Die MLPD am Ende? – Über Willi Dickhuts Ansichten in seinem Buch “Sozialismus am Ende?”

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Jeder deutsche Kommunist dürfte sie kennen: Die MLPD. Sie ist bekannt für einige Anschauungen, die, gelinde gesagt, für eine kommunistische Partei merkwürdig anmuten. Die Hetze gegen die DDR und die Behauptung, dass 1956 der Kapitalismus nach dem XX. Parteitag der KPdSU nahezu buchstäblich über Nacht in ganz Osteuropa restauriert worden wäre, sind nur allzu gut bekannt.

Ursprünge dieser Anschauungen finden sich in den Werken von Willi Dickhut. Dieser Name ist der breiten Masse unbekannt. Also: Wer war Willi Dickhut?

Kurzgefasst: Willi Dickhut war der Chefideologe der MLPD von der Gründung als KABD im Jahre 1972 und dessen Umbenennung in MLPD im Jahre 1982 bis zu seinem Tode im Jahre 1992.

Er verfasste eine ganze Reihe von Büchern. Fokussieren wir uns also auf sein letztes Werk “Sozialismus am Ende?”, welches 1992 nur wenige Monate vor seinem Tod erschien. Warum ausgerechnet dieses Buch? Weil es für die MLPD eine große ideologische Bedeutung besitzt. Das drückt sich dadurch aus, dass es sowohl Stefan Engel in seiner Rede zum Tod Willi Dickhuts als “Vermächtnis”1 bezeichnete, wie auch das ZK der MLPD im März 2024 im Vorwort zur Wiederveröffentlichung des Buches2 es als “Vermächtnis” bezeichnete. Es handelt sich also gewissermaßen um eine Art “ideologisches Testament” von ihm3.

Aus diesem Grund ist ein Blick in dieses Buch für das Verständnis der Parteiideologie der MLPD essentiell wichtig.

Die Manie von der “kleinbürgerlichen Denkweise”

Willi Dickhut war auf das Problem der Denkweise gestoßen, als 1969/70 im Zuge des Scheiterns der Studentenbewegung Tausende kleinbürgerliche Studenten in die junge marxistisch-leninistische Bewegung gestoßen waren. Das Gros dieser Intellektuellen führte zwar den Marxismus-Leninismus im Munde; es dachte aber weder proletarisch noch handelte es danach. Die Arbeiterbewegung war diesen Intellektuellen nur Mittel zum Zweck der eigenen Karriere, des Machtgefühls oder der Selbstbestätigung.”4 – Stefan Engel

Die MLPD ist für eine Sache besonders bekannt: Ihre Manie von der “kleinbürgerlichen Denkweise”. Es ist im marxistisch-leninistischen Kontext keine Neuigkeit, gegen falsche und offen feindliche ideologische Strömungen zu kämpfen; eine Neuheit der MLPD ist aber, aus diesen eine Karikatur zu machen und gegen sie zu kämpfen wie Don Quichotte gegen Windmühlen. Das Buch “Sozialismus am Ende?” wird in der Kurzbiographie Willi Dickhuts von Gabi Fechtner für diese Theorie besonders herausgestellt5.

Im Buch schreibt Willi Dickhut:

Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann eine proletarische Partei zugrunde gerichtet werden!

Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise läßt sich der Sozialismus nicht aufbauen!

Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann man die sozialistische Gesellschaft zerstören!

Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise wird ein Kapitalismus neuen Typs – der bürokratische Kapitalismus – restauriert!”6

Diese Thesen enthalten bereits einen Großteil des harten Kerns von Willi Dickhuts Anschauungen in heruntergebrochener Form. Diese Thesen wurden übrigens in einem Abschnitt aufgestellt, der die Politik Stalins kritisiert, aber dazu an anderer Stelle mehr im Detail.

Worin besteht diese “kleinbürgerliche Denkweise”? Laut dem Buch darin:

Machtstreben und Sehnsucht nach Kapitalismus, Überheblichkeit, Arroganz, Karrieretum, individueller Führungsanspruch, Intrigantentum, Hinterhältigkeit, Egoismus, bürgerlicher Ehrgeiz, Liberalismus, Revisionismus, Demagogie, Phrasendrescherei, Diffamierung, Schmeichelei, Prinzipienlosigkeit, Schwätzerei, Disziplinlosigkeit, ´Unabhängigkeit´, ´Ultra´-Demokratismus, ´Freiheit der Kritik´, Massenfeindlichkeit und Sektierertum.”7

Was fällt auf? Es handelt sich nicht um eine Definition, sondern auf eine Auflistung von Eigenschaften, Verhaltensformen und einigen bürgerlichen Ideologiefetzen. Was die “kleinbürgerliche Denkweise” ausmachen soll wird nur umschrieben und nicht erläutert. Der “bürgerliche Ehrgeiz” wird sogar dadurch charakterisiert, dass man “sich selbst gegenüber liberal” sei8 und dem ein “proletarischer Ehrgeiz” entgegengestellt9. Diese Eigenschaften der “kleinbürgerlichen Denkweise” finden sich auch in der “Geschichte der MLPD”, I. Teil10. Man erkennt daraus, dass “bürgerlicher Ehrgeiz” bloß eine Erscheinungsform des Liberalismus ist. Und was ist Liberalismus? Die bürgerliche Ideologie!

Da sind wir auch dabei, wieso die “kleinbürgerliche Denkweise” so schlecht definiert ist: Willi Dickhut kopierte, ohne Quellenangabe, im Kern Eigenschaften, die Mao Tsetung in seinem Werk “Gegen den Liberalismus” beschrieb11, aber taufte sie auf einen anderen Namen und fügte noch einige unnötige Füllbegriffe hinzu, die im Kern aus den anderen Bestandteilen ableitbar sind. Im Vergleich zu Maos Ausführungen sind jene von Willi Dickhut ein Downgrade in jeder Hinsicht.

Willi Dickhut schrieb weiter in seinem Buch:

Die kleinbürgerliche Denkweise ist nicht auf die Zwischenschichten beschränkt. Auch Arbeiter können unter bestimmten Bedingungen von ihr nicht nur beeinflußt, sondern voll erfaßt werden.”12

Das ist nicht das erste Mal, dass aus der MLPD solche Töne erklangen. In der “Geschichte der MLPD”, II. Teil, 1. Halbband heißt es:

Von der zersetzenden Wirkung der bürgerlichen Ideologie, die ständig die kleinbürgerliche Denkweise nährt und auf tausenderlei Kanälen in die Partei eindringt, ist aber kein Genosse ausgenommen, sei er nun Funktionär oder einfaches Mitglied.”13

Was geschieht hier? Im Prinzip löst sich die “kleinbürgerliche Denkweise” darin auf, bloß bürgerliche Ideologie zu sein. Willi Dickhut und die MLPD beschreiben also lediglich Trivialitäten mit einer hausgemachten Terminologie.

Die Einschätzung einer “kleinbürgerlichen Denkweise” als Hauptgefahr ist entsprechend falsch. Es ist der Einfluss der bürgerlichen Ideologie – und das ist eben die Denkweise der Großbourgeoisie, nicht der Kleinbourgeoisie. Willi Dickhut visiert also die falsche Klasse als Hauptfeind an.

In der “Geschichte der MLPD”, II. Teil, 2. Halbband heißt es:

Es wurde festgestellt, daß der Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse nicht mit dem Antagonismus zwischen kleinbürgerlichen Zwischenschichten und Arbeiterklasse gleichgesetzt werden darf. Denn letzterer kann sich unter bestimmten Bedingungen in einen nichtantagonistischen Widerspruch verwandeln.”14

Die Einschätzung des Widerspruchs zwischen Arbeiterklasse und Kleinbürgertum als antagonistisch, aber unter bestimmten Umständen nichtantagonistisch, ist entsprechend eine maßlose Übertreibung. Als Marxist-Leninist sollte man wissen, dass das Kleinbürgertum gar keine eigene ökonomische Linie besitzt15. Das heißt, dass der Widerspruch im Kampf der Ideen zwischen Proletariat und Großbourgeoisie, dem eigentlichen Kern der Bourgeoisie, besteht. Das Kleinbürgertum muss sich ideologisch entweder am Proletariat oder an der Bourgeoisie orientieren. Kleinbürgerliche Ideen im eigentlichen Sinne sind Zwitterformen von beiden – etwa der Reformismus, der zwar die Notwendigkeit von Veränderungen, aber nicht den unveränderlich reaktionären Charakter des bürgerlichen Staates anerkennt. Der Widerspruch zwischen Kleinbourgeoisie und Arbeiterklasse ist prinzipiell nicht antagonistisch und durch die Vergenossenschaftlichung lösbar.

Der Ansatz der MLPD wirkt wie ein Kompromiss zwischen Leninismus und Trotzkismus: Trotzki schrieb davon, dass das Kleinbürgertum enteignet werden sollte16, das heißt, dass man es behandeln solle wie die Großbourgeoisie. Der Leninsche Plan hingegen war die Vergenossenschaftlichung der kleinbürgerlichen Betriebe.

Woher kommt diese Manie von der “kleinbürgerlichen Denkweise” ursprünglich? Diese Idee kam Willi Dickhut nicht aus dem Nichts, sondern es handelt sich bei ihr um eine Perversion des Leninschen Gedankens des ideologischen Klassenkampfs im Sozialismus, Maos Erkenntnis, dass Klassenherkunft und Klassenstandpunkt nicht unbedingt identisch sein müssen und einer Kritik der Studentenbewegung der 68er Zeit.

