Trotzkistische Weisheiten
Liebe Leser, im folgenden veröffentlichen wir einen Artikel des Genossen Linus.
Vorwort:
Genossen, ich schreibe diesen Artikel aus folgender Notwendigkeit: In letzter Zeit haben sich immer mehr Diskussionen gegen Trotzkisten angestaut und sie kamen immer mit den gleichen Lügen. Aus genau diesem Grund werde ich in diesem Artikel ihre Lügen entlarven.
“Lenin wollte Trotzki zum Nachfolger!”
Diese These wird von Trotzkisten oft aufgrund von selektiver Quellennutzung aufrechterhalten. Die Wahrheit ist: Lenin kritisierte Trotzki häufig, unter anderem auch polemisch. Diese Kritik äußerte er zudem auch im bekannten Testament.
In diesem Zitat kritisiert Lenin den Opportunismus Trotzkis:
“Noch niemals, in keiner einzigen bedeutsamen Frage des Marxismus, hatte Trotzki eine feste Meinung, stets ´kroch er in die Spalten´ zwischen den verschiedenen Meinungen und pendelte von einer Seite zur anderen.”¹
Polemik seitens Lenin gegenüber Trotzki, welcher sich mit dem rechten Flügel gegen Antimilitaristen im Ersten Weltkrieg verbündete. Gleichzeitig sieht man hier die scheinbar-sozialistische Rhetorik seinen Taten gegenübergestellt. Das Zitat:
“So ein Schwein ist dieser Trotzki – linke Phrasen und ein Block mit den
Rechten gegen die Zimmerwalder Linken!”²
Hier wird indirekt auf Trotzki angespielt, welcher oft rhetorisch elitär und, wie Lenin schon sagt, “neunmalklug” rüberkam. Gleichzeitig ist es eine Absage an die falsche Idee der Permanenten Revolution. Lenin sagte:
“Ich weiß natürlich, daß es neunmalkluge Leute gibt, die sich für sehr gescheit halten und sich sogar Sozialisten nennen, die behaupten, man hätte die Macht nicht ergreifen dürfen, solange die Revolution nicht in allen Ländern ausgebrochen ist. Diese Leute ahnen nicht, daß sie mit solchem Gerede der Revolution den Rücken kehren und auf die Seite der Bourgeoisie übergehen. Wollte man warten, bis die werktätigen Klassen die Revolution im internationalen Maßstab durchführen, so müßten alle in Erwartung erstarren. Das ist Unsinn. Die Schwierigkeit der Revolution ist allen bekannt. Nachdem sie in einem Land mit glänzendem Erfolg begonnen hat, wird sie vielleicht qualvolle Perioden durchmachen, denn endgültig siegen kann man nur im Weltmaßstab und nur durch die gemeinsamen Anstrengungen der Arbeiter aller Länder. Unsere Aufgabe besteht darin, durchzuhalten und Vorsicht zu üben, wir müssen lavieren und zurückweichen, bis Verstärkungen zu uns stoßen. Der Übergang zu dieser Taktik ist unvermeidlich, wie immer auch Leute darüber spotten mögen, die sich zwar Revolutionäre nennen, aber von der Revolution keine blasse Ahnung haben.”³
Trotzki mochte Lenin nicht. Er schrieb in einem Brief aus dem Jahre 1913:
“In a word, at this moment, all that Leninism consists of is based on lies and falsifications, and bears in itself the seeds of its own decay.” (“In einem Wort, in diesem Moment, ist alles, aus dem der Leninismus besteht Lügen und Verfälschungen, und trägt in sich selbst die Samen seines eigenen Absterbens.”)⁴
Hier ist zu sehen, wie sehr Trotzki den Leninismus kritisierte und sich gegen ihn wandte. Damit wendet er sich automatisch auch gegen Lenin.
Zudem hat Lenin Trotzki als “Juduschka” bezeichnet, was die russische Verniedlichungsform von “Judas” ist. Lenin nannte Trotzki so, als Trotzki Parteigeheimnisse an Parteifeinde verriet.⁵
Lenin erwähnte in seinem “Testament”, dass Trotzkis ideologische Anschauungen aus “Nichtbolschewismus” bestünden.⁶ Daraus lässt sich klar schlussfolgern, dass Lenin keinen Nichtbolschewisten als Nachfolger wollte.
