Von wahrer Vaterlandsliebe
Zur deutschen Nation gibt es von vielerseits ein gestörtes Verhältnis. Auf der einen Seite gibt es Antideutsche, die Deutschland am liebsten auslöschen würden, auf der anderen Seite gibt es knallharte Chauvinisten, die Deutschland als tyrannischen Hegemon sehen wollen. Beide Anschauungen sind gleichermaßen falsch und schädlich für unsere Sache. Der Klassencharakter von beidem ist durch und durch bürgerlich. Warum ist dem so?
Die Kosmopoliten negieren die Existenz von Nationen als Rechtfertigung der Herrschaft der imperialistischen Länder über Kolonien und Semikolonien, die sich versuchen aus diesen sklavischen Beziehungen zu befreien. Ihr Befreiungskampf wird als „reaktionär“ abgestempelt, obwohl er fortschrittlich ist, da er den Imperialismus schwächt und die volksdemokratische Revolution in die sozialistische Revolution hinüberwächst. Die Antideutschen sind die übelste Abart des Kosmopolitismus. Sie sind die vehementesten Unterstützer des US-Imperialismus und des zionistischen Faschismus gegen den Befreiungskampf des palästinensischen Volkes. Ihre Sprüche wie „Deutschland verrecke!“ sind natürlich nicht praktisch umsetzbar, aber ihre aggressive Unterstützung der USA und Israels machen sie zu einem Stoßtrupp der deutschen Bourgeoisie unter den „Linken“.
Die Chauvinisten wollen Deutschland als einen alles dominierenden imperialistischen Staat sehen, ob sie es offen proklamieren, oder nicht. Sie dichten anderen Nationen alle möglichen negativen Eigenschaften an, während sie es so darstellen, als hätte Deutschland keinerlei Probleme und wenn doch, dann läge es an den betreffenden Personen selbst. Es ist also in vielen Fällen nicht bloß an Chauvinismus nach außen, sondern auch ein Sozialchauvinismus im inneren. Erinnert man sich ein paar Jahre zurück, vor die Zeit der Flüchtlingskrise, so hetzten dort die Chauvinisten gegen Obdachlose und „faule Arbeitslose“. Es geht denen nicht um den „Schutz des deutschen Volkes“, sondern um eine Scharung von bürgerlich gesinnten Leuten um sehr vage Phrasen, mal etwas pseudosoziale Demagogie, mal etwas chauvinistische Hetze gegen anderen Völker, aber niemals faktenbasiertes Material. Man behauptet, es gäbe Armut nur wegen den Flüchtlingen, weil sie wer weiß wie viel Geld raffen würden. Vor fünf Jahren noch sagte man, dass die Obdachlosen und Arbeitslosen „selbst schuld“ seien und hetzte diejenigen gegen sie auf, die noch Arbeit hatten. Heute heißt es: „Der Ausländer will deinen Job klauen!“ Vor fünf Jahren hieß es: „Der Arbeitslose will deinen Job klauen!“ Teile und herrsche. Die Kausalitäten dahinter werden nicht dargestellt, sie werden auf solche platten Sprüche runtergebrochen, die in die leeren Köpfe der vom bürgerlichen Apparat erzogenen Teil der Massen geglaubt wird. Imperialistische Kriege, Exportdumping und die Wegrationalisierung von Arbeitern im Kapitalismus kommen nicht vor. Es ist unsere Aufgabe die Massen aufzuklären.
Das Proletariat kann, wie bereits gesagt, keiner der beiden obigen Kategorien anhängen. Wir müssen den Massen klarmachen, dass der bürgerliche Staat nicht ihr Staat ist. Wir müssen den Massen klarmachen, dass die Bourgeoisie als Führerin der Nation die Interessen des werktätigen deutschen Volkes mit Füßen tritt und, wenn wir unser Vaterland retten wollen vom Elend, sie stürzen müssen. Es mögen Halbliteraten ankommen, die Marx und Engels so zitieren: „Die Arbeiter haben kein Vaterland.“1 Das stimmte 1848 durchaus, es gab kein sozialistisches Land auf der Welt. Mehr als eine Momentaufnahme war es auch nicht. Diese Halbliteraten lassen weg, was auf diese Aussage folgt: „Indem das Proletariat zunächst sich die politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als Nation konstituieren muß, ist es selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.“2 Ein sozialistisches Vaterland ist nicht nur möglich, es ist eine Notwendigkeit3. Patriotismus und Internationalismus bilden eine Einheit. Ein Sieg des Proletariats anderer Länder nützt auch uns, entweder indem sie den Imperialismus schwächen, oder zu Kräften kommen, mit denen sie uns helfen können. Wenn wir den deutschen Imperialismus schwächen, nützt das der Weltrevolution, wenn wir den Sozialismus in Deutschland errichten, nützt das ebenfalls der Weltrevolution.
Wenn wir unsere deutsche Heimat hassen, in welchen Land sollen wir dann den Sozialismus aufbauen? Im Nirwana? Und wenn wir in Chauvinismus verfallen würden, wie könnten wir dann noch wirklich auf sozialistischer Grundlage stehen, wenn wir nicht die Klassenfrage als das Primäre sehen? Wie könnten wir da mit der Unterstützung der Werktätigen anderer Länder rechnen, wenn wir voller Eigendünkel uns nicht mit ihnen verbinden würden?
Es ist an der Zeit den Chauvinismus und den Kosmopolitismus zu entlarven.
Es ist an der Zeit dem sozialistischen Deutschland ein zweites Mal die Bahn zu brechen.
1„Manifest der Kommunistischen Partei“ In: Karl Marx/Friedrich Engels „Ausgewählte Werke in sechs Bänden“, Bd. I, Dietz Verlag 1974, S. 435.
2Ebenda.
3Vgl. „Das Militärprogramm der proletarischen Revolution“ (September 1916) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 23, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 74.