Letzteres war sicherlich der entscheidendste Punkt, schließlich ist die MLPD ein Produkt der 68er Zeit. In der “Geschichte der MLPD”, I. Teil wird Intellektuellen vorgeworfen, den Marxismus-Leninismus zu missbrauchen, um ihn für kleinbürgerliche Ziele zu missbrauchen17. Die Kritik am Antiautoritarismus als “kleinbürgerliche Erscheinung”18 stammt ebenfalls aus der Kritik der 68er Bewegung. Genauso ist die Erwähnung, dass Ernst Aust (der damalige Vorsitzende der hoxhaistischen KPD/ML) der “kleinbürgerlichen Denkweise” angehangen habe, obwohl er Arbeiter war19, ist ebenfalls nur aus dem Kontext der sektiererischen Kämpfe der 68er Bewegung zu erklären. Aus heutiger Sicht erscheint es merkwürdig, dass sich die unbedeutenden K-Sekten der BRD der 68er Zeit mehr Zeit dafür verwendeten, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, statt die Werktätigen zu organisieren. Deren Motto damals schien wohl gewesen zu sein: “Es gibt nicht Erlangen, weil nichts zu erlangen ist.”20 Die Kritik am Spontanismus zum Beispiel im II. Teil, 2. Halbband der “Geschichte der MLPD”21 bezieht sich offensichtlich auf die Spontex-Bewegung der 70er Jahre. Diese war historisch betrachtet ein Strohfeuer – es brannte schnell aus, ist heutzutage irrelevant und nur noch schwer nachvollziehbar, warum diese Bewegung überhaupt existierte. Das war der konkrete historische Anlass für die Ausarbeitung von Willi Dickhuts falscher Theorie.

Willi Dickhut versucht beim “kleinbürgerlichen Sozialismus”, den Marx und Engels im “Manifest der Kommunistischen Partei” erwähnten, anzusetzen für seine “kleinbürgerliche Denkweise”22. Was Marx und Engels jedoch beschrieben, passt außer der Begrifflichkeit nach nicht zu Willi Dickhuts Ausführungen.

Bei Lenin findet man zumindest ansatzweise, wovon Willi Dickhut schrieb. Der Ansatzpunkt bei Lenin besteht hier:

Um die Klassen aufzuheben, ist eine Periode der Diktatur einer Klasse notwendig, nämlich derjenigen unterdrückten Klasse, die befähigt ist, nicht nur die Ausbeuter zu stürzen, nicht nur schonungslos deren Widerstand zu unterdrücken, sondern die auch imstande ist, mit der ganzen bürgerlich-demokratischen Ideologie zu brechen, mit all den Spießerphrasen über Freiheit und Gleichheit schlechthin.”23

Das deckt sich mit der Feststellung aus der “Geschichte der MLPD”, II. Teil, 2. Halbband: “Der Klassenkampf unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats verlagert sich im Laufe der Entwicklung des Sozialismus von der militärischen auf die ideologisch-politische Seite, die nicht minder gefährlich ist.”24 Ansonsten passen auch diese Ausführungen nicht zur Manie Willi Dickhuts, die kleinbürgerliche und nicht großbürgerliche Ideen als so gefährlich ansieht.

Es gibt auch einen gewissen Ansatz in Maos Werken. Mao erkannte, dass die Klassenherkunft und der Klassenstandpunkt nicht in jedem Fall identisch sein müssen25. Er erkennt aber genauso diese Tatsache an: “Die sozialistische Theorie konnte nur vermittelt durch die Intellektuellen entstehen, indem diese die bereits bestehenden Erscheinungen des Klassenkampfes erforschten, auf das Niveau einer Theorie hoben und dann propagierten, um so die Arbeiterklasse aus einer zersplitterten in eine organisierte, aus einer spontanen in eine selbstbewußte Klasse zu verwandeln.”26 Willi Dickhut hingegen erkennt Ersteres zwar formell an, zieht daraus aber die falschen Schlussfolgerungen und sieht die Rolle der Intellektuellen eher negativ und scheint Ilja Ehrenburg sich als Lieblingsbeispiel dafür auserkoren zu haben27. Damit überschätzte Willi Dickhut dessen Bedeutung massiv.

Andererseits speiste sich diese Manie auch vom “linken” Opportunismus der Studentenbewegung der 68er Zeit, die weitgehend von der Arbeiterbewegung getrennt verlief. Sie übte einen gewissen Einfluss aus, sicherlich, aber sie fasste in der Arbeiterklasse keine ideologischen Wurzeln. Die Debatten der einzelnen K-Gruppen über Fragen, wer die “reinere” Theorie habe, standen im Vordergrund, statt die Organisierung der Arbeiterklasse und deren Klassenkampf für den Sozialismus als Primäraufgabe zu erkennen.

In der “Geschichte der MLPD”, I. Teil steht geschrieben: “Proletarische Denkweise ist identisch mit proletarischem Klassenbewusstsein.”28 Durch diese Aussage wird doch klar, dass dieser Begriff von der “Denkweise” mit dem Klassenbewusstsein identisch ist. Diese ganze Wortschinderei ist also unnötig wie ein Kropf. Es ist hinreichend bekannt, dass die Klassiker des Marxismus-Leninismus die Thematik des Klassenbewusstseins ausreichend behandelt haben. Die Ausführungen der MLPD tragen nichts zur Weiterentwicklung des Marxismus bei, sondern sorgen lediglich für unnötige begriffliche Verwirrungen.

Wer solche “Genossen” hat, braucht keine Feinde

De jure sieht die MLPD Stalin als Klassiker des Marxismus-Leninismus an. Dabei handelt es sich aber um kaum mehr als ein pro forma Bekenntnis. Die MLPD brachte viele Bücher heraus, aber die Stalin Werke wurden nicht von ihr, sondern von der KPD/ML neuabgedruckt. Das sollte zu bedenken geben.

Es ist bekannt, dass auch Mao (aufgrund des damaligen Wissensstandes) Kritik an Stalin übte, für die er nicht verantwortlich war – das betrifft vor allem die Jeshowtschina. Entsprechend ist Willi Dickhuts Kritik an Stalins angeblichen Faible für die Staatssicherheitsorgane nicht einmal das Kernproblem. Das Kernproblem bilden nämlich verleumderische Vorwürfe gegen Stalin. Diese lauteten:

Der Kampf gegen die Träger der kleinbürgerlichen Denkweise wurde vernachlässigt. Das war der erste Hauptfehler der KPdSU unter Führung Stalins.”29

Der Verzicht auf die Mobilisierung der breiten Volksmassen gegen die entarteten Vertreter der Bürokratie war der zweite Hauptfehler Stalins.”30

Wie jedem Marxisten bekannt sein dürfte, ist der dialektische Materialismus monistisch, geht also stets von einem Primärwiderspruch aus. Willi Dickhut präsentiert hier zwei, was einen Fehler in seiner philosophischen Denkweise darstellt. Aber ersparen wir uns an dieser Stelle ins philosophische Detail zu gehen. Bleiben wir lieber bei den Fehlern in seinen Argumenten, statt seine Argumentationsweise auf einer Metaebene zu kritisieren.

Im Prinzip warf Willi Dickhut Stalin vor, dass er den ideologischen Kampf vernachlässigt habe. Die ideologischen Auseinandersetzungen Stalins mit Trotzki, Sinowjew, Kamenew, Bucharin und anderen sind aber weitreichend bekannt. Willi Dickhut schrieb, dass “kleinbürgerliche Bürokraten” während der “Säuberungswelle (bis 1938)” sich getarnt hätten, um ihr zu entgehen31. Renegaten wie Chruschtschow haben sich tatsächlich getarnt, aber Revisionisten bloß als “kleinbürgerlich” abzutun, statt deren großbürgerliche Ideologie (wie man nicht zuletzt beim Anbiedern von ihnen beim Westen erkennen konnte) zu entlarven, ist inhaltlich schwach.

Nicht nur in diesem Buch äußerte sich Willi Dickhut derartig (oder besser: abartig!).

In einem Brief schrieb Willi Dickhut:

Obwohl Stalin ein Klassiker des Marxismus-Leninismus ist, hat er einen entscheidenden Fehler gemacht: Er hat entgegen der Auffassung Lenins auch und auch im Gegensatz zu dem, was er selber zum Ausdruck gebracht hatte, nämlich die Massen zum Kampf gegen die Bürokratie zu mobilisieren, darauf verzichtet und statt dessen den Staatssicherheitsdienst gegen die Bürokratie eingesetzt (was zum Teil notwendig war). Dieser Apparat war selber verbürokratisiert.”32

Inhaltlich betrachtet wirft Willi Dickhut damit Stalin doch selbst vor, wie ein Bürokrat agiert und von Lenin abgewichen zu haben! Er schreibt im selben Brief an anderer Stelle: “Stalins Kampf gegen die Bürokratie durch eine andere Bürokratie war sein größter Fehler.”33 Es bleibt zu fragen:

Tat Stalin dies? Traute er den sowjetischen Massen so wenig zu? Natürlich nicht! Die Stachanow-Bewegung ist das beste Beispiel. Ironischerweise zitiert34 Willi Dickhut in seinem Buch aus Stalins Rede zur Stachanow-Bewegung aus dem Jahre 1935. Weshalb ist Stalins Rede für den Kampf gegen den Bürokratismus so brisant? Weil Stalin dort bürokratische Entartungen eindeutig anprangerte:

Vor allem springt die Tatsache ins Auge, dass diese Bewegung gewissermaßen aus sich selbst heraus, fast spontan, von unten her, ohne irgendwelchen Druck seitens der Leitungen unserer Betriebe begonnen hat. Mehr noch. Diese Bewegung ist in gewissem Maße gegen den Willen der Leitungen unserer Betriebe, ja selbst im Kampfe mit ihnen entstanden und zur Entfaltung gekommen. Genosse Molotow hat euch schon davon erzählt, welche Nöte Genosse Mussinski, ein Sägewerkarbeiter, in Archangelsk, auszustehen hatte, als er hinter dem Rücken der Wirtschaftsorganisation, hinter dem Rücken des Kontrollpersonals neue, höhere technische Normen leistete. Stachanow selbst erging es nicht besser, denn er musste sich bei seinem Vorstoß nicht nur gegen manche Verwaltungsfunktionäre, sondern auch gegen manche Arbeiter zur Wehr setzen, die ihn wegen seiner ´Neuerungen´ auslachten und gegen ihn hetzten. Was Bussygin betrifft, so ist bekannt, daß er seine ´Neuerungen´ beinahe mit dem Verlust der Arbeitsstelle gebüßt hätte und nur dank dem Eingreifen des Abteilungsleiters, Genossen Sokolinski, im Betrieb bleiben konnte.”35

Sieht das etwa danach aus, als hätte Stalin sich nur des Apparats bedient, um Bürokratismus zu bekämpfen? Es ist doch offensichtlich, dass dem eben nicht so gewesen ist. Willi Dickhut musste es besser wissen, als wie er es schrieb, schließlich hat er dieses Werk von Stalin gelesen und führt es sogar noch an! Er selbst erkennt sogar an, dass es unter Stalin Beispiele gab, wo Arbeiter gegen “die kleinbürgerlich denkenden Bürokraten” und “kleinbürgerlichen Elemente” aufgetreten seien36. Wieder einmal ein Beispiel, wo Willi Dickhuts Tatsachendarlegungen mit seinen Schlussfolgerungen auseinandergehen wie die Pupillen eines Schielenden.

