Zur Frage der Mittelbourgeoisie

Der Artikel existiert hier auch als PDF-Dokument. Es gibt unter Genossen divergierende Meinungen darüber, wie die Mittelbourgeoisie zu behandeln sei. Das liegt sicherlich mit daran, dass dieser Frage im Studium kaum Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Marxismus besitzt auf diese Frage nämlich bereits eine Antwort. Bei der Kleinbourgeoisie führt der Weg zum Sozialismus über die Genossenschaft, während bei der Mittelbourgeoisie der Weg ein anderer ist. Bevor ich auf diesen zu sprechen komme, muss diese Frage geklärt werden: Gab es in der

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Warum nicht einfach aufgeben?

Von bürgerlicher Seite wird uns Kommunisten gerne nahegelegt, einfach den Kampf um den Sozialismus aufzugeben, weil er „aussichtslos“ sei und man dies mit dem Untergang der Sowjetunion ja gesehen habe. Da sind wir aber immer noch. Warum? Marxistische Parteien bestanden schon lange vor der Sowjetunion. Die SPD war von der Gründung bis zum Godesberger Parteiprogramm formell eine marxistische Partei. Auch die KPD machte in ihrer Geschichte stets klar, dass die Arbeiterbewegung aus dem Klassenkampf entspringt, nicht aus der Sowjetunion. Wilhelm

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Volkskrieg – Hier und dort und überall?

Die Gonzaloisten sind wie die Gummibärenbande: Sie behaupten, Volkskrieg funktioniere hier und dort und überall. Die Gleichsetzung von Volkskrieg und Revolution im Allgemeinen zeigt sich bei den Gonzaloisten zum Beispiel hier in einem Beitrag auf „Dem Volke dienen“: „Wir haben nur einige der Forderungen genannt, die wir im Rahmen der Hochhaltung, Verteidigung und Anwendung der Klassenlinie in der Arbeiterbewegung und der Arbeiter im Allgemeinen erheben und bekämpfen müssen, um ihr Bewusstsein, ihre Organisation und ihre Kämpfe zu einem Kampf um

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Thesen über Enver Hoxha

1. Enver Hoxha war einerseits unbestritten ein großer albanischer Marxist-Leninist. Andererseits ist ebenso unbestreitbar, dass er nach 1976 ideologisch durch seine Abkehr vom Maoismus und durch seine selbstgefällige, geschichtsverfälschende dogmatische Art einen bleibenden Schaden in der antirevisionistischen kommunistischen Bewegung hinterlassen hat. 2. Enver Hoxhas Vermächtnis für die albanische kommunistische Bewegung ist primär positiv zu bewerten, aber seine dogmatischen Fehler und vor allem die negativen Auswirkungen auf die Einheit der antirevisionistischen kommunistischen Bewegung sind offenzulegen und aufzuarbeiten. 3. Enver Hoxha ist

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Das Problem der Stellvertretung – Oder: Warum Parlamentarismus nicht gleich Demokratie ist

Der französische Anarchist Élisée Reclus kritisierte schon vor über einem Jahrhundert: „Einmal ernannt, ist der Repräsentant in der Tat unabhängig von seinen Wählern.“1 Es handelt sich dabei um ein Problem, welches man das Stellvertreterproblem nennen kann. Das Problem liegt darin, dass die gewählten Abgeordneten eben Stellvertreter sind, die nicht unbedingt dieselben Ansichten vertreten, wie ihre Wählerschaft. Das erschafft eine Diskrepanz, über die in bürgerlichen Staaten allzu oft stillschweigend hinweggegangen wird. In den sozialistischen Staaten versuchte man diesem beizukommen, indem man

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Marxismus oder Pragmatismus?

Der Begriff des Pragmatismus ist in aller Munde. Sehr viele bezeichnen sich gerne als Pragmatiker, weil sie dort hineininterpretieren „undogmatisch“ oder gar „ideologiefrei“ zu sein. Natürlich sind diese Menschen keine wandelnden Philosophielehrbücher zum Thema Pragmatismus. Dennoch färben grundlegende Anschauungen durch, weil sie zur vorherrschenden bürgerlichen Ideologie gehören. William James war ein solcher Philosoph des Pragmatismus. Dieser erkannte mit Bezug auf Chesterton an, dass jeder Mensch eine Weltanschauung brauche1. Für ihn ist diese der Pragmatismus. Dieser beruht aber methodisch auf wackeligen

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Leserbrief zu „Äquidistanz als Krisenerscheinung der kommunistischen Bewegung“

Liebe Leser, im nachfolgenden ein Leserbrief zum Beitrag „Äquidistanz als Krisenerscheinung der kommunistischen Bewegung“1 von Kommunistisches Gespenst: Hallo, “BSW oder KP ist also eine falsche Fragestellung. Was uns Kommunisten interessieren muss, ist vielmehr die Frage, ob das BSW das Potenzial hat als taktischer Zwischenschritt zur Formierung einer KP einen Beitrag zu leisten. … (Arbeiter) … nimmt das BSW wieder dezidiert diese Menschen in den Fokus ihrer Politik.” Hanns Graaf, (irgendwie noch immer) Trotzkist vertritt den gleichen Standpunkt, den ich hier

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Vielerlei im Milieubrei – SINUS-Milieus statt Klassenzugehörigkeit?

Ein jeder Schüler, der in den sozialwissenschaftlichen Fächern nicht auf Durchzug gestellt hat oder sich in einer Ausbildung zu einem pädagogischen Beruf befindet, kennt sie: Die SINUS-Milieus. Diese werden dargestellt, als würden sie die Gesellschaft realistisch abbilden. Ein wesentlicher Kritikpunkt, der aber in der schulischen Lehre nicht aufkommt, ist die Tatsache, dass das SINUS-Institut ein Privatunternehmen ist. Hinter den SINUS-Studien stecken also ganz offenkundig wirtschaftliche Interessen, schließlich ist es ein Marktforschungsinstitut und keine Hochschule. Es handelt sich dabei also dabei

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Arbeitszeit versus Arbeitsproduktivität – Hilft viel tatsächlich viel?

Die GDL hat im Tarifkonflikt gesiegt: Die 35-Stunden-Woche ist errungen1. Verdi setzte bei der Hamburger Hochbahn eine 37-Stunden-Woche Anfang März 2024 durch2, während Verdi in Hessen im Nahverkehr seit dem Sieg der GDL ebenfalls eine 35-Stunden-Woche fordert3. Aufgrund dessen laufen Liberalen und Konservative bereits Sturm gegen das Streikrecht und Unternehmensvertreter sehen den „Standort Deutschland gefährdet“, weil durch eine geringere Arbeitszeit die wirtschaftliche Lage sich zuspitzen würde. Ist dem wirklich so? Die bürgerliche Seite ist dazu sich auch nicht einig. Es

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Der Kampf um die 35-Stunden-Woche – Das Wiedererwachen der Gewerkschaften

Noch vor genau einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass die Gewerkschaften so sehr zum Leben erwachen würden1. Durch die aktuellen Streikwellen hat Verdi es sogar geschafft, erstmals seit ihrem Zusammenschluss im Jahre 2001 mehr Eintritte als Austritte zu verzeichnen. 193.000 Neumitglieder stehen laut Verdi 153.000 Abgängen gegenüber; das letzte Mal, als so eine Eintrittswelle bestanden haben soll, stritt man in den 80ern um die Einführung der 35-Stunden-Woche2. Um diese kämpft aber derzeit vor allem die GDL in den Bahnbetrieben.

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