Wichtig zu erwähnen ist ebenfalls, das 1927 an der Urabstimmung der Partei nur 0,5% für den trotzkistisch-sinowjetischen Block gestimmt haben, während 99,18% gegen ihn gestimmt haben¹²
Eine ebenso hartnäckige Behauptung der Trotzkisten, die sich bis in liberale Zeitschriften halten, werde ich jetzt widerlegen.
“Lenin konnte Stalin nicht ausstehen!”
Diese These entsteht auch aus selektiver Quellenarbeit. Genutzt wird hierbei oft das sogenannte “Testament” Lenins, also den “Brief an den Parteitag”. Lenin schreibt darin:
“Stalin ist zu grob, und dieser Mangel, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten durchaus erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von Gen. Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, daß er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit, oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung erlangen kann.”¹³
Wer nur dieses Zitat nutzt, verkennt allerdings, dass dieses Testament ein Werk ist, wo jeder führende Bolschewik kritisiert wird.
Zudem wird Stalin als einziger nicht inhaltlich kritisiert, sondern es wird auf seine Wirkung für Außenstehende geschaut. Diese Aussage von Lenin war auch persönlich motiviert aus verschiedenen Gründen. Sprich: Es gab keine ideologischen Differenzen. Die Kritik ist nur auf Stalins zwischenmenschliche Eigenschaften bezogen.
Die Realität sieht anders aus: Lenin und Stalin haben Seite an Seite gearbeitet, Stalin wurde im April 1922 zum Generalsekretär der KPdSU. Lenin schlug Stalin genau bei dieser Wahl vor.⁷
Schon geht es weiter zur nächsten Lüge, gar Heroisierung Trotzkis:
“Trotzki war der großartige Gründer der Roten Armee!”
Diese These ist schlichtweg plumpe Geschichtsfälschung.
Lenin erlaubte die Gründung der Armee durch ein Dekret.⁸
Zudem gibt es Beweise, das Trotzki selber die Armee während des Bürgerkriegs demobilisieren wollte.⁹ Das wäre einer Kapitulation vor der Reaktion gleichgekommen.
Die Rote Armee wurde auf Partei- und Sowjetinitiative gegründet, nicht auf persönlicher Basis Trotzkis.⁸
Demnach ist zu schlussfolgern: Die Aussage ist eine Geschichtsfälschung und eine Heroisierung Trotzkis. Die Idee der Armeegründung kam von der Partei, nicht von Trotzki persönlich. Jemand, der die Rote Armee während einem Bürgerkrieg demobilisieren möchte, ist kein großartiger Gründer, sondern ein Verräter.
Außerdem ist es nicht sinnig, Trotzki zu heroisieren für die Gründung einer Armee. Dies ist ein überlebenswichtiger Aspekt innerhalb eines Bürgerkriegs. Es ist nur zu erwähnen, dass unter anderem auch Stalin, wohl Trotzkis größter Feind, eine große Rolle im Bürgerkrieg spielte.
Nun schon zur letzten Lüge dieses Artikels, die widersprüchlich zu Lenins Erbe ist:
“Stalin schuf die Theorie vom Sozialismus in einem Lande!”
Auch diese Behauptung entspricht nicht der Wahrheit.