Willi Dickhut behauptete: “Unter Stalin wurde der ideologische Kampf vernachlässigt.”37 Dieser Vorwurf ist offensichtlich eine Lächerlichkeit, die keiner langen Ausführungen bedarf. Dennoch sei eine rhetorische Frage gestellt. Die Frage lautet: Wurde er tatsächlich vernachlässigt? Stalin ist dafür bekannt, gegen die Trotzkisten und Buchrinleute ideologisch gekämpft zu haben. Ist das etwa eine “Vernachlässigung des ideologischen Kampfes”?

Stalin hat auch in “Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR” (1952) revisionistische Anschauungen bekämpft. Leider hat Stalin diese als ehrliche Fehler angesehen und deren Gefährlichkeit nicht besonders unterstrichen. Nach seinem Tod setzten sich eben diese Anschauungen unter Chruschtschow durch. Man kann aber nicht behaupten, dass Stalin den ideologischen Kampf nicht geführt hätte. Wer so etwas macht, ist ein übler Verleumder! Und eben ein solcher war Willi Dickhut, denn er hat dieses Werk Stalins in “Sozialismus am Ende?” zitiert38 und folglich sicherlich gelesen!

Entweder war Willi Dickhut in der marxistisch-leninistischen Theorie nicht fest verwurzelt oder er log bewusst. Ein Drittes gibt es nicht, außer, man wolle ihm Vergesslichkeit bescheinigen. Aber auch in diesem unwahrscheinlichen Szenario wäre er als Chefideologe diskreditiert.

Die angeführten beiden “Hauptfehler” waren nicht sämtliche Vorhaltungen Willi Dickhuts gegen Stalin, aber eben die wichtigsten beiden. Er führte auch eine Reihe von Punkten an, die er auf einen gewissen Gorbatow zurückführt. Diese lauten:

– Administrative Maßnahmen und schematische Anwendung – statt ideologisch- politische Erziehungsarbeit,

– Gleichmacherei, alle über einen Kamm scheren – statt Differenzierung zwischen aufrichtigen Menschen und Heuchlern, zwischen ehrlichen Revolutionären und verbrecherischen Konterrevolutionären,

– keine Unterscheidung zwischen Widersprüchen im Volk und Widersprüchen zwischen uns und dem Feind,

– Geständnisse durch Einschüchterung am laufenden Band – statt offene, ehrliche Selbstkritik durch Überzeugung.”39

Es lohnt sich nicht auf diese Punkte hier einzugehen, da es sich dabei um welche handelt, die Grover Furr in den vergangenen Jahren widerlegen konnte, vor allem in seinem Buch “Chruschtschows Lügen”, schließlich stammen diese Vorwürfe hauptsächlich vom XX. Parteitag der KPdSU. Dennoch sollte die Leserschaft von ihnen Kenntnis nehmen, um zu sehen, wie niedrig Willi Dickhut über Stalin dachte.

Willi Dickhut hatte lediglich damit recht, als er am 19. Juni 1975 in einem Brief schrieb: “Eure Diskussion über die Stalinfrage mit dem Ziel, eine grundsätzliche Klärung herbeizuführen, kann zu keinem Ergebnis führen, weil einfach das dazu notwendige Material fehlt; selbst die Kommunistische Partei Chinas ist nicht in der Lage, gegenwärtig die Stalinfrage restlos zu klären.”40 Und, wie man sieht, überschätzte Willi Dickhut sich selbst, als er zur Kritik an Stalin ausholte und somit die Stalinfrage auf seine Weise versuchte zu “klären”.

Unterstützung für den “deutschen Chruschtschow”

Willi Dickhut behauptet ohne Belege: “Als mit dem XX. Parteitag der Führung der KPdSU den Boden des Marxismus-Leninismus verließ, schwenkten auch die Spitzen von SED und KPD unmittelbar auf die revisionistische Linie ein.”41 Er führt einzig und allein an, dass Walter Ulbricht sich öffentlich in Worten zum Kurs des XX. Parteitags der KPdSU bekannte. Dies tat aber in der damaligen Zeit jede kommunistische Partei der Welt – inklusive der Kommunistischen Partei Chinas und der Partei der Arbeit Albaniens!

Mao Tsetung sagte auf dem VIII. Parteitag der KP Chinas in seiner Eröffnungsansprache:

Die Kommunistische Partei der Sowjetunion hat auf dem unlängst stattgefundenen XX. Parteitag viele richtige Weisungen gegeben und die Fehler der Partei kritisiert.”42

Und auch Enver Hoxha, der Mao Tsetung, später in ähnlicher Manier wie Willi Dickhut es bei Walter Ulbricht macht, verleumden sollte, hielt auf eben diesem VIII. Parteitag der KP Chinas eine Grußansprache, in welcher er den XX. Parteitag der KPdSU gutheißt. Er sprach:

Der III. Parteitag unserer Partei, der seine Arbeiten im Lichte der historischen Beschlüsse des XX. Parteitags der KPdSU durchführte, bestätigte die Direktiven für den zweiten Fünfjahrplan.”43

Ich könnte auch Zitate von Ulbricht heraussuchen, in denen er sich in Worten zum XX. Parteitag der KPdSU bekennt, so wie Willi Dickhut es tat, aber das würde wenig zur praktischen Beurteilung Ulbrichts beitragen. Dass auch die SED den XX. Parteitag nicht bedingungslos schluckte, sieht man allein daran, dass noch 1958 auf dem V. Parteitag der SED Marx, Engels, Lenin und Stalin im Statut als Klassiker des Marxismus-Leninismus genannt werden44. Ist es nicht offensichtlich, dass Willi Dickhut die damalige historische Situation völlig ignorierte, in welcher auch die Marxisten-Leninisten der Welt den XX. Parteitag der KPdSU erst einmal formell hinnehmen mussten? Ist es nicht offensichtlich, dass man Renegaten nicht an Worten, sondern an Taten erkennt?

Und einen solchen Renegaten unterstützt Willi Dickhut. Er führt nämlich in seinem Buch über ganze fünf Seiten hinweg ellenlange Passagen aus einem Statement Fred Oelßners an, in welchem er sich gegen Walter Ulbrichts Politik ausspricht. Dieses nannte Willi Dickhut obendrein noch “unbedingt glaubwürdig”45! “Gleich und Gleich gesellt sich gern.”, sagte man im Deutschen so schön. Natürlich glaubt ein Renegat dem anderen unkritisch aufs Wort! Nun zum Inhalt von Oelßners Statement.

Oelßner gab zu, schon im Juni 1953 vor dem 17. Juni im Politbüro gegen Ulbricht aufgetreten zu sein zusammen mit anderen Mitgliedern des Politbüros, woraufhin Ulbricht diese Kritik auch anerkannt hätte. Oelßner habe aber erkannt, dass sich daraus um Herrnstadt und Zaisser eine parteifeindliche Clique herausgebildet habe46. Man kann Oelßner also nicht vorwerfen, der Zaisser-Herrnstadt-Clique angehangen zu haben.

Oelßner verweist in seinem Statement auf eine “schriftliche Erklärung” vom 3. Juli 195647. In dieser steht: “Man muß den XX. Parteitag als Ganzes nehmen, kann nicht weglassen, was unbequem ist.”48 Ganz offensichtlich waren diese Worte an Walter Ulbricht gerichtet, der die praktische Übernahme der Beschlüsse des XX. Parteitags der KPdSU in der SED und DDR so weit wie möglich hintertreiben wollte, eben weil er ein Marxist-Leninist war. Hier zeigt sich der Chruschtschowismus von Fred Oelßner unmissverständlich. Willi Dickhut geht darüber kommentarlos hinweg!

Oelßner verwehrt sich dagegen, dass er den “polnischen Weg” unterstützt habe, da seine Rede vor dem ZK am 28. Juni 1956 chronologisch vor dem Plenum des ZK der PZPR im Oktober 1956 unter Gomulkas Führung stattgefunden habe49. Das stimmt für die Chronologie, spricht ihn aber nicht frei. Polen kopierte offen den “jugoslawischen Weg zum Sozialismus”50, also den Titoismus, und dieser war seit 1948 als revisionistische Abweichung offengelegt. Den Vorwurf des Titoismus müsste sich Oelßner also eher gefallen lassen und diesen wird er auch objektiv nicht los, da er am 28. Juni 1956 vorschlug: “Man soll nichtlebensfähige kleinere LPGs, die die Bauern nur abstoßen, nicht mehr mit Staatsmitteln künstlich am Leben erhalten.”51 Man erkennt daran seine gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft gerichtete Haltung. Diese war eigentlich noch schlimmer als die von Chruschtschow selbst; es war die Haltung Titos!

