Symbolismus über Inhalte? – Die weichen Knie der CPGB-ML

Nicolae Ceausescu sagte im Sommer 1989 in einer seiner letzten Reden: “Symbolismus mag für die Kunst gut sein, in Politik und Wirtschaft jedoch ist er nutzlos.”1 So verhält es sich mit dem Symbolismus: Er ist rein optisch.

Unter Putin sind in der letzten Zeit ein paar symbolische Veränderungen eingetreten: In Gedenken an das 90jährige Bestehen der Moskauer U-Bahn und an den 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg wurde ein Stalin-Relief in der Moskauer Metro rekonstruiert2 und der Flughafen Wolgograd in Flughafen Stalingrad umbenannt3, worüber die westliche Presse am schäumen war. Die taz stellt aufgrund dieses Symbolismus die Behauptung auf: Der Geist Stalins ist längst aufgegangen im System Putin.”4 Der Unsinn dieser Aussage dürfte ersichtlich sein, allein schon aus dem diametral entgegengesetzten Klassencharakter der Sowjetunion und der Russländischen Föderation. Oder?

Der CPGB-ML scheint dies nicht so ersichtlich zu sein. Im Mai 2022 kritisierte ich die CPGB-ML bereits für ihre völlig falsche Einschätzung des russischen Imperialismus5. Nun folgt daraus ein ideologischer Folgefehler, der an der marxistischen Kompetenz der CPGB-ML noch größere Zweifel erwachsen lässt. Dieser erfolgte in einem Artikel vom 1. August 2025 auf ihrer Webseite.

Die CPGB-ML sieht in Putins Symbolpolitik eine “Umkehrung der Entstalinisierung” durch den “sowjetischen Kern der Russischen Föderation”, die Russland vom “unterwürfigen Verbündeten des Imperialismus” (den die CPGB-ML ausschließlich in der NATO manifestiert sieht) zum “Verbündeten des antiimperialistischen und kommunistischen Lagers”. Die CPGB-ML drückt sich noch deutlicher aus:

Die Russische Föderation ist objektiv zur Reserve der revolutionären Kräfte weltweit geworden.”6

Noch falscher könnte die Schlussfolgerung nicht sein. Noch offensichtlicher konnte man nicht auf das Gleis des Opportunismus übergehen.

Ernst Aust, der ehemalige Vorsitzende der KPD/ML, sprach am 21. Dezember 1979 in seiner Rede zur Feier von Stalins 100. Geburtstag in Essen davon, dass Wolgograd eines Tages wieder Stalingrad heißen würde7. Damit war garantiert nicht jene Symbolpolitik gemeint, die Putin heute betreibt. Der CPGB-ML scheint diese aber mehr als genug zu sein, um den Charakter eines Staates zu bestimmen. Eine solche Ansicht ist nicht einmal eine mangelhafte Analyse, sie ist bloßes Wunschdenken.

Putin mag noch so viel an Stalin erinnern, um verlorene Popularität wettmachen zu wollen, am Charakter des russischen Imperialismus ändert dies rein gar nichts.

1https://youtu.be/JQ8p-SpsS-A?si=gJkCMFvKwX3VI_iw (Rumänisch mit englischsprachigen Untertiteln) Ab 3:55

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