Lenin hat die Idee vom Sozialismus in einem Land entwickelt, Stalin hat diese Linie lediglich fortgeführt. Lenin stellte nämlich bereits 1916 klar:
“Die Entwicklung des Kapitalismus geht höchst ungleichmäßig in
den verschiedenen Ländern vor sich. Das kann nicht anders sein bei der Warenproduktion. Daraus die unvermeidliche Schlußfolgerung: Der Sozialismus kann nicht gleichzeitig in allen Ländern siegen. Er wird zuerst in einem oder einigen Ländern siegen, andere werden für eine gewisse Zeit bürgerlich oder vorbürgerlich bleiben.“¹⁰
Schon ein Jahr zuvor wandte sich Lenin dagegen, dass man den Sozialismus in einem Lande als “unmöglich” abtun könnte. Er schrieb:
“Als selbständige Losung wäre jedoch die Losung Vereinigte Staaten der Welt wohl kaum richtig, denn erstens fällt sie mit dem Sozialismus zusammen, und zweitens könnte sie die falsche Auffassung von der Unmöglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande und eine falsche Auffassung von den Beziehungen eines solchen Landes zu den übrigen entstehen lassen.”¹¹
Trotzki reagierte auf diesen Artikel Lenins mit einem eigenen Artikel, in welchem er diese Theorie ablehnte.¹⁴
Also lässt sich zusammenfassen: In diesen Zitaten betont Lenin die Möglichkeit des Sozialismus in einem Lande und wendet diese auch an.
Fazit:
Der Trotzkismus wird nie eine sozialistische, revolutionäre Alternative zum Marxismus-Leninismus darstellen, da der Trotzkismus in Wahrheit ein Schlupfloch für westliche Linke ist, welche sich vom “bösen Stalin” distanzieren wollen aber gleichzeitig für den Sozialismus kämpfen wollen. Das ist widersprüchlich, da nur der Marxismus-Leninismus in der Geschichte des letzten Jahrhunderts etwas geleistet hat, weshalb er auch überhaupt erst kritisiert werden kann. Der Trotzkismus ist und war hingegen nicht mehr als eine idealistische und konterrevolutionäre Ideologie, welche der Stabilität der UdSSR geschadet hat.
Abschließend würde ich gerne Stalins Schriften zitieren:
“Manche Bolschewiki meinen, der Trotzkismus sei eine Fraktion des Kommunismus, die zwar irrt, nicht wenig Dummheiten macht, mitunter sogar sowjetfeindlich ist, aber immerhin eine Fraktion des Kommunismus sei. Daher ein gewisser Liberalismus gegenüber den Trotzkisten und trotzkistisch denkenden Leuten. Es erübrigt sich wohl nachzuweisen, dass eine solche Auffassung vom Trotzkismus äußerst falsch und schädlich ist. In Wirklichkeit hat der Trotzkismus schon lange aufgehört, eine Fraktion des Kommunismus zu sein. In Wirklichkeit ist der Trotzkismus ein Vortrupp der konterrevolutionären Bourgeoisie, die den Kampf führt gegen den Kommunismus, gegen die Sowjetmacht, gegen den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR.”¹⁵
Quellen:
¹: “Über das Selbstbestimmungsrecht der Nationen” (Februar/März 1914) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 20, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 453
²: Brief an A. M. Kollontai (17. Februar 1917) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 35, Dietz Verlag, Berlin 1979, S. 262
³: „Bericht über die Außenpolitik in der Sitzung des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees und des Moskauer Sowjets“ (14. Mai 1918) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 27, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 365/366
⁴: Trotzkis Brief an Tschcheidse, 1913 https://www.revolutionarydemocracy.org/archive/trotltrs.htm
⁵: “Über die Schamröte des Juduschka Trotzki” (Januar 1911) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 17, Dietz Verlag, Berlin 1978, S. 29.
⁶: “Brief an den Parteitag” In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 36, Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 579
⁷: Felix Tschujew: Molotov Remembers
⁹: https://www.marxists.org/archive/lenin/works/1918/jan/30b.htm
¹⁰: Das Militärprogramm der proletarischen Revolution (1916), Lenin Werke Band 23, S. 74
¹¹: Über die Losung der vereinigten Staaten von Europa (1915), Lenin Werke Band 21, S. 345
¹²: Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki). Kurzer Lehrgang (Ausgabe 1945), Seite 345 https://archive.org/details/B-001-014-044/page/344/mode/2up
¹³: Ergänzung zum Brief vom 24.12.1922, Lenin Werke Band 36, S. 580
¹⁴: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1915/xx/frieden.htm
¹⁵: https://web.archive.org/web/20170924204943/http://www.stalinwerke.de/band13/b13-018.html