Oelßner schlug sogar vor, die Traktoren an die Bauern zu verkaufen, was Walter Ulbricht entschieden ablehnte52. Oelßner spricht es nicht direkt an, aber die Auflösung der Maschinen-Traktor-Stationen (MTS) stand damit im Raum. Erkennt Willi Dickhut darin nicht die Zerstörung des sozialistischen Aufbaus? Das waren doch Maßnahmen im Sinne des Chruschtschow-Revisionismus! Es handelt sich genau um diese Maßnahmen, die er in seinem Buch “Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion” auch kritisierte53. Die Auflösung der MTS durch Chruschtschow kritisierte Willi Dickhut sogar in “Sozialismus am Ende?” an anderer Stelle54. Scheinbar galt diese Kritik nur für Chruschtschow, aber nicht für die deutschen Chruschtschowianer.

Fred Oelßner erwähnte, dass er “in vielen Fragen gegen den Genossen Ulbricht im Politbüro aufgetreten” sei55. Das heißt, dass mit diesen erwähnten Beispielen, die er benennt, noch nicht einmal alles benannt worden ist! Differenzen über die Kollektivität der Parteiführung zwischen Oelßener und “der Mehrheit des Politbüros, besonders dem Genossen Walter Ulbricht” wurden noch explizit erwähnt56. Das war natürlich ein indirekter “Stalinismus”-Vorwurf gegen Ulbricht.

Bekannt war auch Oelßners Zugehörigkeit zur Schirdewan-Clique. Willi Dickhut merkt an keiner Stelle Fred Oelßners Mitgliedschaft in der Schirdewan-Clique an, obwohl diese sehr bekannt gewesen ist, schließlich gehörte er zu jenen, die man im Februar 1958 aus der Parteiführung der SED hinaussäuberte. Seine Mitgliedschaft in dieser Clique war also kein Geheimnis. Entsprechend kann man Willi Dickhut nur unterstellen, dass er absichtlich die deutschen Chruschtschowianer unterstützte.

Wir wissen, was Chruschtschow von Karl Schirdewan hielt, denn er zitiert ihn selbst stolz: “Sie haben die Verantwortung, aber ich erkläre nochmals, für uns ist Genosse Schirdewan ein guter Kommunist. Er wird seinen Weg schon gehen.”57 Und es war kein anderer als Karl Schirdewan, der zugab: “Ich möchte keine Wertung vornehmen, aber feststellen, daß Fred Oelßner mehr oder weniger offen die von mir vertretenen Reformabsichten unterstützte.”58 Sehen so “Marxisten-Leninisten” aus? Für die MLPD offenbar schon. Karl Schirdewan warf Walter Ulbricht außerdem eine “linksradikale Politik” vor59. Und so sehen für die MLPD “Revisionisten” aus? Die MLPD verwechselt offensichtlich links und rechts!

Der damalige sowjetische Botschafter in der DDR, Georgij Maksimowitsch Puschkin, äußerte im Jahre 1957 gegenüber Karl Schirdewan Unterstützung dafür, Erster Sekretär des ZK der SED zu werden60. Wäre dies so geschehen, wäre die DDR bereits mehr als ein Jahrzehnt früher revisionistisch geworden. Ist es das, was Willi Dickhut wollte?

Willi Dickhut wirft Walter Ulbricht so betont Revisionismus vor61, weil er unter Druck der KPdSU nach deren XX. Parteitag die Aussage tätigte: “Zu den Klassikern des Marxismus kann man Stalin nicht rechnen.”62 Abgesehen davon hielt Ulbricht so gut wie möglich am marxistisch-leninistischen Kurs Stalins fest, was man von Willi Dickhut nicht gerade behaupten kann, wie man nicht zuletzt an seiner Unterstützung für die Anhängerschaft des “deutschen Chruschtschow” Karl Schirdewan ersehen kann.

Ein altgedienter Genosse der MLPD sagte mir gegenüber: “Ich wusste nicht, dass Fred Oelßner Teil der Schirdewan-Clique gewesen sein soll. Mir war er eigentlich immer als Marxist-Leninist bekannt.” Natürlich spricht ein Parteimitglied nicht für seine ganze Partei, aber in Verbindung mit dem Werk von Willi Dickhut wird ein Schuh draus.

Letztlich macht sich Willi Dickhut schuldig, Chruschtschowsche Ideen unkritisiert zu verbreiten und damit ein revisionistisches Geschichtsbild der DDR zu befördern. Diese Tatsache wird in die Annalen der deutschen Arbeiterbewegung als ein ideologischer Schandfleck eingehen. Willi Dickhut ist im Bezug auf Deutschland damit nicht besser als die KP, die ideologisch den “chinesischen Chruschtschow” Liu Schaotschi gegen Mao Tsetung unterstützen63.

Kapitalismus neuen Typus” – “Kapitalismus” ohne Kapitalismus

Willi Dickhut behauptete die Existenz eines “Kapitalismus neuen Typus”, des “bürokratischen Kapitalismus”64 – eines “Kapitalismus” ohne Privateigentum. Melodramatisch schrieb er: “Mit der Beseitigung der sozialistischen Grundlagen begann die Ära des bürokratischen Kapitalismus.”65 Wirklich? Von dieser “Ära” bekam die Welt nichts mit. Er versucht dies damit zu erklären:

Die Einführung des bürokratischen Kapitalismus erfolgte nicht auf einem Schlag, sondern schrittweise in einem längeren Prozeß. Zudem wurden die Grundstrukturen der Wirtschaft – die zentrale Planung – beibehalten. Das machte den grundlegenden Wandel schwer durchschaubar, und selbst diejenigen, die schärfste politische Widersprüche zu den Erscheinungsformen und Auswirkungen entwickelten, erkannten zumeist nicht, was ökonomisch vor sich ging.”66

Diese Aussage ist vage, geht der Eigentumsfrage aus dem Weg und tastet mit keinem Wort die Marktreformen von Kossygin an. Diese wird, Spoiler, nur ganz kurz als “Selbstständigkeit der Betriebe” an einer Stelle erwähnt67, ohne dadurch zu erkennen, dass dies die Wirtschaftsplanung unterminiert. Willi Dickhuts “bürokratischer Kapitalismus” ist damit mehr ein Objekt des Glaubens als des Wissens. Filaret von Moskau schrieb einmal: “Das Wissen hat zum Gegenstand das Sichtbare und Begreifliche, aber der Glaube das Unsichtbare und Unbegreifliche.”68 Wahrlich, wie ist doch der “Kapitalismus” im “bürokratischen Kapitalismus” unsichtbar und unbegreiflich! Amen.

Auch andere Ausführungen Willi Dickhuts zur dieser Thematik sind nicht sonderlich er-… ähm.. einleuchtend. In einem Brief vom 6. April 1982 schrieb Willi Dickhut über die angebliche “Bourgeoisie neuen Typs” in der Sowjetunion69 und ein Jahrzehnt später schrieb er in “Sozialismus am Ende?” nahezu identisch:

Stalin versicherte, daß die kapitalistischen Elemente in der Sowjetunion liquidiert seien. Das traf im großen Ganzen wohl zu. Darin liegt nicht der Fehler Stalins, sondern darin, daß er nicht erkannt hatte, daß sich in den Reihen der Partei eine neue Bourgeoisie verbreitete, eines Typs, den es noch nie gegeben hatte. Diese Bürokratie neuen Typs entstand durch die kleinbürgerlich entartete Bürokratie, durch Privilegien, Aufhebung des Parteimaximums, damit Freigabe hoher Gehälter, Förderung des Karrieretums, Unterdrückung ehrlicher Kritik von unten, falsche Machtausübung verbunden mit Übergriffen usw.”70

Das ist nicht minder schwammig und betrifft wieder einmal nicht die Eigentumsfrage. Stattdessen führt Willi Dickhut eine Reihe von Korruptionserscheinungen an (an deren realer Existenz sicherlich nicht zu zweifeln ist). Korruption allein bestimmt aber kein Gesellschaftssystem.

Selbst eine dem Marxismus-Leninismus feindlich gesinnte, konterrevolutionäre Ausgeburt wie Trotzki sah ein: “Den Charakter einer Klasse bestimmt ihre Stellung im gesellschaftlichen System der Wirtschaft, in erster Linie ihr Verhältnis zu den Produktionsmitteln.”71 Es ist eine unübertreffbare Peinlichkeit, wenn Trotzkis Anschauungen besser sind! Da hilft es auch nicht, dass er sich darauf beruft, dass schon Lenin72 und Stalin73 vor dem Bürokratismus gewarnt hatten. Die Interpretation von Willi Dickhut meinten sie damit eindeutig nicht.

Wie soll also der angeblich existierende “bürokratische Kapitalismus” überhaupt kapitalistisch gewesen sein? Willi Dickhut führt dafür aus Engels´ “Anti-Dühring” dieses Zitat an74:

Je mehr Produktivkräfte er in sein Eigentum übernimmt, desto mehr wird er wirklicher Gesamtkapitalist, desto mehr Staatsbürger beutet er aus.”

