund muss man die Genossen dazu aufrufen, in Kontakt zu treten und sich zu koordinieren. Das ist jedoch schwieriger als bei einer Zeitung mit Abonnement, denn es ist deutlich unpersönlicher. Die Leser fühlen sich oftmals nicht als solche angesprochen, sehen sich eher als bloße Zuschauer, als passive Konsumenten.

Unsere Hauptaufgabe ist die Informierung und Aktivierung der Massen. Dazu sind die Publikationsformen sekundär, das Ziel primär, sie sind bloß ein Katalysator für die Praxis, aber nicht die Praxis selbst. Wenn wir dieses Ziel aus den Augen verlieren, dann werden wir enden, wie die kleinen Blättchen der K-Sekten der 70er Jahre, die mehr damit beschäftigt waren die „reinste Ideologie“ zu filtrieren, statt auch nur einen Schritt in der Praxis voranzugehen. Auch in der publizistischen Arbeit gilt also:

Geht tief unter die Massen, wertschätzt kein leeres Geschwätz.“25

1An G. I. Blagonrawow“ (1923) In: F. E. Dzierzynski „Ausgewählte Schriften“, Bd. I, Hrsg.: Ministerium für Staatssicherheit Hochschule, o. O. 1984, S. 454.

2Ein trauriges Dokument“ (16. Mai 1917) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 24, Dietz Verlag, Berlin 1989, S. 338.

3Maxim Gorki „Wie ich schreiben lernte“, Verlag Tribüne, Berlin 1960, S. 101.

4Woher kommen die richtigen Ideen der Menschen?“ (Mai 1963) In: „Vier philosophische Monographien von Mao Tse-tung“, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S. 149.

5Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus“ (2. August 1935) In: Georgi Dimitroff „Ausgewählte Schriften“, Bd. 2, Dietz Verlag, Berlin 1958, S. 652.

6Über Härte und Klarheit der Sprache“ (29. November 1961) In: Gerhart Eisler „Auf der Hauptstraße der Weltgeschichte“, Dietz Verlag, Berlin 1981, S. 199.

7Mehr lachen, weniger ´Moralpredigt“ (17. Juni 1926) In: Maxim Gorki „Wie ich schreiben lernte“, Verlag Tribüne, Berlin 1960, S. 7.

8An Michael Naumann, ehedem Leiter des Rowohlt Verlages“ (18. August 1988) In: Harry Rowohlt „Der Kampf geht weiter!“, Wilhelm Heyne Verlag, München 2006, S. 124.

9Vgl. „Über den Umgang mit Wirtschaftsfunktionären“ In: Maxim Gorki „Wie ich schreiben lernte“, Verlag Tribüne, Berlin 1960, S. 33.

10Vgl. „Nur ´nüchtern´ antworten?“ (12. Januar 1963) In: Gerhart Eisler „Auf der Hauptstraße der Weltgeschichte“, Dietz Verlag, Berlin 1981, S. 243/244.

11Siehe: Kurt Gossweiler „Wie konnte das geschehen?“, Bd. II, KPD/Offen-siv, Bodenfelde 2017, S. 226. Gossweiler schreibt dort: Die Parteiführung ging den anderen Weg, den des Administrierens, der Vertuschung von Widersprüchen und Problemen und der Schönfärberei, der in der Medienpolitik Ausdruck fand. Die Kluft zwischen Partei und breiten Teilen der Massen war groß geworden und innerhalb der Partei verlor die Führung immer stärker das Vertrauen der einfachen Mitglieder.“ Übrigens gab Honecker selbst Schönfärberei zu. Siehe dazu: Reinhold Andert/Wolfgang Herzberg „Der Sturz – Erich Honecker im Kreuzverhör“, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1991, S. 313.

12Vgl. „Ein Brief zum 17. Juni 1953 an den Vorsitzenden der Zentralen Partei-Kontroll-Kommission der SED, Hermann Matern“ (2. Juli 1953) In: Kurt Gossweiler „Wider den Revisionismus“, Verlag zur Förderung der wissenschaftlichen Weltanschauung, München 1997, S. 41.

13Siehe: Hermann Matern „Die unerschütterliche Einheit und Geschlossenheit der Partei – Quelle ihrer Macht und Siege!“ (30. März 1954), Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 21.

14Vgl. „Ein Brief zum 17. Juni 1953 an den Vorsitzenden der Zentralen Partei-Kontroll-Kommission der SED, Hermann Matern“ (2. Juli 1953) In: Kurt Gossweiler „Wider den Revisionismus“, Verlag zur Förderung der wissenschaftlichen Weltanschauung, München 1997, S. 42.

15Ebenda, S. 44.

16Siehe: „Antwort Hermann Materns an Kurt Gossweiler“ In: Ebenda, S. 45.

17Über die Bedeutung der Richtlinie zur Verbesserung der Arbeit der örtlichen Organe der Staatsmacht in den Kreisen, Städten und Gemeinden“ (6. Mai 1957) In: Walter Ulbricht „Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 426.

18Vgl. Ebenda, S. 424.

19Dank den Völkern der Sowjetunion!“ (6. November 1957) In: Ebenda, S. 719/720.

21Siehe: „An Otto Grotewohl“ (12. Juli 1953) In: Bertolt Brecht „Briefe 1913-1956“, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1983, S. 659/660.

22Zweite Antwort an die Leserin H. B.“ (19. November 1990) In: Harry Rowohlt „Der Kampf geht weiter!“, Wilhelm Heyne Verlag, München 2006, S. 194.

23Karl Marx „Debatten über Preßfreiheit und Publikation der Landständischen Verhandlungen“ (März/April 1842) In: Karl Marx/Friedrich Engels „Werke“, Bd. 1, Dietz Verlag, Berlin 1981, S. 71.

24Über den reaktionären Liberalismus“ (17. November 1830) In: Ludwig Börne „Wenn man nur selbst nicht zaghaft ist…“, Verlag der Nation, Berlin 1953, S. 209.

25Inschrift für die Sonderausgabe der Yenaner Befreiungszeitung für den Frauentag“ (8. März 1942) In: „Mao´s Road to Power“, Vol. VIII, Routledge, London 2015, S. 59, Englisch.

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