Was ist der ideelle Gesamtkapitalist?

Nachdem, wie das unten stehende Zitat beweist, der einzelne Kapitalist dumm ist wie Brot, vor allem, was die Gesamtkonsequenzen seines Profitinteresses angeht, ist der Kapitalismus für sein Funktionieren darauf angewiesen, dass sich irgendwo das langfristige Gesamtinteresse der herrschenden Klasse abbildet.
In diesem Fall müsste der ideelle Gesamtkapitalist auf die charmante Aussage des Herrn erwidern, nun gut, dann gibt es eben auch keine Intensivversorgung für deine Kinder, sollten sie sie mal benötigen. Denn dummerweise muss sich auch das Pflegepersonal dort die Wohnungen leisten können, so wie die Müllmänner, die deinen Dreck abholen, die Straßenbauarbeiter, die dafür sorgen, dass die Achse deines SUV nicht im Schlagloch bricht, oder dass die Leuchtmittel in den Straßenlaternen vor deinem Haus ausgetauscht werden.
Und jetzt wenden wir uns der deutschen Wirklichkeit zu. Normalerweise ist es der politische Apparat des bürgerlichen Parlaments, der dazu dient, die jeweils einander widersprechenden Gewinnerzielungsabsichten innerhalb der Kapitalistenklasse irgendwie so hinzubiegen, dass sie möglichst wenig Schaden für die Funktion des Ganzen anrichten.
Um mehr geht es nie, als um Schadensbegrenzung.
Nur, dass diese Schadensbegrenzung nicht mehr funktioniert. Wir müssen uns nur den Zustand der Straßen ansehen, um das zu erkennen – ein Land, dessen Wirtschaft überwiegend für den Export produziert, braucht gut funktionierende Verkehrswege. Der gewöhnliche bürgerliche Politiker müsste auf das Verlangen der Kapitalisten, hier weniger Geld auszugeben, damit beispielsweise ein privatisiertes Gesundheitssystem möglich ist (das weniger leistet, aber mehr kostet), nüchtern antworten: wenn du dann deine Exporte mit dem Eselskarren aus dem Land bringen willst, gern.
Politiker, die sich von Konzernherren erklären lassen, wie Politik gemacht wird, haben nicht einmal ihre Rolle im Kapitalismus verstanden. Sie können diese Rolle nicht mehr erfüllen.
Hier rede ich mitnichten von den Interessen der Bevölkerung. Hier rede ich von den Interessen des Kapitals selbst. Die gegenwärtige debil-servile Meute an Politdarstellern versagt selbst bei jener Aufgabe, die sie im Interesse der herrschenden Klasse zu erfüllen hätte.
Das Problem dabei ist, je schlechter die bürgerliche Demokratie bei der Erzeugung des ideellen Gesamtkapitalisten ist, desto näher liegt es für die Herrschenden, den ganzen Zirkus gleich einzusparen.

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