Es ist klar, dass Willi Dickhut hier massivst aus dem Kontext zitiert. Das Zitat bezieht sich, wenn man es im Gesamtkontext liest, auf den kapitalistischen Staat, der eben trotz eines staatskapitalistischen Sektors primär auf dem Privateigentum basiert und basieren muss. Das von Willi Dickhut angeführte Zitat im Kontext:

Aber weder die Verwandlung in Aktiengesellschaften noch die in Staatseigentum, hebt die Kapitaleigenschaft der Produktivkräfte auf. Bei den Aktiengesellschaften liegt dies auf der Hand. Und der moderne Staat ist wieder nur die Organisation, welche sich die bürgerliche Gesellschaft gibt, um die allgemeinen äußern Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise aufrechtzuerhalten gegen Übergriffe, sowohl der Arbeiter wie der einzelnen Kapitalisten. Der moderne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist. Je mehr Produktivkräfte er in sein Eigentum übernimmt, desto mehr wird er wirklicher Gesamtkapitalist, desto mehr Staatsbürger beutet er aus. Die Arbeiter bleiben Lohnarbeiter, Proletarier. Das Kapitalverhältnis wird nicht aufgehoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben. Aber auf der Spitze schlägt es um. Das Staatseigentum an den Produktivkräften ist nicht die Lösung des Konflikts, aber es birgt in sich das formelle Mittel, die Handhabe der Lösung.”75

Es ist offensichtlich, dass dieses Zitat auf die sozialistischen Staaten keine Anwendung finden kann, denn die erwähnten Bedingungen passen nicht.

Über die DDR goss Willi Dickhut kübelweise Dreck im Tenor des “Kapitalismus neuen Typus” aus, aber ohne Substanz. Ein Beispiel: Ohne Beweise zu erbringen behauptet Willi Dickhut einfach: “Die sozialistische Arbeitsproduktivität wurde zur kapitalistischen.”76 Anschließend führte er seitenlange Zitate von Erich Apel und anderen an, als seien diese eindeutige Belege für seine These. Das sind sie aber nicht. Ohne sein Framing ist darin kein “Kapitalismus neuen Typs” zu erkennen. Ausgerechnet hier will er erkennen, wo er doch bei Fred Oelßner beide Augen verschloss und obendrein seine Kritik an Chruschtschows Wirtschaftspolitik “vergaß”! Man kann klar ersehen, dass Willi Dickhut nicht von der Suche nach der Wahrheit in den Tatsachen77 getrieben ist, sondern von Wunschdenken. Jedenfalls war schon Lenin klar, dass der Sozialismus eine höhere Arbeitsproduktivität als der Kapitalismus benötigt78. Entsprechend negativ sah Willi Dickhut jedenfalls auch die Neuererbewegung79, materielle Anreize80 und Ähnliches. Dieses Gehabe erinnert an eine Parabel aus dem Buch Liezi, in welcher ein Mann seine Axt verlor und im Nachbarsjungen die Charakteristiken eines Axtdiebes zu erkennen vermochte, bis der Mann am nächsten Tag beim Graben seine Axt wiederfand. Anschließend sah er im Nachbarsjungen keinen diebischen Charakter mehr81. Auf ähnliche Weise sieht Willi Dickhut die sozialistischen Maßnahmen nur deshalb als negativ an, weil er den sozialistischen Staaten unbewiesene Unterstellungen vorwirft und auf der Grundlage seiner Unterstellungen, die er wie Fakten behandelt, die Realität interpretiert. Das ist eine idealistische Herangehensweise.

Willi Dickhut wettert außerdem stark gegen “Spezialisten” und “Experten”82 sowie “´rote´ Direktoren”83. Diese waren eigentlich kein Problem an sich. Mao Tsetung sprach davon, dass man “rot und fachkundig” sein müsse. Er schrieb im Jahre 1958:

Die Beziehung zwischen rot und fachkundig sowie zwischen Politik und Beruf bilden die Einheit von zwei Gegensätzen. Die Tendenz, sich nicht um die Politik zu kümmern, muß unbedingt kritisiert werden. Auf der einen Seite soll man phrasendreschende Politiker bekämpfen, auf der anderen Seite aber auch jene Praktiker, die die Orientierung verloren haben.”84

Diese Sichtweise brachte Mao auch noch einmal 1963 klar zum Ausdruck:

Man muß wissenschaftliche und technische Arbeit mit einem revolutionären Geist leisten.”85

Willi Dickhut widerspricht also eindeutig Mao Tsetungs Anschauungen in der Frage der Experten und Spezialisten.

Das größte Problem der Behauptung des “bürokratischen Kapitalismus” für die revisionistische Sowjetunion hat einen Namen: Gorbatschow. Dieser restaurierte, wie unschwer zu erkennen gewesen ist, den Kapitalismus in der Sowjetunion vollständig. Wäre die Sowjetunion bereits kapitalistisch gewesen, wäre dieser Schritt unnötig gewesen. Statt Selbstkritik zu üben, schreibt Willi Dickhut, als gäbe es keinen Knick in seiner Logik:

Der bürokratische Kapitalismus ist nur ein Übergangsstadium zum Privat-Kapitalismus.”86

Der moderne Revisionismus stellt den Prozess der schrittweisen Restauration des Kapitalismus in einem sozialistischen Land dar. Für Willi Dickhut ist Revisionismus aber bereits “bürokratischer Kapitalismus”. Diese “doppelte Restauration des Kapitalismus” ist unlogisch. Und damit nicht genug. Willi Dickhut behauptet auch noch dies:

Die Vollendung der kapitalistischen Restauration benötigte weder Glasnost noch Perestroika, sondern die offene Propagierung des westlichen Kapitalismus, wie dies Boris Jelzin praktizierte.”87

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die kapitalistische Restauration erst unter Jelzin abgeschlossen worden wäre. Das stellt die Behauptung des “bürokratischen Kapitalismus” faktisch in Frage und verkennt, dass unter Gorbatschow bereits die Wirtschaft weitgehend auf eine privatkapitalistische Basis gestellt worden ist. Jelzin übernahm, was Gorbatschow hinterließ. Jelzin beseitigte lediglich die letzten Reste des sowjetischen politischen Systems, welches vorher so ausgehöhlt worden ist wie im heutigen China. Auch die Tatsache, die Willi Dickhut erwähnt, dass eine Schattenwirtschaft in den “letzten Jahren der Sowjetunion” existierte, die einen “umfangreichen privatkapitalistischen Sektor bildete”88, wird für diese falsche Schlussfolgerung komplett ignoriert.

Gorbatschow kommt bei Willi Dickhut noch viel zu gut davon. Er schreibt über die Glasnost:

Bereits unter den Bedingungen von Glasnost, die gegenüber den vollkommen eingeschränkten bürgerlich-demokratischen Rechten der Breschnew-Ära mehr Bewegungsfreiheit boten, schuf sich die sowjetische Arbeiterbewegung neue gewerkschaftliche und politische Organisationen.”89

Damit unterstützt Willi Dickhut im Prinzip den Übergang zu einer offen bürgerlichen Republik. Willi Dickhut redet hier wie ein Sozialdemokrat. Wenig verwunderlich, schließlich war Gorbatschow auch einer. Jedenfalls kann man nicht davon sprechen, dass die sowjetische Arbeiterbewegung erfolgreich neue Gewerkschaften und Parteien gegründet hat – selbst Jahrzehnte später nicht. Seine an späterer Stelle erfolgende oberflächliche, sehr kurze Kritik an Glasnost und Perestroika90 machen diese getätigten Aussagen im selben Buch nicht ungeschehen. Sie zeigen eher einen ideologischen Schlingerkurs an.

Willi Dickhut warf der Sowjetunion auch “Sozialimperialismus” vor91. Abgesehen davon, dass man unmöglich von Imperialismus reden kann ohne eine vollständige Restauration des Kapitalismus (die der behauptete “bürokratische Kapitalismus” offenbar nicht einmal darstellt) ist dieser Vorwurf auch sachlich falsch. Willi Dickhut macht sich zum Narren, wenn er anerkennt, dass die Volksrepublik Mongolei 1971 Waren im Wert von 92,2 Millionen Rubel importierte, während sie nur Waren im Wert von 71,5 Millionen exportierte. Dies war auch auf Wirtschaftshilfe zurückzuführen. Willi Dickhut erkennt zwar an, dass es Schuldenerlass von Seiten der Sowjetunion gab, aber interpretierte die Intentionen dahinter so negativ wie möglich:

Die Erlassung eines Teils dieser Schulden geschieht durch vollständige wirtschaftliche, politische und militärische Unterwerfung der MVR, die die Sozialimperialisten als Aufmarschgebiet für ihre zukünftigen Aggressionen gegen die Volksrepublik China brauchen.”92

Es ist eine komische Art von “Imperialismus”, der Verluste macht, statt Kolonien auszubeuten… In den anderen sozialistischen Staaten sahen die Wirtschaftsdaten ähnlich aus93. Die Sowjetunion subventionierte gewissermaßen ihre verbündeten Staaten. Die Interpretation, dass die Spezialisierung der einzelnen sozialistischen Staaten auf bestimmte Produkte ein Ausdruck des “Sozialimperialismus” gewesen sei, ist mehr als absurd94. Die Spezialisierung erst erlaubt eine Bündelung der Produktivkräfte auf bestimmte wichtige Bereiche und somit erhöhte Effizienz. Diese Tatsache ignoriert Willi Dickhut vollkommen, weil sein vor der Analyse festgelegtes Ergebnis trotz aller Widersprüche noch hochgehalten werden sollte.

Willi Dickhut übte auch Kritik an der Außenpolitik der Sowjetunion. Richtig war die Kritik am Grenzkrieg der revisionistischen Sowjetunion gegen die Volksrepublik China, falsch war die Behauptung, dass “auf sowjetischen Druck hin kubanische Söldner in Angola” eingesetzt worden seien. Dies ist eine üble Verleumdung! Andererseits ist die Kritik an der Unterstützung des DERG-Regimes in Äthiopien korrekt95. Aber diese Außenpolitik kann man nicht ernsthaft als “Sozialimperialismus” abtun wollen!

Willi Dickhuts Schlussfolgerungen sind offensichtlich falsch, was man mittlerweile gewohnt sein dürfte. Aber er zeigte sich nicht bereit, seine Fehler zu korrigieren.

Lenin lehrt uns über den Umgang mit Fehlern:

Einen Fehler offen zugeben, seine Ursachen aufdecken, die Umstände, die ihn hervorgerufen haben, analysieren, die Mittel zur Behebung des Fehlers sorgfältig prüfen – das ist das Merkmal einer ernsten Partei, das heißt Erfüllung ihrer Pflichten, das heißt Erziehung und Schulung der Klasse und dann auch der Masse.”96

Auch in dieser Hinsicht kann sich Willi Dickhut nicht als ein vollwertiger Marxist-Leninist bezeichnen, denn diese Worte Lenins stießen bei ihm auf blinde Augen und taube Ohren. Willi Dickhuts Anschauungen über den angeblich “bürokratischen Kapitalismus” haben mehr mit denen der titoistischen Unabhängigen Arbeiterpartei Deutschlands (UAPD) von 1950/1951 zu tun97 als mit den Anschauungen des Marxismus-Leninismus!

Es gibt aber noch eine Sache, bei der Willi Dickhut zwar das Richtige unterstützte, aber bei dessen Herleitung falsch lag. Willi Dickhut schrieb: “Erst das Beispiel der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion erzeugte bei Mao Tsetung die Idee der Großen Proletarischen Kulturrevolution.”98 Der Teil der “Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion” ist nicht richtig, aber die Übernahme einer revisionistischen Clique in der KPdSU alarmierte Mao Tsetung. Jedoch ist die Idee dazu keine, die nur Mao Tsetung zu eigen gewesen wäre. Schon Lenin erkannte, dass es noch Klassenkampf im Sozialismus geben würde99. Nicht nur das! Auch der sowjetrevisionistische Theoretiker Trapesnikow schrieb in einem 1971 verfassten Lehrbuch:

Bei konsequenter Einhaltung des marxistisch-leninistischen Kurses hat also auch der evolutionäre Weg zur Restauration des Kapitalismus in den Ländern des siegreichen Sozialismus keine Erfolgsaussichten. Was aber wäre, wenn sich die Führung einer herrschenden Partei in den Händen von Opportunisten und Revisionisten befände? Es unterliegt keinem Zweifel, daß dann die Erkämpfung des Sozialismus ernsthaft gefährdet wäre. Aber auch in diesem Fall bedeutet das nicht, daß die Restauration des Kapitalismus bereits beschlossene Sache wäre. Wir sind der Überzeugung, daß sich ein sozialistisches Land nicht auf den kapitalistischen Weg zurückbringen läßt, da das unverzüglich entgegengerichtete Kräfte auf den Plan rufen würde. Angesichts des Verlustes der sozialistischen Errungenschaften würden sich die gesunden Kräfte von Partei und Gesellschaft unbedingt zur Verteidigung des Sozialismus erheben. Als äußerster Ausweg könnte der politische Kampf in einen siegreichen Bürgerkrieg gegen die Feinde des Sozialismus hinüberwachsen.”100

Der Kampf gegen den Revisionismus und die kapitalistische Restauration ist also keine Neuerfindung von Mao, sondern wurde formell selbst von den Sowjetrevisionisten anerkannt. Die revisionistischen Strömungen verurteilen die Große Proletarische Kulturrevolution und überschütten sie mit gehässigen Phrasen, ignorieren aber die Tatsache, dass ihre geistigen Vorväter in der revisionistischen Sowjetunion ähnliche Maßnahmen im Falle einer revisionistischen Machtübernahme für notwendig hielten.

Willi Dickhuts merkwürdige Aussagen über die Planwirtschaft

Willi Dickhuts ökonomische Ausführungen sind nicht nur damit gespickt, dass das Ergebnis vor der Analyse bereits festzustehen scheint, wodurch die Schlussfolgerungen unpassend zur Analyse sind (wie man in der Frage des “Sozialimperialismus” erkennen kann), sondern enthalten auch dem Marxismus-Leninismus feindliche Anschauungen über die Planwirtschaft.

Willi Dickhut erkannte an: “Kapitalistische Gesetze – einmal eingeführt – wirken automatisch.”101 Genau aus diesem Grund darf man eben nicht die Zentralisierung der Wirtschaftsplanung aufgeben. Doch Willi Dickhut war trotz dieser Erkenntnis in seinen Schlussfolgerungen wieder einmal anderer Meinung.

Willi Dickhut behauptete über die Sowjetunion unter Stalin, dass “durch die zentralistische Planwirtschaft” eine “breite Mitwirkung der Massen verhindert wurde”102. Er schrieb davon, dass die Planung in der DDR “verknöchert”103 gewesen sei, nannte sie “bürokratisch-zentralistische Planung”104 und dass es in dieser “bürokratischen Planung” auch “keinen Platz für Experimente”105 gegeben hätte. Abgesehen von der Schwammigkeit des Begriffs “Experimente”: “Experimente” sind aber nur möglich, wenn es keine Planvorgaben gibt. Das wäre eine Marktwirtschaft.

Kurzgefasst: Willi Dickhut äußert sich nie offen für eine Marktwirtschaft, aber beschwert sich stets klar und deutlich über die zentrale Planung. Ein abschließendes Urteil über seine Ansichten zur Wirtschaftsplanung zu fällen, würde also teilweise auf Spekulation beruhen. Deshalb sei an dieser Stelle darauf verzichtet. Möge sich der Leser selbst sein Urteil fällen über Willi Dickhuts antimarxistische Sichtweise auf die Wirtschaftsplanung!

Willi Dickhut endet sein Buch mit: “Vorwärts zum Sozialismus – trotz alledem!”106 Die Frage bleibt nur, wie dieser aus seiner Sicht denn noch aussehen sollte, wenn selbst die Planwirtschaft bei ihm am seidenen Faden zu hängen scheint…

Ein blindes Huhn erkennt ein gepicktes Korn nicht

Willi Dickhut war nicht völlig unfähig, Sachverhalte zu erkennen. Auch er fand manchmal Tatsachen heraus. Der Umgang mit diesen ist aber eine Frage für sich.

Man kann erkennen, dass Willi Dickhut der Kybernetik positiv gegenüberstand107. Walter Ulbricht war bekannt dafür, die Anwendung kybernetischer Methoden für die Wirtschaftsplanung zu unterstützen. Willi Dickhut stellte auch eindeutig fest, dass dies unterbunden worden ist, als Erich Honecker Walter Ulbricht von der Parteispitze verdrängte. Er schrieb:

Als Honecker 1971 mit Hilfe der sowjetischen Führung Ulbricht verdrängte, wurde die Kybernetik aus der offiziellen Leitungs- und Planungsdoktrin verbannt.”108

Willi Dickhut sah das, und dennoch wollte er zwischen Ulbricht und Honecker keinen Wesensunterschied bemerken. Sollte man ihn deshalb nicht eher in Willi Dickhead umtaufen? Nur Dickköpfe sind nämlich nicht in der Lage, ihr eigenes falsches Dogma zu hinterfragen.

Es gibt aber noch ein paar weitere kritische Punkte, die mit der Thematik dieses Kapitels verwandt sind, schließlich lief unter Honecker aufgrund des Revisionismus viel schief.

Den Verkauf von politischen Gefangenen an die BRD bezeichnete Willi Dickhut als “moralische Verkommenheit” und verglich sie mit “feudalem Absolutismus” von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Soldaten an die britische Armee vermietete109. Die Kritik ist polemisch, aber gerechtfertigt. Auch wenn es sich um politische Gegner des Sozialismus handelte, so kann es keine Lösung sein, diese ans Ausland zu verkaufen. Der Vorwurf der “moralischen Verkommenheit” jedoch ist schwach, schließlich gehört Moral in die ideologische Sphäre. Die Kommodifizierung von Menschen ist jedoch tatsächlich eine dem Wesen des Sozialismus widersprechende Praxis.

Zurecht kritisierte Willi Dickhut, dass Honecker DDR-Konsumgüter an “Quelle” unter Wert verkaufte und dass der Milliardenkredit von Franz Josef Strauß an die DDR nicht aus Nächstenliebe erfolgt ist sowie die Kritik an gewissen “bürokratischen Schikanen”110. Das trifft einen wahren Kern. Aber dieser Kern besteht nicht daraus, dass die DDR “bürokratisch-kapitalistisch” gewesen wäre, sondern er besteht im Honecker-Revisionismus.

Entsprechend falsch ist der Vorwurf des “Verrats am Marxismus-Leninismus” durch Ulbricht und Honecker111 falsch. Erich Honecker verriet den Marxismus-Leninismus, nicht Walter Ulbricht. Und aufgrund von Willi Dickhuts falschen Anschauungen könnte man ihm viel eher “Verrat am Marxismus-Leninismus” vorwerfen.

Das zeigt sich auch darin, dass er den Untergang der DDR noch mehr unterstützt hat als Glasnost. Willi Dickhut kritisierte, dass im November 1988 der “Sputnik” in der DDR wegen “gröbster Geschichtsfälschung” gegenüber der Rolle der KPD verboten worden sei, nur um “die Auswirkungen von Glasnost auf die DDR einzudämmen”112. Willi Dickhut unterstützte entsprechend die “Wende”-Demonstrationen:

In zunehmend größeren Massendemonstrationen verbreiteten sich die Forderungen nach freien Wahlen, mehr Demokratie, Reisefreiheit und Beendigung der bürokratischen Gängelung. Das neue Selbstbewußtsein fand seinen Ausdruck in der Losung: ´Wir sind das Volk!´”113

Diese Zeilen klingen wie von einem westlichen Liberalen vom Schlage Helmut Kohl, Willy Brandt oder Hans-Dietrich Genscher, nicht wie von einem angeblichen Kommunisten! Entsprechend heuchlerisch behauptete Willi Dickhut:

Zu Beginn des Jahres 1990 hatte die Volksbewegung der DDR umfassende demokratische Rechte erkämpft; eine Atmosphäre der Freiheit und eines neuen Selbstvertrauens war spürbar und konnte sich entfalten solange die alte Macht der SED noch nicht völlig durch die neuen politischen Strukturen des Bonner Staates ersetzt war. Zu keinem Zeitpunkt hatten die Werktätigen in der BRD derartige politische Freiheiten, wie es sie in dieser kurzen Zeitspanne der untergehenden DDR gab.”114

Das war das Ende der Freiheit, auch wenn Willi Dickhut dies nicht zu erkennen vermochte oder nicht erkennen wollte. Man kam damals vom Regen des Revisionismus in die Traufe des Kapitalismus. Und selbst die unterstützt Willi Dickhut:

Zweifellos kommt den Massen die entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der deutschen Einheit zu. Eine wichtige Unterstützung erhielten sie dabei durch die Völker der Sowjetunion, die ein Militärabenteuer ihrer Führung zur Verhinderung der deutschen Einheit auf keinen Fall hingenommen hätten. Gorbatschow saß bereits 1990 auf einem Pulverfaß und war in seiner außenpolitischen Aktionsfähigkeit mehr als eingeschränkt.”115

Hier sieht man die “theoretische Grundlage”, weshalb die MLPD den 3. Oktober feiert: Willi Dickhut unterstützte die “deutsche Einheit” unter kapitalistischen Bedingungen! Die Ausrede dafür lautet:

Ein solches ´friedliches´ Verschwinden eines Staates und die Auflösung seiner herrschenden Klasse war nur möglich, weil die ökonomische Grundlage der DDR bereits kapitalistisch war.”116

Wundert es dabei eigentlich noch, dass Willi Dickhut den faschistischen Putsch vom 17. Juni 1953 als “Arbeiterproteste”117 abtat?

Willi Dickhut konstatierte außerdem: “Die Herrschaft der Imperialisten, das System des staatsmonopolistischen Kapitalismus, kann die Probleme der Menschheit nicht lösen. Erst recht hat seine bürokratisch-kapitalistische Ausformung historisch versagt.”118 Mit dem “erst recht” betonte er, dass die revisionistischen Staaten für ihn noch ein Stück schlimmer waren als der Westen. Welch eine sonderbare Sichtweise für einen angeblichen Kommunisten! “Historisch versagt” hat Willi Dickhuts falsche Theorie vom “bürokratischen Kapitalismus”.

Genügt das nicht, um zu erkennen, dass Willi Dickhuts Anschauungen offen konterrevolutionär sind?

Zusatz: Bezüglich der Volksrepublik Polen und des Sozialfaschismus

In der “Geschichte der MLPD”, II. Teil, 2. Halbband steht geschrieben:

Nach dem XX. Parteitag der KPdSU übernahmen auch in Polen die Revisionisten die Macht in Partei und Staat, und der Kapitalismus wurde restauriert.”119

Es wird beschrieben, dass vorher die Volksdemokratie und dann der Sozialismus aufgebaut worden sei in Polen. Das zeigt doch, wie lächerlich der XX. Parteitag der KPdSU analog auf alle Staaten im Warschauer Vertrag schablonenhaft übertragen worden ist, als seien diese Staaten allesamt gleichgeschaltet gewesen von Moskau aus (was eigentlich ein westlicher Vorwurf ist!). Polen brach unter Gomulka im Oktober 1956 die Kollektivierung ab und war somit zu diesem Zeitpunkt kein sozialistischer Staat von der ökonomischen Basis her, sondern eindeutig eine Volksdemokratie. Ich bin bereits in einem eigenen Artikel darauf eingegangen, dass Polen nie sozialistisch war und Tito kopierte120. Das heißt:

Die Volksrepublik Polen hatte bis 1956 den Sozialismus nachweislich nicht erreicht. Wie kann dann der Sozialismus beseitigt und der Kapitalismus restauriert worden sein? Offenbar ist für die MLPD bereits die volksdemokratische Übergangsphase “Sozialismus”. Eine solche Ansicht entspricht letztlich der von Bucharin: den Kapitalismus gar nicht erst abzuschaffen! Das ist nichts mehr als Rechtsopportunismus von der Seite Willi Dickhuts. Seiner Logik nach hätte Tito-Jugoslawien dann bis 1948 auch “sozialistisch” sein müssen, obwohl doch die Kritik lautete, dass Tito den Sozialismus gar nicht erst erreichte!

Oben drauf kommt noch der Vorwurf des “Sozialfaschismus” gegen die Volksrepublik Polen unter Jaruzelskis Ausnahmezustand ab 1981121. Dabei lehnte Willi Dickhut den Sozialfaschismusbegriff in seinen Briefen ab und gab Walter Ulbricht noch eine Schelte dafür, diesen in den 50er Jahren als richtig in der Charakterisierung der SPD-Führung angesehen zu haben, aber nicht für die Parteibasis122. Entweder der Sozialfaschismus ist real oder es gibt ihn nicht – Willi Dickhut jedoch behauptet einmal das eine, einmal das andere. Er macht damit aus einer konkreten theoretischen Frage eine Schrödingersche Katze. Das ist keine marxistisch-leninistische Herangehensweise an ein theoretisches Problem.

Entsprechend völlig unbrauchbar sind die Analysen des KABD bzw. der MLPD zur Volksrepublik Polen.

Schlussresümee

Das ZK der MLPD spricht im Vorwort zu Willi Dickhuts Buch “Sozialismus am Ende?” vom “echten Sozialismus”123. Wie soll dieser aussehen, wenn selbst die Wirtschaftsplanung von Willi Dickhut ideologisch demontiert wird? Was bleibt vom Sozialismus überhaupt noch übrig, außer der persönlichen Besserwisserei eines einfachen Arbeiters, der sich nie in der Praxis beweisen musste?

Da Willi Dickhut gerne aus dem Kontext gerissene Zitate von Marx und Engels für seine Zwecke benutzte, so sei dies an dieser Stelle auch mir erlaubt ein Zitat von Engels auf die MLPD anzuwenden: “Der wahre Sozialismus ist durch und durch reaktionär.”124

Dennoch sei klargestellt: Willi Dickhut hatte Potenzial. Er war nicht von Anfang an ein hoffnungsloser Renegat an der Sache des Marxismus-Leninismus. Seine Fragestellung war nicht falsch, sondern traf die Kernproblematik des Revisionismus:

Wieso ist in der Sowjetunion und den ehemaligen sozialistischen Ländern ein solcher wirtschaftlicher und politischer Zusammenbruch, verbunden mit dem Zerfall der nationalen Einheit, möglich gewesen? Wie hat sich eine solche negative Entwicklung der menschlichen Gesellschaft durchsetzen können? Was sind die wesentlichen Ursachen, – vor allem die inneren -, die den Zerfall hervorriefen?”125

Diese Fragen wurden aber nicht mit einer ergebnisoffenen Recherche beantwortet, sondern die Antworten schienen bereits im Vorhinein festzustehen. Wieso er diese falsche Abbiegung genommen hat, ist von außen kaum zu konstatieren. In der Bibel heißt es: “Welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist?”126 Darüber maße ich mir entsprechend kein Urteil an. Die MLPD bläst Willi Dickhut aber vor allem postum ideologisch massiv auf.

Es gibt Abbildungen bei der MLPD, die Marx, Lenin und Willi Dickhut zeigen127. Es gibt sogar ein postumes Kultlied auf Willi Dickhut128. Ein unbedeutender Arbeitersohn (nichts gegen seine Klassenherkunft!) wird regelrecht zu einem Klassiker hochstilisiert, obwohl er keine praktische Erfahrung vorzuweisen hat um den Kampf und den Aufbau des Sozialismus. Dabei lehnte er es zu Lebzeiten sogar ab, Ehrenvorsitzender seiner Partei zu werden129! Und Willi Dickhut wird nicht nur als faktischer Klassiker in Deutschland angesehen, wie wir es etwa mit Walter Ulbricht tun, der den Kurs von KPD und SED zwischen 1925 und 1970 maßgeblich bestimmte und somit auch faktisch der geistige wie auch praktische Vater der DDR gewesen ist; Willi Dickhut wurde in viele Fremdsprachen übersetzt und dessen Werke über ICOR ins Ausland verbreitet. Was sollen die Genossen im Ausland bloß von einer in der politischen Praxis unbedeutenden Persönlichkeit aus Deutschland lernen, das ihnen für ihre politische Arbeit von Nutzen wäre? Die Absurdität sticht ins Auge!

Die MLPD ist letztlich eine der wenigen K-Gruppen der 68er Zeit, die bis heute überlebt hat. Genauso wenig wie die anderen K-Gruppen kann sie sich mit bahnbrechenden Erfolgen für die Sache des Sozialismus in Deutschland schmücken, genauso wenig wie etwa die DKP. Der Schimpfbegriff “MüllPD” für die MLPD hat seinen Ursprung in deren grundlose, auf Grundlage von falschen Dogmen bestehende Verleumdungen von Marxisten-Leninisten, das “Pachten der absoluten Wahrheit”, statt Selbstkritik bei Fehlern zu üben und ihre Unfruchtbarkeit in der politischen Praxis. In der “Geschichte der MLPD”, II. Teil, 2. Halbband heißt es, dass es unmöglich gewesen sei, “die Linie des KABD” anzugreifen, “ohne den Marxismus-Leninismus anzugreifen”130. Indem Willi Dickhut der SED vorwarf, “die Analysen des REVOLUTIONÄREN WEG” der DDR-Bevölkerung vorzuenthalten131, spielte er sich auf, als sei die MLPD der Nabel der Welt. Eine derartige Mentalität besitzt die MLPD als Nachfolgepartei bis heute: Ihre falschen Dogmen geben sie für den Marxismus-Leninismus schlechthin aus. Eine Reihe solcher fehlerhaften Dogmen habe ich auseinandergenommen in diesem Artikel. Diese sind sicherlich nicht alle, aber die wohl wichtigsten MLPD-Dogmen.

Mit den oben angeführten Anschauungen wird sich die MLPD lediglich weiter verrennen. Durch ihr Auftreten ist es ihr auch schwer möglich, außer einigen Toren, die nicht gewillt oder nicht in der Lage sind, selbstständig zu denken und Tatsachen nachzuprüfen, Mitglieder zu generieren, die auch gewillt sind, langfristig zu bleiben. Die Widersprüche zum Marxismus-Leninismus werden den anderen nämlich offenbar, sobald sie diese mit einigen Publikationen der MLPD abgleichen – wie eben den Werken von Willi Dickhut. Sie ist ideologisch am Ende.

Enden wir also damit, wie es in der Bibel heißt:

Klugheit ist ein Brunnen des Lebens dem, der sie hat; aber die Strafe der Toren ist ihre Torheit.”132

2Siehe: ZK der MLPD “Vorwort zur Neuauflage” (März 2024) In: Willi Dickhut “Sozialismus am Ende?”, Mediengruppe Neuer Weg, Essen 2024, S. 5.

3In der Originalausgabe von 1992 wird übrigens kein Autor genannt.

5Siehe: Gabi Fechtner “Willi Dickhut – Ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker”, Mediengruppe Neuer Weg, Essen 2022, S. 14.

6o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 22.

7Ebenda, S. 18.

8Vgl. Ebenda, S. 14.

9Siehe: Ebenda, S. 16.

10Siehe: “Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, I. Teil, Neuer Weg Verlag, Essen 1985, S. 406.

11Siehe: “Gegen den Liberalismus” (7. September 1937) In: Mao Tse-tung “Ausgewählte Werke”, Bd. II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S. 27 ff.

12Ebenda, S. 13.

13“Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 1. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 17.

14“Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 603.

15Siehe: “Über Verfassungsillusionen” (8. August 1917) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 25, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 200.

16https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1922/10/wirtschaftslage.html “Die restlose Enteignung nicht nur der Groß- und Mittel-, sondern auch der Kleinbourgeoisie in Stadt und Land war eine Maßnahme, die nicht nur wirtschaftliche Zweckmäßigkeit, sondern auch politische Notwendigkeit gebot.”

17Vgl. “Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, I. Teil, Neuer Weg Verlag, Essen 1985, S. 408.

18Siehe: Ebenda, S. 90.

19Vgl. Ebenda, S. 409.

20Herzsutra In: Kobo Daishi Kukai “Ausgewählte Schriften”, iudicum, München 1992, S. 138.

21Siehe: “Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 373.

22Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 11.

23“Gruß an die ungarischen Arbeiter” (27. Mai 1919) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 29, Dietz Verlag, Berlin 1984, S. 379.

24“Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 435.

25Vgl. “Zur Frage der Bestimmung der Klassenzugehörigkeit” (1964) In: Mao Zedong “Texte”, Bd. V, Carl Hanser Verlag, München 1982, S. 426.

26Ebenda, S. 427.

27Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 23.

28“Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, I. Teil, Neuer Weg Verlag, Essen 1985, S. 405.

29o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 22.

30Ebenda.

31Vgl. Ebenda, S. 21.

32“Über die Fehler Stalins” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 223.

33Ebenda, S. 225.

34Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 81.

35“Rede auf der ersten Unionsberatung der Stachanowleute” (17. November 1935) In: J. W. Stalin “Werke”, Bd. 14, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976, S. 36.

36Vgl. o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 20.

37Ebenda, S. 19.

38Siehe: Ebenda, S. 68.

39“Über die Fehler Stalins” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 224.

40“Die Stalinfrage” In: Ebenda, S. 147.

41o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 142.

42Mao Tse-tung “Eröffnungsansprache auf dem VIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas” (15. September 1956) In: “Der VIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas”, Bd. I, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1956, S. 10.

43“Begrüßungsansprache des Leiters der Delegation der Albanischen Partei der Arbeit, Genossen Enver Hodscha” In: Ebenda, Bd. III, S. 81.

44Siehe: “Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands”, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 12.

45o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 54.

46Vgl. Ebenda, S. 55.

47Siehe: Ebenda, S. 56.

48Zit. nach: Karl Schirdewan “Aufstand gegen Ulbricht”, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1995, S. 182.

49Vgl. o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 57.

51Zit. nach: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 57.

52Vgl. Ebenda, S. 62.

53Siehe: Willi Dickhut “Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion”, Verlag Neuer Weg, Essen 2021, S. 114.

54Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 46/47.

55Vgl. Ebenda, S. 63.

56Vgl. Ebenda, S. 61.

57Zit. nach: Karl Schirdewan “Aufstand gegen Ulbricht”, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1995, S. 142.

58Ebenda, S. 122.

59Vgl. Ebenda, S. 139.

60Vgl. Karl Schirdewan “Aufstand gegen Ulbricht”, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1995, S. 131.

61Siehe: “Über die Fehler Stalins” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 222.

62“Über den XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion” (4. März 1956) In: Walter Ulbricht “Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung”, Bd. V, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 656. Dieses Zitat besitzt etwas mehr Kontext:

Wenn man von Genossen gefragt wird, ob Stalin zu den Klassikern des Marxismus gehöre, kann man darauf nur antworten: Zweifellos hat Stalin nach dem Tode Lenins bedeutende Verdienste beim Aufbau des Sozialismus und im Kampf gegen die parteifeindlichen Gruppierungen der Trotzkisten, Bucharinleute und bürgerlichen Nationalisten. Als sich Stalins jedoch später über die Partei stellte und den Personenkult pflegte, erwuchsen der KPdSU und dem Sowjetstaat daraus bedeutende Schäden. Zu den Klassikern des Marxismus kann man Stalin nicht rechnen.”

64Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 32.

65Ebenda, S. 36.

66Ebenda, S. 66.

67Siehe: Ebenda, S. 50.

68Filaret von Moskau “Ausführlicher christlicher Katechismus der rechtgläubigen, katholischen, morgenländischen Kirche”, Verlag der Weltreligionen, Berlin 2015, S. 11.

69Siehe: “Kapitalismus in der Sowjetunion” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 282.

70o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 31.

72Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 28/29.

73Siehe: Ebenda, S. 30.

74Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 67.

75Friedrich Engels “Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft” (1876-1878) In: Karl Marx/Friedrich Engels “Werke”, Bd. 20, Dietz Verlag, Berlin 1975, S. 260.

76o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 70.

77Siehe: “Der Platz der Kommunistischen Partei Chinas im nationalen Krieg” (Oktober 1938) In: Mao Tse-tung “Ausgewählte Werke”, Bd. II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S. 233.

78Siehe: “Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht” (März/April 1918) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 27, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 247 ff.

79Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 84.

80Siehe: Ebenda, S. 78.

82Siehe: o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 40.

83Siehe: Ebenda, S. 15.

84“Sechzig Punkte über Arbeitsmethoden (Entwurf)” (31. Januar 1958) In: Mao Zedong “Texte”, Bd. III, Carl Hanser Verlag, München 1982, S. 38.

85“Äußerung bei der Anhörung des Berichtes über den Zehnjahresplan für Wissenschaft und Technik” (Dezember 1963) In: Mao Zedong “Texte”, Bd. V, Carl Hanser Verlag, München 1982, S. 201.

86o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 129.

87Ebenda, S. 133.

88Vgl. Ebenda, S. 51.

89Ebenda.

90Siehe: Ebenda, S. 130/131.

91Siehe: Ebenda, S. 44.

92Willi Dickhut “Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion”, Verlag Neuer Weg, Essen 2021, S. 223.

93Siehe: Ebenda, S. 227.

94Siehe: Ebenda, S. 221.

95Vgl. o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 52.

96“Der ´linke Radikalismus´, die Kinderkrankheit im Kommunismus” (April/Mai 1920) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 31, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 42.

97Vgl. “Weg und Ziel der UAPD” In: Peter Kulemann “Die Linek in Westdeutschland nach 1945”, SOAK Verlag, Hannover 1978, S. 126.

98“Kapitalismus in der Sowjetunion” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 283.

99Siehe: “Ökonomik und Politik in der Epoche der Diktatur des Proletariats” (30. Oktober 1919) In: W. I. Lenin “Werke”, Bd. 30, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 99.

100S. P. Trapesnikow “An den Jähen Wenden der Geschichte – Lehren des Kampfes mit dem Revisionismus in der marxistisch-leninistischen Bewegung”, Dietz Verlag, Berlin 1973, S. 243.

101o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 49.

102Vgl. “Die Stalinfrage” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 148.

103o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 98.

104Ebenda, S. 93.

105Ebenda, S: 92.

106o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 150.

107Siehe: Ebenda, S. 85.

108Ebenda, S. 86.

109Vgl. Ebenda, S. 127.

110Vgl. Ebenda, S. 136.

111Vgl. Ebenda, S. 143.

112Ebenda, S. 138.

113Ebenda, S. 139.

114Ebenda, S. 144.

115Ebenda, S. 140.

116Ebenda, S. 141.

117Ebenda, S: 137.

118Ebenda, S. 149.

119“Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 542.

121Siehe: “Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 554 und o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 124.

122Siehe: “Die Theorie des Sozialfaschismus und die Folgen” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 71.

123o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 7.

124Friedrich Engels “Der Status quo in Deutschland” (März/April 1847) In: Karl Marx/Friedrich Engels “Werke”, Bd. 4, Dietz Verlag, Berlin 1977, S. 42.

125o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 9.

1261. Korinther 2, 11.

129Siehe: “Ehrenvorsitzender” In: “Briefwechsel über Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus”, Verlag Neuer Weg, Essen 1984, S. 284 ff.

130Vgl. “Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands”, II. Teil, 2. Halbband, Neuer Weg Verlag, Essen 1986, S. 586.

131Vgl. o. A. [Willi Dickhut] “Sozialismus am Ende?”, Neuer Weg Verlag, Essen 1992, S. 96.

132Sprüche 16, 22.

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